3. Teil - Vergebung (212)

Kl: Es ist in dem Kellergang nur noch eine einzige Tür, ein Riesenportal ist das.
Th: Alle anderen Türen sind verschwunden?
Kl: Ja, und dieses Portal ist direkt vor mir. Es ist so riesig, das sieht so schwer aus. Aber es gibt da noch eine kleine Tür in der Tür, und ich weiß, mein Vater wartet dahinter auf mich. (tiefes Luft holen). Ja, dann will ich mal da durch.
Th: Ja, schau mal, wie er dich empfängt, wie er auf dich wartet, ob er sich freut, oder wie sein Ausdruck ist. Wie es dir dabei geht. Es einfach nur wahrnehmen.
Kl: Also, er sitzt da in einem Sessel, die Beine übereinander geschlagen und wippt mit dem Fuß. So, naja, nicht ungeduldig, aber so ein bißchen überheblich. Er hat die eine Hand gegen die Schläfe, mit ausgestrecktem Finger so an die Schläfe gelegt, und in der Hand eine Zigarette. Er sieht nicht aus, wie er heute aussieht. Er sieht so aus wie früher, nur mit einem Schnauzer, ohne Kinnbart und das Haar halt noch ein bißchen voller. - Die Klientin seufzt. - Also Vati, ich sehe, du erwartest mich schon. Er bietet mir einen Platz an, das ist total ungewöhnlich. Ja, also ich setz mich erst mal dazu. ... Ja also, ich muß dir sagen, zum Kaffeekränzchen bin ich eigentlich nicht gekommen. Ich denke, wir müssen mal ernsthaft miteinander reden. Wir haben heute früh eine Vereinbarung getroffen, und ich möchte dich daran erinnern, daß du bereit warst, mit mir, oder anders ausgedrückt, daß du bereit warst, mir die Dinge aufzuzeigen, um ... um mich in die Freiheit zu entlassen. Ja, jetzt nickst du mit dem Kopf.
Th: Ja, was passiert?
Kl: Ja, also, ich sehe meine Mutter mit dem dicken Bauch. Und ich weiß, daß sie mit mir schwanger ist. Meine Mutter sieht ziemlich vergrämt aus. Sie ist ... du bist sauer. Vati ist betrunken. Immer, wenn er betrunken ist, hast du Angst vor ihm. Ich mein, sooo oft ist er ja nicht betrunken. Aber wenn, dann vergißt er sich. Und du hast nie gelernt, im rechten Augenblick die Klappe zu halten. Weißt du eigentlich, daß du ihn nur reizt mit deinen letzten Worten? Ja und da kommt er auch schon. - Die Klientin schnappt nach Luft. - Mutti stichelt mit Vati, daß er schon wieder so spät kommt und, ja, sie streiten sich. Ich bin da eigentlich außen vor. Es ist, als wenn ich das nur so als Szene sehe. Und das geht hin und her. Anfangs noch relativ human. Vati will sich gar nicht streiten, aber Mutti trietzt ihn immer, und dann sehe ich auch schon, wie seine Stirnader anschwillt.
Th: Zeig ihr das mal, vielleicht muß sie nur einfach mal wahrnehmen, daß sie das ganz bewußt macht. Vielleicht weiß sie es aber auch.
Kl: Mutti, merkst du das eigentlich, was du da tust? Du weißt, er ist betrunken, und du weißt aus der Vergangenheit, wenn du ständig weiter stichelst, wird er die Hand heben. Du weißt das. Warum tust du das dann? ... Ja, sie fühlt sich im Stich gelassen. Sie ist resigniert, und aus dieser Resignation heraus hat sie noch so einen ganz, ganz kleinen Rest Wut und ... den spielt ... die spielt sie aus, eben mit Trotz ... und sie stichelt halt. So und da passiert es auch schon, Vati schreit sie an, daß, du gönnst mir auch gar nichts, schreit er. Und: schließlich arbeite ich hart und da darf ich auch mal mit meinen Kollegen ein Bier trinken gehen.
Th: Also jeder fühlt sich im Recht?
Kl: Ja. Und Mutti, du antwortest ihm: denk doch ans Geld und denk doch ans Kind. Ja, jetzt fängt Margarete an zu schreien und Vati ist genervt und schreit Mutti an, bring dein Kind zur Ruhe und Mutti heult, ist dein Kind genauso. Ja und schon schlägt er sie.
Th: Ja, dann greif mal an dieser Stelle ein. Guck mal, was du machen möchtest, wie du es machen willst. Oder du holst deinen Vater von eben herbei, der die Sache aufdecken will. Der kann vermitteln, schau mal, was du machen möchtest.
Kl: (atmet tief) Also, ich hol jetzt meinen Vater aus dem Sessel. Vati, du hast ja die Szene miterlebt eben, genauso wie ich sie miterlebt habe. Findest du das in Ordnung? Ja, ich weiß schon, daß du noch jung bist und daß es schwer ist, für eine Familie zu sorgen und daß ihr keinen Platz habt. Es ist schwer, aber das ist kein Grund, deinen Zorn raus zu lassen, und das in so einer Art und Weise.
Th: Wie sieht er es?
Kl: Ja, er kann nicht anders reagieren, er ist relativ hilflos gegenüber diesen Sticheleien.
Th: Dann erklär das mal deiner Mama, würde ich vorschlagen, damit sie mal ganz bewußt mitkriegt, was sie da macht. Sie drückt auf einen Knopf, dann wundert sie sich, daß die Klingel angeht. Dann soll sie das mal ganz bewußt ausprobieren, damit sie sieht, daß es so ist.
Kl: Mutti, hast du das mitgekriegt, was du da tust, daß du bei Vati auf irgend so einen roten Knopf drückst, und er dann hochgeht wie eine Rakete oder wie so ein HB-Männchen. Das mußt du doch wissen, du hast das schon so oft ge-macht. Findest du das richtig? Es ist also, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, du willst nicht schon wieder schwanger sein und bist wütend auf Vati, daß er dir schon wieder einen dicken Bauch gemacht hat, daß er ausgeht, obwohl du zuhause sitzen mußt und dein Margarinebrot essen mußt, nur damit er was Gescheites auf dem Arbeitsbrot hat.
Th: Also das ist der wahre Grund! Läuft das immer so?
