Eisblock (124)

Die Klientin leidet an zahlreichen Allergien. In dieser Sitzung bearbeitet sie die Beziehung zu ihrer Mutter und ihre Schuldgefühle ihr gegenüber.



Die Klientin öffnet eine Tür mit der Auf-schrift „Ende“.

Kl: Tja, weiße Wände mit schummrigem Licht. Sehr viel beleuchtet mit Kerzen oder indirekter Beleuchtung. Teppich-boden, ja wieder diese berühmte Ge-schichte. Tische, Stühle, Bänke.

Th: Spür mal, wie du dich in diesem Raum fühlst. Wie es dir geht.

Kl: Ja, ich finde den eigentlich gemütlich. Aber sehr, sehr leer. - direkte Ansprache - Ich finde dich gemütlich, aber doch irgendwo ein bißchen steril. Weiße Tischdecken und irgendwie so ... kahl kann man nicht sagen, aber irgendwie so älter eingerichtet. Fenster oder so etwas sehe ich nicht.

Th: Spüre mal diese Stimmung in diesem Raum. Was sie dir mitteilt. Es ist o.k., wenn Weinen kommt. Laß es ruhig da sein.

Kl: - Klientin weint - Irgendwie Einsam-keit. Irgendwie vom Licht her gemütlich, aber sonst sehr einsam.

Th: Erlaube dir mal dieses Gefühl. Spüre mal, wo in deinem Körper dieses Gefühl wirkt oder zuhause ist. Wo du sie spürst, diese Einsamkeit.

Kl: Ich spüre eigentlich im Körper jetzt überall eine Wärme. Ich würde sagen im Herzen. Diese Einsamkeit, dieses Steri-le. Auch diese übermäßig gestärkten weißen Tischtücher auf den Tischen. Ich finde, daß paßt irgendwie nicht dazu. Zu der anderen Atmosphäre.

Th: O.k., dann sage mal zu der Einsam-keit: Ich spüre dich ganz stark im Mo-ment oder du bist ganz stark da oder du bist ein Teil von mir und ich nehme dich wahr.

Kl: Ja, Einsamkeit du bist ein Teil von mir und ich nehme dich wahr. Ich spüre dich ganz stark.

Th: Die Einsamkeit kann sich entweder als Bild oder als Gestalt umsetzen und in diesem Raum erscheinen, so daß du sie sehen kannst oder sie kann dir auch ein Ereignis oder eine Erinnerung zeigen, wo sie herkommt. Woher kennst du dieses Gefühl?

Kl: Ich sehe jetzt wieder eine Pflanze. So eine Schlingpflanze, so eine bestimmte, mir fällt jetzt der Name dazu nicht ein. Mit großen, weiß-grün panachierten Blättern. Efeu-Tute oder so heißt das Ding. Das ist also etwas ganz Bekanntes. Das ist richtig hoch und hat ganz viele Luftwurzeln.

Th: Sprich sie mal an: Was hast du mit meiner Einsamkeit zu tun? Du bist plötzlich aufgetaucht.

Kl: Pflanze, was hast du mit meiner Ein-samkeit zu tun? Warum erscheinst du da plötzlich? Kannst du mir das einmal in Bildern zeigen?

Th: Schau mal was kommt.

Kl: Ja, irgendwie so Strichmännchen-Kinder in einem Buch.

Th: Nimm mal das Buch in die Hand und blättere mal darin rum. Schau dir die Strichmännchen mal an.

Kl: Es ist immer irgendwie Mutter mit Kind.

Th: Laß die mal lebendig werden. Viel-leicht bewegen die sich oder zeigen dir etwas.

Kl: Und immer so, so, so praktisch I-Männchen, also erste Schulklasse.

Th: Dann sei mal dort in diesem Alter.

Kl: Ich sehe diesen Schulranzen mit einem Schwamm hinten raushängen.

Kl: Faß ihn mal an, diesen Ranzen und schau mal rein. Spüre ihn mal auf deinem Rücken oder in deiner Hand.

Kl: Ich sehe eine Schultüte, so einen al-ten Lederranzen und meine Mutter sehe ich nicht. Ich sehe auch niemand anderen.

Th: Gehört dieses Gefühl der Einsamkeit jetzt zu dir?

Kl: Ja, ich glaube schon. Weil ich da auch ganz alleine bin.

Th: Das ist so die erste Schulzeit, oder?

Kl: Ja, wahrscheinlich.

Th: Ja, wenn du magst, sprich mal diese kleine Marion an. Dieses Mädchen, das in die Schule gekommen ist mit dem Schulranzen.

Kl: Ja, Marion, wie fühlst du dich denn? Da kommt nichts. Das muß ich anders machen. Irgendwie über Bilder muß ich das versuchen zu bekommen.