Kl: Dann sag ihm das doch mal! Aber nicht mit Sticheleien! Weil, dann er-reichst du nur diesen roten Knopf. Du mußt dich mit ihm zusammen setzen und vernünftig darüber sprechen. Willst du das? Mit dem kann man nicht sprechen!? Weil, wenn er nüchtern ist, dann ist er ja vernünftig, dann ist er ganz wie, wie ein Familienvater sein sollte? Aber so 1-2x im Monat ... Du willst ihm das ja auch gar nicht verbieten. Du willst im Grunde genommen ja nur mehr Aufmerksamkeit! Du weißt ja, wie er früher in der Kneipe war, daß er geflirtet hat, auf „Teufel komm raus“. Schließlich bist du ihm ja auch auf dem Leim gegangen, nicht wahr? Du bist schlichtweg eifersüchtig, daß das wieder passiert. - Ja, das stimmt. Du weißt, daß du ihn mit deiner Eifersucht auch dahin treibst, daß es dann wirklich so ist. Und jetzt weinst du darüber, weil es schon so weit ist, und du siehst, daß es so weit ist. Und du Vati, das schlechte Gewissen ist es, was sich auf diese Art und Weise bemerkbar macht, indem du einfach mit Jähzorn reagierst. Und wie ist das jetzt zu beheben?
Th: Frag mal deine Mutter, ob sie eine Idee hat, oder deinen Vater. Ich meine, es sind ja erst einmal ihre Probleme. Sie wollen ja auch was von einander lernen. Sag’s ihnen mal. Es ist kein Problem, gemeinsam. Guck mal, wie sie das lösen.
Kl: Also, es scheint nicht nur so, sondern ihr habt tatsächlich ein Problem. Alle beide. Und dieses Problem, wollt ihr es lösen? Ihr müßt das lösen, da gibt es gar keine Frage! Ihr müßt das lösen, weil, sonst hab ich später ein Problem damit!
Th: Genau, und das ist ja nicht deine Sache! Das ist ja erst mal ihre Sache.
Kl: Und genau das müßt ihr jetzt lösen, weil ich nicht in diese Welt geboren werden möchte, um gleich abgelehnt zu werden. Mutti, du wirst dich also mit deiner Schwangerschaft auseinander setzen müssen, und Vati ... Vati, du mußt dich, du mußt lernen, mit deiner Familie auszukommen, daß du jetzt für Frau und Kinder verantwortlich bist und zwar in jeder Beziehung. Also müßt ihr euch zusammenraufen. Und wie geht das am besten? Habt ihr da eine Idee? - Ja, da herrscht Ratlosigkeit. Das nützt überhaupt nichts, daß du die Faust jetzt ballst und auf den Tisch schlägst. Du hast sie geheiratet. Du meinst, du brauchst dir von keiner Frau sagen zu lassen, was du tun oder lassen sollst. Mir scheint, du hast das Problem.
Th: Tja, was machen die beiden?
Kl: Mutti sitzt am Tisch und flennt, und Vati steht am Tisch und hat mit der Faust drauf gehauen, daß die Teller gehüpft sind. Ja und jetzt ist die Puste raus. Vati, du siehst doch diese Szene, die sich da abspielt. Du kannst doch nicht einfach im Sessel sitzen bleiben und nichts tun! Also tu was! Du willst mir doch helfen! Tja, jetzt kommt von dir nur, du willst mich unterstützen, aber helfen muß ich mir schon selber. Aber das ist das Problem, das ihr miteinander habt! Oh, das ist echt ... Ich komme da so nicht weiter.
Th: Sag’s den Beiden. Die sollen das ruhig deutlich sehen. Die sollen sehen, du leidest darunter.
Kl: Mit euch Beiden komm ich so nicht weiter. Und mit dir, wie du da sitzt und dieser Szene zuguckst, komme ich auch nicht weiter. Das ist, irgendwo ist das ..., total schlecht ist das. Ich fühl mich total beschissen, und ich hab irgendwie das Gefühl, wenn ich jetzt nicht aufpasse, dann laß ich mich da in so eine Rolle drängen, wie Mutti da jetzt sitzt und nur wieder irgendwo in Verzweiflung, daß das dann ausartet, und daß ich im Gefühl total ohnmächtig werde. Du hast mir versprochen, daß du mir hilfst und jetzt läßt du mich im Stich. Das finde ich total unfair!
Th: Spür das mal, das ohnmächtig werden, das verzweifelt werden, woher du das kennst. Und guck mal, da ist anscheinend, daß es auch in so einer Situation stand.
Kl: Ja, es kommen in rascher Folge eigentlich immer nur Streitszenen zwischen meinen Eltern. Und ich steh dabei und weiß nicht, wie ich helfen kann, wie ich mich verhalten soll, damit sie mich gar nicht erst richtig wahrnehmen. Auf der anderen Seite wünsche ich mir, daß sie mich wahrnehmen.
Th: (sehr aufmerksam) Oh, was war das? Hast du gerade gehört, was du eben gesagt hast? Daß du möglichst nicht wahrgenommen wirst.
Kl: Ja, aber ...
Th: Kennst du das Muster in deinem Leben? Aufpassen, nicht wahrgenommen zu werden? Nicht auffallen, oder wie auch immer?
Kl: Na ja, wenn sie mich in so einer Situation wahrgenommen haben, dann war die Gefahr relativ groß, daß ihr gegenseitiger Frust auf mich oder auf meine Geschwister übertragen wurde, und daß wir dann ...
Th: Ja, ja, das war schon sinnvoll, nicht wahrgenommen zu werden, möglichst gar nicht auf dieser Welt zu sein. - Die Klientin weint. - Sag’s deinen Eltern mal, was sie eigentlich damit produziert haben, daß du nicht gerne da warst.
Kl: (unter Weinen) Also, mit euren Strei-tigkeiten fühl ich mich so unwohl, daß ich am liebsten gar nicht da wäre, und deswegen bin ich auch so krank geworden, mit 6 Wochen schon. Da wollte ich einen Rückzieher machen, aber da habt ihr mir gezeigt, daß ich ..., daß ihr mich wollt, und jetzt streitet ihr immer und ständig. (weint) Ich wäre am liebsten erst gar nicht aus dem Bauch raus gekommen. Ständig dieses Geschrei und Beleidigt-sein. Und dann deine unbezähmbare Wut, deinen Jähzorn. Worauf warst du überhaupt wütend? Auf die Fesselung, auf die Ehefessel, auf die Verantwortung. Ja, mein Gott, (wütend) wenn das Bum-sen Spaß gemacht hat, dann mußt du auch an die Folgen denken. - Die Klientin beruhigt sich allmählich wieder.
Th: Wie reagieren denn die beiden darauf, wenn sie so deinen Schmerz sehen?
Kl: Betroffen.
Th: Schon mal gut. Anscheinend waren sie sehr betroffen, als du mit 6 Wochen schon wieder gehen wolltest. - Die Klientin bejaht. - Du hast sie anscheinend ganz kurz mal erreicht.
Kl: Jetzt ist eine Szene, wie sie am Kinderbett stehen, nein, am Wäsche-korb! Ich hab im Wäschekorb gelegen und war total zusammengeschrumpft. Der Arzt ist ständig da. Der weiß gar nicht mehr, wo er die Spritze noch hin machen soll und fast schaffe ich es, ihm zu entschlüpfen.
Th: Rede mal mit ihnen, sag’s ihnen.
Kl: Ich will weg, aber ihr haltet mich fest. Ich will sogar gern wieder weg, (weint wieder) und doch spür ich, daß ich bei euch bleiben muß, daß ich ..., daß ich mich ganz bewußt in eure Familie hab schleusen lassen ... daß ich in diese Familie gehöre und jetzt haltet ihr mich fest. Und für einen Augenblick der Ewig-keit, da bekomme ich eure grenzenlose Liebe, und ich weiß, daß diese Liebe für mein Leben reicht, (tiefes emotionales Luft holen) daß ich mich nur erinnern brauche, was immer auch passiert.
Th: Geh mal zur heutigen Margarete hin, und zeig ihr, daß es gereicht hat, daß es zwar heftig war, aber daß es trotzdem gereicht hat. Du hast überlebt bis heute, mit dieser Geste damals, mit dieser Wahrnehmung damals, daß es so intensiv war.
Kl: Du hast das jetzt alles gesehen, wie im Film. Hast du das auch gespürt? Das, was ich gerade gespürt habe? Ich weiß, daß du dich daran nicht erinnern kannst, aber ... Du bist auf dem Weg dazu. (Seufzen und tiefes Atmen)
Th: Schau mal, wie sie reagieren, die beiden.
Kl: Sie nehmen sich in den Arm.
Th: Schau mal, wie es ist für dich. Wie du es wahrnimmst.
Kl: Es ist, die große Margarete hat die kleine Margarete auf dem Arm (weint heftig). Dieses Gefühl, warum hab ich das verloren. (weint verzweifelt)
Th: Spür mal, du hast es ja wiedergefunden.
Kl: Ja, (beruhigt sich, hustet) dieses Ge-fühl in diesem kleinen Babykörper, das umspannt uns jetzt beide. Und fängt zu leuchten an, und ich weiß, ich brauch es nur aufzunehmen, und ..., und ich weiß, es ist längst in mir drinnen. Es ist rein gekommen mit meinem Anteil. Mit dem Anteil der Liebe, ... und der Sehnsucht nach Geborgenheit. Die Geborgenheit selbst, und irgendwie weiß ich, daß es nur so ein ..., die Anteile, die in mir sind, die zeigen mir das, damit, daß sie mir helfen. - letzte Session - Selbst, wenn mein Vater mir noch nicht hilft. Und jetzt kommt eigentlich auch mein ..., mein Schatten. Na, nicht der Schatten, aber die farblose Gesellschaft, die sitzt jetzt auch in dem Raum und macht sich bemerkbar und feuert mich an, ich darf nicht aufgeben. Ich darf mich nicht von diesem stur da im Sessel sitzendem Typen einschüchtern lassen. Und (empört) der macht mich auch wahnsinnig, weil, du hast die Szene genauso gesehen wie ich, und ... und du bleibst da einfach total unbeteiligt! Erzählst mir da irgendwelche Erklärungen, warum, wieso, weshalb. Aber das ist überhaupt nicht das Thema! Das Thema ist, du mußt etwas verändern! Und wenn du nichts veränderst, dann verändert sich für mich nichts. Du mußt also was tun: Und wenn du einfach so sitzen bleibst, dann komm ich nicht weiter. Ich fordere dich also jetzt auf, etwas zu tun! Ja! Der tut einfach nix.
Th: Ja, guck mal, was du machen möchtest.
Kl: Ja, im Grunde genommen möchte ich ihm eine runter hauen. - Der Therapeut fordert auf, es zu tun. Die Klientin bekommt einen Schlagstock in die Hand, traut sich aber nicht, ihn zu benutzen. - Ja, aber ich kann das irgendwie nicht. Da fehlt mir etwas.
Th: Ah ja, kann der vielleicht auch was nicht tun, weil ihm was fehlt? Frag mal. Weil er nichts tut!
Kl: Ich glaube eher, er ist bockig. - Die Klientin soll es ihm sagen. - Fehlt dir irgendwas, weil du nichts tust, oder bist du nur bockig? Der lacht mich einfach nur aus und läßt mich zappeln, wie an einer langen Leine.
Th: Ach ja, da wurde schon etwas gelegt. - Die Klientin bestätigt. - Ja, dann mußt du an dieser Stelle einsteigen, da mußt du deine Handlungskompetenz sichern. Da hat er die Macht, der lacht dich aus. Da mußt du was tun. Tut dir der Oberarm weh?
Kl: Der gibt Ruhe, nur meine Hände krib-beln, aber irgendwie glaub ich schon, daß ich Hilfe brauche. Aber da ist ja auch noch meine Wut, die da so mutterseelen alleine rumsteht, die könnte mir ja helfen. - Sie soll es der Wut sagen. - Wut, komm doch einfach mal her. Nimm mal ein bißchen Farbe an und verbinde dich mit mir.
Th: Da steckt elementare Lebensenergie drin.
Kl: Ja. Du willst doch von mir angenommen werden, das hast du mir doch ge-zeigt. Also jetzt mußt du auch ein bißchen was tun. Weil, du siehst doch, daß ich es alleine nicht schaffe. Also beweg deinen Hintern und komm hierher! Und ein bißchen farbiger! Weil so ..., wer weiß, wo du deine Energie vergraben hast. Ja, nun beweg dich. Ach, das ist alles? Und ihr Anteile, ihr wollt doch auch, daß wir eins werden. Ja, das ist lächerlich: Meine Eltern streiten sich munter weiter, mein Vater sitzt da im Sessel. Die Wut steht da noch ein bißchen zögernd ...
Th: Tja, da mußt du jetzt mal eingreifen, sonst bleibt alles beim Alten, heißt das auch. (tiefes Atmen) Ist ganz egal, was du jetzt machst, guck, was du machen möchtest. Es geht immer um den ersten Schritt.