Th: Vielleicht kann die Kleine dir etwas aus ihrem Leben zeigen. Das Mädchen. Das Gefühl der Einsamkeit, hat dich ja jetzt dorthin geführt in die erste Schul-zeit. Vielleicht war das ganz dominierend damals.

Kl: Ich kann mich da gar nicht mehr zurückerinnern. Das weiß ich nicht mehr. Das habe ich alles verdrängt oder vergessen. Ich weiß es nicht.

Th: Dann frage einmal die Marion, ob sie dir ein bißchen was zeigen kann.

Kl: Ja, ich bekomme irgendwie ein dunkles Zimmer. Eine Kastanie davor. Meine Mutter liegt irgendwie im Bett. Es ist furchtbar traurig da in diesem Zimmer.

Th: Geh mal hin zu ihr und sprich sie mal an.

Kl: Ich sitze neben ihr am Bett, aber sie ist nicht ansprechbar. - direkte Anspra-che - Warum bist du nicht ansprechbar? Ich möchte doch gerne mit dir sprechen.

Th: Du kannst sie auch mal berühren. Vielleicht spürt sie es. Schau, was du machen möchtest.

Kl: Ich fasse sie an der Hand an und streichel ihr den Arm. Nein, sie reagiert nicht darauf.

Th: Wie ist das für dich, wenn du das so spürst? Deine Mutter reagiert nicht auf dich. Sie ist ganz abwesend.

Kl: Ich weiß nicht. Da muß wohl irgendetwas sein. Ich habe das Gefühl, daß sie ohnmächtig ist und gar nicht da ist. Sie reagiert absolut nicht darauf. Sie ist irgendwie weggetreten. Hat Schweißperlen auf dem Gesicht, ist ganz blaß.

Th: Sprich trotzdem mal mit ihr. Vielleicht kann sie dich wahrnehmen obwohl sie ohnmächtig ist. Sie hat vielleicht eine andere Art von Wahrnehmung und kann dich wahrnehmen. Sprich noch einmal mit ihr. Sieh, was du ihr sagen möchtest.

Kl: Ja, Mutti, kannst du mir nicht sagen was du hast und was ich machen kann. Geht es dir schlecht? Ich glaube dir geht es schlecht. Ich werde mal versuchen jemanden zu holen. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich habe mich furchtbar erschrocken. Ich merke, daß sie gar nicht da ist.

Th: Das ist wie so ein Schock in dir. - Die Klientin beginnt zu weinen. - Ist es so, wie alleine zurückbleiben? Hast du Angst, daß sie stirbt?

Kl: Ich habe jetzt jemanden gefunden. Die Nachbarin. Die kommt jetzt rüber. Sie reagiert auch ganz entsetzt und sagt: Da müssen wir einen Arzt holen.

Kl: Sprich weiter mit deiner Mutter. Sage ihr, wie es dir damit geht.

Kl: Ich habe jetzt furchtbare Herz-schmerzen. Das krampft richtig.

Th: Sage es deiner Mutter.

Kl: Mutti, ich habe mich so wahnsinnig erschrocken. Kannst du mir denn nicht sagen, was mit dir ist? Was los ist? - Die Klientin atmet mehrmals tief ein und aus - Sie reagiert nicht. Die Nachbarin sagt mir: Deine Mutter ist in Ohnmacht gefallen. Ich hole jetzt einen Arzt. Reg dich nicht auf. Streichel sie weiter.

Th: Sprich mal weiter mit deiner Mutter.

Kl: Ich streichel sie. Ich streichel ihren Kopf. Ich lege meinen Kopf auf ihre Brust. Ich will wahrscheinlich gucken, ob ihr Herz noch schlägt, ich weiß es nicht.

Th: Spür mal, was sie macht.

Kl: Ich weiß irgendwie nicht. Ich kann irgendwie nicht weinen. Ich bin ganz er-starrt. Das ist irgendwie so ein Ohn-machtsgefühl. So eine Leere. Eine furchtbare Leere. Total erstarrt. Jetzt erscheint dieser komische Eiskristall, den ich immer gesehen habe. Wieder ganz groß auf diesem Plakat.

Th: So, als ob etwas erstarrt ist. Frage ihn einfach mal, ob du damals ertsarrt bist.

Kl: Ist das die Ursache, daß ich dich hier ..., ach ja. Ja, ja, er nickt. Das ist die Ursache von diesem großen Eiskristall, den ich da immer gesehen habe. Diese Ohnmacht, daß ich nichts machen kann, daß ich ihr nicht helfen kann, das ist so furchtbar. Und ich nicht weiß, was da los ist. Das ist so furchtbar.

Th: Ist es auch das, was jetzt vor kurzem aufgetaucht ist, mit deiner Mutter?

Kl: Ja, diese Hilflosigkeit.

Th: Gehe hin zu ihr in der heutigen Zeit und erzähle ihr, daß du damals schon so hilflos warst und einen Schock bekommen hast. Der arbeitet immer noch in dir.