Kl: Also erstmal, erstmal möchte ich einfach, daß du dich aus deinem scheiß bequemen Sessel raus bewegst. Los, steh einfach mal auf. Ja und dein Qualmen, weißt du was, ich nehm dir jetzt einfach die Zigarette weg und hau dir die blöde Hand von deinem Kopf. - Die Klientin schlägt zunächst vorsichtig und zögernd mit dem Schlagstock, der Therapeut schlägt zur Verstärkung auch kurz zwei mal mit einem zweiten Schlagstock Dhyando auf den Boden. - Los steh jetzt auf! Los, beweg deinen Arsch! (wütender). Nichts passiert. - Die Klientin atmet nur schnaufend durch die Nase.
Th: Und, hört er auf deine Worte?
Kl: Nicht so richtig. - Sie soll es ihm lauter sagen. - Aber immerhin hat er sein Bein, seine Beine stehen jetzt nebeneinander. Und seine Hände sind auf den Lehnen und ER wird wütend. Aber das ist nicht Sinn der Sache! WUT, du kommst in meine Richtung und nicht in seine Richtung! - Der Therapeut klopft drei mal mit dem Schlagstock zur Bekräftigung auf den Boden.
Th: DU mußt reden, du mußt es ja erlauben! DU mußt, denn ER braucht es ja nicht mehr.
Kl: Weil, wenn du dich mit ihm verbündest, dann bin ich die Blöde.
Th: Und so warst du es ja wohl auch die ganze Zeit, nicht wahr? - Die Klientin bestätigt. - Ja, dann mußt du jetzt etwas anderes machen, schätze ich. - Er schlägt ganz kurz mit Dhyando auf den Boden.
Kl: Also, ich geh jetzt erstmal dazwischen und hole die Wut auf meine Seite und trenne die beiden. - Prozeßmusik im Hintergrund wird eingespielt. - Und ihr Schattengewächse da, ihr kommt gefälligst auch auf meine Seite, daß ihr gar nicht erst Gefahr lauft, euch wieder mit ihm zu verbünden. Und ihr gebt Ruhe da oben.
Th: Mit wem sprichst du? - Die Klientin erklärt, mit den streitenden Eltern, und der Therapeut haut dazu einen kurzen Schlagauf den Boden. - ... und, folgen sie dir? - Die Klientin verneint. - Es geht auch ein bißchen lauter! - Erneuter Schlag durch den Therapeuten. Die Klientin knetet und biegt ihren Dhyando, kann sich aber immer noch nicht zum Schlag entschließen. - Ja, es geht noch ein bißchen lauter.
Kl: Das wollen wir einfach mal testen. - Die Klientin schlägt vorsichtig auf den Boden, und ist von der Wirkung überrascht. - Die Wut kommt zu mir. - Sie schlägt nochmal.
Th: Es ist eine elementare Energie.
Kl: Aber ein bißchen farbiger könntest du werden. (schlägt wieder) - Der Therapeut rät ihr, sich aufzusetzen und zu schauen, was die beiden jetzt machen. - Also, so geht das nicht. Wenn ihr mich verarschen wollt, alle beide, dann zeig ich euch jetzt, wer hier der Boß ist! - Musik laut. - Schau hin dabei, guck, ob sie reagieren. - Die Klientin ist wütend und fängt an, heftig zu schlagen, der Therapeut unterstützt sie mit lauter Prozeßmusik und kräftiger Schlägen mit dem zweiten Dhyando.
Th: Da scheint sich was getan zu haben. Da ist ein Lachen in deinem Gesicht.
Kl: Also die Wut, die ist jetzt bei mir, die hat eine kräftige rote Farbe angenommen.
Th: Oh ja, du hast sie angenommen, heißt das im Klartext. Du hast sie angenommen. Sie war schon immer so rot. - Die Klientin ist erschöpft, aber sie freut sich. - Na, dein Papa, was macht er?
Kl: Die beiden Streithähne sind gar nicht mehr da, und mein Vater? Jaha, da staunst du, he? Ja, da stehst du nun hinter deinem Sessel und hast Angst, daß du auch was abkriegst! - Sie schlägt noch mal kurz und kräftig auf den Boden. - Wie oft hast du die Hand hochgehoben, gegenüber Mutti, (schlägt) und Mutti ist auch nur ein Anteil von mir. Und mich hast du auch geschlagen. (schlägt) Ja, mich, meine Schwester, die alle Anteile von mir sind. Weißt du, du kannst das ja sehen, ich kann dir jetzt für jeden Schlag einen zurück geben. - Sie schlägt im Takt ihrer Silben der Worte auf den Boden. - Ja, für jeden Schlag! Weißt du, wie lange wir dann hier sitzen? Tag für Tag, Stunde für Stunde, Jahr um Jahr. 44 Jahre bin ich jetzt, und immer noch hast du mich nicht losgelassen. Schau es dir an! Du siehst, die Wut ist jetzt bei mir und nicht bei dir. Jetzt stehst du da ganz alleine und mußt die Prügel aushalten, obwohl ich bislang nur auf den Sessel kloppe. Ich könnte ja auch deinen Rücken nehmen, nicht?
Th: Probier es doch aus. Mal gucken, was passiert.
Kl: Der wird ja jetzt schon immer kleiner.
Th: Vielleicht braucht er ja die Erfahrung auch, daß er den Schmerz mal spürt, den er immer ausgeteilt hat.
Kl: Brauchst du das? Der ist jetzt schon am Heulen. Häufchen Elend! Ja, da staunst du. Aber uneinsichtig, wie du bist, mußt du das selber spüren (schlägt) - Der Therapeut pflichtet bei. - Nimm die Brille ab (wütend).
Th: Vielleicht ist das wichtig, daß er das zur Erlösung braucht, daß er das mal genau spürt, das kann sein.
Kl: Du, weißt du was? Wehren wirst du dich nicht können. Konnte ich mich jemals wehren? (schlägt) Klein machen mußte ich mich, unsichtbar, nur damit ich keine Prügel abbekomme. (total wütend) Und da nützt es auch nichts, wenn du meinst, daß ich immer dein Liebling war. Dadurch hast du meine anderen Anteile alle vor den Kopf gestoßen. Das geht nicht! Das ist falsch! Sieh das ein! Gefesselt und ohnmächtig, genau das ist es! Du mußt erstmal gefesselt werden (atmet schwer) und jetzt kriegst du Prügel auf dein altes Kreuz. (weint wütend) - Der Therapeut unterstütztmit Schlägen und Worten. - Und es ist mir egal, ob du Kreuzschmerzen hast oder nicht, und du weißt, es ist mir auch egal, ich hab auch geschrien, stumm, jahrelang stumm, - Musik wird eingespielt. Die Klientin schlägt. - stumm! - Die Klientin bricht weinend zusammen.
Th: Zeig ihm doch deinen Schmerz, den soll er sich anschauen.
Kl: Siehst du meinen Schmerz, meine Verzweiflung? Nie hast du meine stummen Schreie gehört. Ist es das, was du wolltest? Das Wimmern nützt dir auch nichts. Das ist nicht die richtige Art der Liebe, die du mir zeigst.
Th: Was sagt er denn, wie reagiert er?
Kl: Er wimmert, daß er mich liebt. Und daß ich ungerecht bin. Ich bin (sehr wütend, im Takt der Worte schlagend) überhaupt nicht ungerecht! Pah, ich darf doch einen alten Mann nicht schlagen! Blödsinn! (schlägt) Darf man kleine Kin-der schlagen? Schwangere Frauen in den Bauch treten, daß man es bis rein spürt, - Der Therapeut bekräftigt. - so daß man gleich wieder verschwinden will. Idiot, du. Hoffnungsloser Idiot, (erschöpft, schwer atmend) bist du immer noch so uneinsichtig? Du kannst noch mehr Prügel kriegen. - Die Klientin wird wieder wütend. - Bin gerade in der richtigen Verfassung.
Th: Das sind alles Sprüche, die du von ihm kennst, nicht?
Kl: Genau. - Die Klientin kommt allmählich wieder zur Ruhe. - Tja, da sitzt du nun, hängst da an deinem Strick wie ein Häufchen Elend. Glaubst du nun, daß ich der Boß bin? Du bist gar nichts, ohne mich! Und wenn du dich nicht fügst, dann bist du noch weniger!
Th: Ja, er könnte sich zum Beispiel mal entschuldigen, dafür, daß er dich geschlagen hat.
Kl: Genau. Das ist überhaupt die Idee. Was hältst du davon?
Th: Bei der kleinen Margarete, laß sie mal kommen. Guck mal.
Kl: Das tut gut. Da marschiert eine ganze Batterie von Margaretes auf, in allen möglichen Altersstufen. Du entschuldigst dich jetzt bei jeder einzelnen! -Der Therapeut pflichtet ihr bei. - Los, da hilft es nichts, störrisch zu sein! Los! (schlägt) Verdammt!
Th: Ja, das ist auch seine gute Chance, er kann es wieder ein bißchen gut machen.
Kl: Weißt du das nicht, daß das deine Chance ist, daß wir zusammen finden können? - Musik wird eingespielt. Die Klientin schlägt die ganze Zeit wütend. - Brauchst du den Leidensdruck? Kannst du haben! Hier und hier und noch mehr und noch mehr und noch mehr, los jetzt! (die Wut verraucht) Na, wie sieht’s aus? Du brauchst mir keinen Sarkasmus vorzuwerfen. Ja, von wem hab ich den denn?
Th: Genau, laß ihn das erst mal spüren, wie sich das anfühlt.
Kl: Genau. Siehst du, dein Rücken ist schon aufgeplatzt, toll, nicht? Wie da die warme Suppe runterläuft! Genauso hab ich mich gefühlt, als ich den Teller an den Kopf gekriegt hab. So hat Mutti sich gefühlt, als du ihr die Nase zerdeppert hast.
Th: Ach, schön, hol sie herbei. Sie soll zugucken.
Kl: Mutti siehst du? Komm ruhig her, willst du auch einen Prügel? Hier hast du einen (schlägt wieder), der kann das ab, der muß das auch mal spüren. Daß er daran stirbt, das hat überhaupt nichts damit zu tun, das ist reiner, reiner Überlebenskampf.
Th: Das ist Rache. Rache, die darf sein.
Kl: Rache, Rache, oh, da springt meine Rache in dem farblosen Häufchen hervor.
Th: Ah, ach ja, die darf sein, jetzt darf sie da sein. - Die Klientin ruft die Rache zu sich. - Ja, laß sie mitmachen.
Kl: Und schon wirst du farbiger - Die Klientin schlägt noch immer. - Toll. Wer ist denn eigentlich noch in der Riege? Ja, da leuchten noch ein paar! Gott, kommt alle her für die Prügel! Siehst du Vati, akzeptierst du immer noch nicht? Guck mal, Mitleid und Mitgefühl halten sich ganz klein, die sind mit mir. Die arbeiten mit mir zusammen. Was sagst du nun? Ich glaube, ich muß dich wirklich alle machen. Bist du wirklich so uneinsichtig?? - Aufputschende Musik wird eingespielt. - Was willst du eigentlich noch, he? Komm, was fehlt dir? Sag’s, spuck es aus. Erhandeln brauchst du mich eh’ nicht. Hier existiert keine Lüge. - Der Therapeut bestätigt sie. Sie schlägt kurz. - Das gilt überhaupt nicht. Das gibt es hier überhaupt nicht. Hier ist nur die Wahrheit angesagt. So, wie du dich verhältst, da sind wir hinterher beide geschafft, das kannst du wohl annehmen. Aber das ist mir scheißegal. Wir kämpfen das jetzt aus. - Der Therapeut bejaht. - Und wenn du nicht mitmachst, dann prügle ich so lange auf dich ein, bis du platt bist. Da kannst du sicher sein. Das ist für den Teller und das ist für die Prügel, die Margarete und Kalle eingesteckt haben, weil ich mich nicht getraut habe zu sagen, daß ich es war. - Während all der Zeit schlägt die Klientin wütend und kräftig auf den Boden. - Da kommen meine Schuldgefühle her und die gebe ich dir jetzt zurück. Nur daß du es weißt. Aus Angst geboren, aus einer Angst heraus. Es ist doch nicht zu fassen. - Die Wut der Klientin schlägt um in Verzweif-lung) Siehst du eigentlich, wie un-menschlich du warst, Zuckerbrot und Peitsche! Ach, du bist auch nicht dran krepiert? (wütend) Da hat das überhaupt nichts mit zu tun! Wenn du ein Problem mit deinem Vater hast, dann mach das mit deinem Vater aus und nicht mit deinen Kindern.
Th: Ah ja, hol doch gerade mal den Papa von ihm herbei. Deinen Opa, er soll sich das angucken, wohin ihn seine Erzie-hung geführt hat.
Kl: Siehst du Opa, so kennst du mich nicht, ne? Und so kennst du deinen Sohn auch nicht. So was spielt sich immer hinter verschlossenen Türen ab. Aber irgendwo bist du genauso daran beteiligt. Du kannst dich gleich dazu gesellen, da kriegst du gleich welche mit. - Sie schlägt wieder voller Wut drauf los. - ... von wegen, mir hier vorspielen, der liebevolle Opa zu sein. Du hast deinen Sohn verkorkst und der verkorkst uns damit. Und die Schuldgefühle kannst du gleich mitnehmen, mit in dein Grab ... Na, der ist aber ganz schön erstaunt! - Die Klientin beruhigt sich wieder. - Aber er hat es weggesteckt und eingesehen. - Der Therapeut fordert zur direkten Kommunikation auf. - Opa, ich sehe, daß du das weggesteckt und eingesehen hast. Ich sehe, daß du weißt, daß dein Asthma daher gekommen ist. Du hast deine Strafe schon zu Lebzeiten gekriegt. Ich sehe, daß das ..., daß du das weißt. Ok, ich gönne dir deinen Frieden. Aber es ist gut, daß du gesehen hast, was aus deinem Sohn geworden ist.
Th: Wenn er mag, kann er sich bei seinem Sohn entschuldigen, frag ihn mal, ob er das will, und dann braucht dein Vater dich nicht so merkwürdig zu erziehen.
Kl: Ja, Opa, du bist ja nun schon sehr einsichtig. Mein Vorschlag wäre, entschuldige dich bei Vati, dann hast du deinen Frieden. Genau, dann kann er vielleicht liebevoller sein. Das ist gut, das ist richtig gut. Dieses zusammengeschlagene Häufchen Elend da akzeptiert deine Entschuldigung. - Sanfte Musik wird eingespielt. - Ok, und was mach ich jetzt mit dir Fleischklumpen? (atmet schwer) Bist du jetzt einsichtiger? - Ja ja, aber an mein Mitleid brauchst du nicht zu appellieren, wenn du das nicht einsiehst. Du mußt es aussprechen! Du mußt es aussprechen, - Noch einmal schlägt sie zur Bekräftigung auf den Boden. - ... daß du mich als Boß akzeptierst! ... und zwar bedingungslos! Ohne irgendwelche Bedingungen! Guck mal, da sind meine Anteile, die kriegen alle Farbe (schlägt) Los noch mal, du weißt es doch. (wütend schlagend) So und noch einen auf den Deez. - Die Klientin ist total erschöpft.
Th: Ja, und bei den ganzen kleinen Mädchen Margarete, bei der Margarete soll er sich auch entschuldigen, für sie da sein, versprechen, für sie da zu sein. Jeden Fall hat er da zu sein.
Kl: Also, ich hab dir gesagt, was ich von dir erwarte. Und das tust du jetzt. los, rappel dich da wieder aus. Aus deinem Unrat da. Und jetzt gehst du vor die ganze lange Reihe Margarete und sprichst mit jeder. Und du sagst ihr, jeder einzelnen, daß es dir leid tut, daß du sie liebst. Das tust du doch, oder? Das hab ich mir gedacht. Ja, aber du weißt ja, Liebe geht gar seltsame Wege.
Th: Ja, diesmal den direkten Weg.

Kl: Ja, also, da rappelst du dich hoch. Nee, nee, fang bei der kleinsten ungeborenen an. Nicht bei mir. Nachher verzeih ich dir und bin nicht mehr imstande, dir eins überzubraten. - Ja, du siehst ja, daß sie ziemlich klein ist. Wie klein, im 7. Monat. Erinnere dich! hmhm, siehst du, jetzt lacht sie. Es geht doch!
Th: Sie freut sich, einen tollen Papa zu haben.
Kl: Ja, und jetzt zur nächsten. 2 Wochen war ich alt, da ging dir mein Geschrei auf den Keks, nicht? Los vorwärts! Ich weiß es, (schlägt wieder wütend) Sag’s ihr! Aber die erste hast du geschafft, (Schlag) also schaffst du auch die nächste. Siehst du, wie sie lacht! Ja, so ist es gut, alle lachen sie ... Nee, nicht aufhören, (schlägt) nicht aufhören! Es sind noch ein paar, (schlägt wieder) guck, und die lachen noch nicht, die brauchen die Gewißheit von dir! Jede einzelne ...
Th: Und es ist für ihn eine Chance, das soll er nicht vergessen.
Kl: (schlägt) Deine Chance ist es.
Th: ... Frieden zu schließen, sonst arbeitet er in dir weiter ...
Kl: Wie fühlst du dich denn? hmhm, schlecht, gedemütigt? Weißt du, ein biß-chen Demut ist gar nicht so verkehrt in diesem Leben.
Th: Ja, das ist auch eine Gefühlsregung, die gehört auch dazu.
Kl: Und fühlst du nicht, spürst du nicht, daß aus deiner Demütigung etwas anderes hervorsteigt? Siehst du, da darf auch der Stolz wiederkommen. Ja, aber aufgeben nützt nichts. Du machst das gleich, du hast erst die Hälfte geschafft. ... mhmh, gut, weiter so. So, das ist die schwerste, oder? Weißt du noch, was du ihr gesagt hast? He, erinnere dich! Du weißt es nicht? Soll ich dir nachhelfen? - Die Klientin schlägt sehr wütend. - Was hast du ihr gesagt? Eine Hure ist sie!! Hast du gesagt!! Das verlangt mehr als nur eine Entschuldigung. - Der Thera-peut pflichtet bei. - Los! Ja, sie nimmt sie nicht an, he? Ja und, was willst du tun? Sie muß sie annehmen, also tu etwas! (schlägt wütend) Los, sie will sie nicht? Du mußt mehr tun, los, runter auf die Knie, los bitte sie um Verzeihung, jetzt! Runter, los! ... Siehst du, es geht doch! (schwer atmend) Nicht wahr, das tut weh, hingehalten zu werden. Siehst du, die Margarete kann dich auch hinhalten. Die kann sich dir sogar verweigern! Siehst du das? Ist das nicht toll? Toll ist die Margarete, richtig toll. Meinst du, Füße küssen hilft? Das muß aus ehrlichem Herzen kommen, aus deinem Innern. Ja, genau so. - Während der ganzen Zeit, schlägt die Klientin immer wieder kurz und kräftig auf den Boden. Der Therapeut unterstützt immer wieder durch Einwürfe und Beipflichten. - Endlich, nun ist es gut. Da kommt jetzt aus der Herzgegend von dir so ein Lichtstrahl mit der Bitte um Vergebung.
Th: Ja, das ist gut. Und dann sei ganz ehrlich und schau mal, was du tun möchtest.
Kl: Ja, dieser Lichtstrahl, der geht rein in die Mitte, dahin, wo das Druckgefühl im-mer war. - Die Klientin soll es ihm zeigen. - Siehst du, wo dein Lichtstrahl hingeht? Wie da ein Loch entsteht, durch das dieser Strahl reinfließt und runterfällt bis zu den Füßen. Oh, hm, oh, (atment heftig) Oh gucke mal, das ist jetzt schon gestiegen bis zum Bauchnabel. - Sanfte Musik wird eingespielt. Die Klientin weint, hat genug Zeit, ihre Emotionen fließen zu lassen.
Th: Wie geht es ihm, was meint er dazu? Wie sieht er aus?
Kl: Er kniet immer noch vor der Marga-rete, aber sie ist aufgefüllt, total mit diesem Licht und hat ihre Hände über seinen Kopf gehalten und hat ihm etwas von dem Licht zurück gegeben.
Th: So als ob sie ihn segnet?
Kl: Ja, und das ist so ein tolles Gefühl. -Sie soll ihre Mutter mal herbeiholen, da-mit diese sieht, was der Vater braucht. - Mutti, siehst du, was er braucht? Er braucht nur einen Menschen, der ihn so liebt, wie er ist. Siehst du das? Der ihm Halt gibt, daß er deine Stärke nicht als Bedrohung empfinden muß. Du weißt, daß du stark bist. Auch wenn du das nicht wissen willst. Du siehst dich immer nur als schwach, aber das stimmt nicht. Du bist die Starke. Bei ihm ist das nur Schein und er braucht deine Stärke. Deine richtige Stärke. Bist du bereit, ihm das zu geben? - Musik wird langsam immer lauter. - Siehst du Vati, Mutti kommt auf dich zu, sie hilft dir sogar wieder auf die Füße. Ist das nicht schön? (erlöstes Seufzen) Jetzt nehmen sie sich beide in den Arm. Aber ihr wißt, daß der Weg noch nicht zu Ende ist. Da stehen noch ein paar Margaretes und schaut euch die an! Die wollen auch dieses Leuchten, sonst werden sie neidisch auf die Kleinen und das geht nicht. Geht gemeinsam diesen Weg, es sind ja nicht mehr so viel, und entschuldigt euch gemeinsam. Siehst du, es geht doch. Und zu zweit geht es vielleicht besser für euch. (seufzt) Ja Mutti, bei dieser Margarete kannst du dich auch entschuldigen. Du weißt nicht, warum? Doch, du weißt es! Grab mal in deinen Erinnerun-gen. Du hast ihr eine Abtreibung vorgeschlagen, oder? Ach, das war nicht so gemeint? Du hast es so ausgesprochen! Du hast es genau so ausgesprochen und hast mir gesagt, was dir deine 5 Kinder verursacht haben. Daß du mir das ersparen willst! Dazu ist es zu spät. Das Kind wächst doch längst. Bei diesem Mäd-chen mußt du dich entschuldigen! Ganz besonders du. Willst du das tun? Ihr seid zu zweit. Und du hast gerade gesehen, daß Vati sich viel leichter entschuldigen kann, wenn du in seiner Nähe bist. Siehst du, jetzt fängt auch sie an zu leuchten an. Wenn man den Weg erst kennt, dann braucht man keine Wut mehr, es läuft wie von allein. Jetzt steht ihr hier vor mir und bittet mich um Entschuldigung, um Verzeihung. Ich sehe das Leuchten in der ganzen langen Reihe. - Musik wird wieder lauter. - Und ihr, kommt das tief aus eurem Herzen? Wenn nicht, dann schüttelt mit dem Kopf, wenn ja, dann nickt mit dem Kopf. Keine Antwort kann ich nicht akzeptieren. Ich muß ganz sicher sein. Schaut, meine Sicherheit ist ganz groß geworden. Die ganze Zeit hat sie sich kleingehalten und mitgearbeitet, aber jetzt darf ich sie nicht ignorieren. Deswegen frag ich euch noch mal. Kommt die Bitte um Vergebung aus eurem Herzen? Dann nickt jetzt mit dem Kopf. - Die Klientin holt tief Luft, dann erlöstes Weinen. - Die Eltern hatten ge-nickt- Ja, und da ist die ganze lange Schlange von den kleinen Margaretes, die ist wie in einem großen Bogen um meine Eltern, um die Anteile, die da noch so’n bißchen farblos, die immer mehr geleuchtet haben, nun gegangen und haben sich hinter mir zu ‘nem Kreis geschlossen. Und die kleinste, die ungeborene vorneweg, (weint) und sind immer dichter.
Th: Ja, die ist stark, die Kleine. Spür mal, wie stark sie ist. - Die Klientin weint. - So klein wie sie ist, du hast alles in dir, den Mut, die Energie, die Kraft, und jetzt verbindest du sie alle und schnürst die ganze Sippschaft eng zusammen, daß sie alle anfangen zu leuchten. Daß sie alle anfangen zu leuchten, so wie du. So wie du in deinem Innern.
Kl: Und jetzt (schluckt) sind wir gar nicht mehr getrennt. Wir sind alle miteinander verbunden.(schwer atmend) Meine Hände tun weh. (seufzt) Es ist ein total irres Gefühl. Es ist, als wenn ich die ganze Margaretes in mich aufsauge. Aber jetzt geht es rückwärts. Die Älteste, die Älteste zuerst, wie so ein totaler Wirbel, immer schneller, immer schneller und ich wachse immer größer, wie am Strand. - in einer vorherigen Session - Leuchtender. Und jetzt ist nur noch die Kleine übrig. Willst du mir noch etwas sagen? Ja, du sagst mir also, jede von euch hat für einen Anteil gestanden, so daß ich euch heute schon zum 2. Mal alle aufnehme. (tiefes Seufzen) Und wer bist du, daß du das alles so weißt? Du bist ich, und ich bin du, und ich bin ihr und ihr seid wir. Und selbst Vati und Mutti, ihr beide leuchtet jetzt. Da kommt die Wolke, he, die Wolke, wo die ganz kleine zusammen geschrumpfte rosafarbene Schuld drauf war, - andere Session - und die löst sich jetzt auf und gibt die Farbe an die Wolke weiter. Und die Wolke schwebt über uns, über meine Eltern und mich. Mehr ist nicht mehr, nur noch wir drei. Und jetzt kommt rosa Regen auf uns. - Die Klientin ist die ganze Zeit sehr stark berührt. - Ich fühle meine Hände nicht mehr. - Sie soll sie fragen, was passiert ist, sie fragt, warum sie so kribbeln, warum sie sie nicht mehr als Abgrenzung spüren kann. - Ja, die Anteile, die da noch waren, sind alle mit der letzten Margarete in mich rein geflutscht. Aber einer steht da noch. Etwas einsam und verlassen. - Das schwere Atmen geht wieder in Weinen über. - Und er schillert zwar in allen Farben, aber er steht außen und nicht innen. Ist es das, was ihr mir zeigen wolltet? Ja. Und deswegen tut ihr weh und kribbelt und doch spür ich euch nicht. Ja, ja. Du zeigst dich mir sehr deutlich. Was mach ich denn jetzt mit dir? Hängst du noch irgendwie mit meinen Eltern zu-sammen? Vati, guck ihn dir genau an, diesen Anteil. Du siehst, wer er ist. Du weißt es. Mutti, irgendwie bist du auch daran beteiligt. Er hängt mit euch zusammen, mit eurer Partnerschaft. Ihr müßt einen Konsens finden, sonst wird er nie zu mir kommen. Ihr müßt eine Ebene finden, wie ihr besser mit euch reden könnt und wirklich in einer Partnerschaft leben könnt, sonst kann ich im heutigen Leben nie mehr eine Partnerschaft haben. Und das ist es, was diesen Anteil von mir fernhält. Ihr wolltet Vergebung aus ehrlichem Herzen. Ich bin bereit dazu. Das wißt ihr - Musik wird wieder eingespielt. - und das weiß ich. Aber ihr seht, ich brauche diesen Anteil und es hat nichts damit zu tun, ob ich in meinem realen heutigen Leben eine Partnerschaft nun eingehe oder nicht, ob ich jemanden treffe oder nicht. Das hat nichts damit zu tun. Er steht für euch, das wissen wir. Und so lange meine Hände noch weh tun, habt ihr noch Arbeit. Seht ihr das ein? Ich brauche eine Antwort, sonst muß ich meine Wut wieder zur Hilfe holen. Und ihr wißt, daß ich das kann. Ihr wißt, daß ich der Boß bin, das wißt ihr. Und ihr wißt auch, wozu ich fähig bin, und ich sage euch, ich brauche diesen Anteil. Ich laß mich nicht mehr abspeisen. Ihr werdet mir dabei helfen. - Die Klientin atmet zittrig, aufgeregt. - Verdammt noch mal, ich brauche die Antwort. (sehr erregt) Na also, es geht doch. (erleichert) Sie geben klein bei. - Dann wechselt ihre Stimmung in Empörung. - Aber ihr lügt ja! Meine Hände tun weh! - Die Klientin ist total erregt. - Ihr habt Angst? Wovor? Daß ich euch nicht annehme? Das ist ein Blödsinn! (erleichtert) Wenn es nur das ist! Ihr habt doch gesehen, was passiert ist! Alles hab ich angenommen. Ihr gehört dazu, ich weiß es! Aber ich muß euch das noch mal erklären: wenn ihr euch nicht verbindet, ihr beide miteinander, daß ihr miteinander sprecht und eins werdet, dann darf mein Anteil der Part-nerschaft nicht zu mir kommen. Schaut mal, jetzt wächst mein Verstand und kommt zu euch, und die Sehnsucht, und die Liebe. Siehst du, und da ist auch keine Angst mehr, daß ihr sie mir wegnehmen könnt. Schaut mal, wie sie euch ansaugen. Aber nur das Händehalten geht nicht. Ihr müßt euch versprechen. Ich muß das hören, ihr müßt euch jetzt ein Versprechen geben.
Th: Ja, und du kannst ihm auch sagen, das Weitere willst du tun. Du bist bereit, in der nächsten Sitzung all das auszu-räumen, was einer Partnerschaft entgegen spricht. Was passiert ist, was du erlebt hast.

Kl: Habt ihr das jetzt mitgekriegt, oder muß ich euch das noch mal in aller Deutlichkeit sagen? Ich bin bereit, mich einzubringen für den Punkt der Partner-schaft. Aber ich erwarte von euch, daß ihr euch jetzt ein Versprechen gebt, so daß wir da nicht mehr bei Adam und Eva anfangen müssen. Schaut mal, ihr haltet euch sowieso schon an den Händen. Und schaut euch in die Augen, wie das Licht schon überspringt. Zeigt euch doch, daß ihr euch liebt. Und das tut ihr doch. Seht ihr, aus jeder Pore kommt das. Ihr müßt es nur einmal aussprechen. Und das muß ich hören. Mutti, du hast immer, solange ich denken kann, das letzte Wort gehabt, allerdings auch das erste, jetzt sei du mal still. Laß Vati sich bei dir entschuldigen. Laß ihn sich meinetwegen auch ausweinen. Ist ja kein Problem, um Vergebung zu bitten und dir euer Versprechen, was ihr euch doch mal gegeben habt, noch mal zu erneuern. Ihr habt euch doch mal was versprochen. Laß es zu. Ohne das erste , ohne das letzte Wort.

- Der Terapeut fragt,ob sie es beide tun. - Ja, Mutti, so machst du es richtig. Vati, du hast jetzt so lange geübt mit „um Vergebung bitten”, jetzt müßte es dir eigentlich leicht fallen.

Beide Elternteile erneuern ihre Versprechen. Die Klientin verspricht, in der nächsten Session die „Partnerschaft” zu bearbeiten. Danach läßt der Therapeut die Klientin noch für einige Minuten bei sanfter Musik in ihrem Seelengarten verweilen. Während dieser letzten zehn Minuten fühlt sich die Klientin wohl und „eins”. Doch kurz bevor der Therapeut wieder den Raum betritt, verändert sich dieser Frieden wieder in hoffnungslose Verzweiflung. Der Klientin wird offenbart, daß dieser Partnerschaftsanteil nicht, wie sie vermutete, ihren „männlichen”, sondern ihren „weiblichen” Anteil darstellte, den sie 6 Jahre zuvor mit den künstlich (Gedanken- und Wunschkraft) eingeleiteten Wechseljahren sozusagen „abgegeben” hatte. Dieser Schock äußerte sich in einem starken Weinkrampf und in totaler Hoffnungslosigkeit.