Kl: Siehst du, Mutti, ich kann keinen Menschen leiden sehen. Egal wer es ist. Ob es ein Mensch ist, ob es ein Tier ist, wenn ich so hilflos daneben stehe, fühle ich mich ganz elend. Ich möchte irgendetwas tun. Irgendetwas Sinnvolles tun. Ich bin nicht in der Lage, da etwas zu tun. Ich stehe dann einfach hilflos davor und kann dann gar nichts tun. Ich habe jedenfalls das Gefühl, daß ich nichts tun kann. Ja, das ist das Gefühl im Mund. Alles ist trocken.

Th: Schau mal, wie deine Mutter heute reagiert. Wie jetzt vor kurzem. Wie es ihr geht.

Kl: Sie lächelt. Sie sagt: Es ist schon o.k.! Das machst du schon richtig. Da kannst du nichts machen. Kannst mich weiter streicheln, aber viel mehr kannst du da nicht machen. Da kannst du einfach nur abwarten, bis der Arzt kommt. Der wird das schon machen. Aber ich fühle mich trotzdem so hilflos. Ich möchte was tun. Ich bin einfach nicht in der Lage das Richtige zu tun. Diese verdammte Ohnmacht. Verdammt! - Klientin schlägt mit den Händen auf den Boden - Der ganze Körper das sticht und kribbelt und krabbelt.

Th: Der kommt jetzt in Bewegung, weil du etwas tust. Das ist der Eiskristall, der so piekt.

Kl: Es vibriert alles. Die ganzen Hände. Ich kann mir vorstellen, wie es meiner Mutter jetzt geht. - direkte Ansprache - Ich kann mir jetzt gut vorstellen, da ist kein Gefühl drin und trotzdem ununterbrochen dieses Kribbeln. So fühlen sich jetzt meine Hände an. Das kann ich dir jetzt so gut nachfühlen und ich kann nichts dagegen tun. Ich habe doch schon alles versucht. Alles Menschen mögliche getan. Ich kann euch nicht helfen. Ich kann es nicht. Ich habe alles versucht. Alles was ich kann. Diese verdammte Ohnmacht.

Th: Schau doch einmal den Eiskristall an. Wie hat er sich verändert.

Kl: Der schmilzt. Ja, er schmilzt. Von den Seiten her sieht man richtig die Wassertropfen.

Th: Wie sieht er jetzt aus?

Kl: Er ist noch ein bißchen klein. Es ist eigentlich nichts mehr von den Zacken geblieben. Es ist ein mittlerer Eisklumpen, der schmilzt.

Th: Schau mal, ob du ihn in deine Hände nehmen kannst. Ganz bewußt einschmelzen kannst.

Kl: Ja. Es ist auch nicht mehr diese Kälte. Es ist warm. Ich sehe richtig das Wasser da wegfließen. Und auch wieder so Lichtreflexe auf dem Eisklumpen.

Th: Bring mal diesen Eisklumpen zu diesem kleinen Mädchen. An das Bett von der Mutter. Schau mal was dann passiert.

Kl: Tja, ich setze mich da drauf auf den Eisklumpen. Ich setze mich da einfach drauf. Und dann halte ich ihre Hand mit meiner anderen Hand. Mit der einen Hand fasse ich da unten an den Eis-klumpen dran und mit dem Po sitze ich da drauf. Er schmilzt etwas mehr. So ein richtiges Rinnsal. - Musik wird eingespielt - Er wird immer kleiner, aber weg ist er noch nicht.

Th: Schau mal wie deine Mutter im Bett reagiert hat.

Kl: Sie lächelt ein bißchen. Bemerkt, daß ein bißchen Leben in sie kommt.

Th: Ist es so, daß du ihr das Leben zurück gibst dadurch, daß du etwas tust?

Kl: Ja, so ungefähr. Ja, das habe ich auch schon zwei mal gemacht.

Th: Dadurch, daß du aus der Erstarrung raus gehst, wird sie wieder lebendig.

Kl: Da ist jetzt ein riesiger, dicker Eis-klumpen. Der steht gar nicht im Verhält-nis zu der Dicke von diesem Kristall. Der war dünn und schmal und der ist sehr, sehr groß und sehr, sehr dick, der Eis-klumpen.

Th: Frag mal, wo er plötzlich herkommt.

Kl: Ja, das hat sich da ..., weiß ich nicht. Das hat sich da konzentriert auf den Klumpen. Das war ja wohl eine große Eismenge und das hat sich alles so komprimiert zu einem Klumpen.

Th: Frage ihn einmal, für was er in deinem Leben steht.

Kl: Eisklumpen, für was stehst du in meinem Leben? Zeig mir das bitte einmal in einem Bild. Ich kriege kein Bild, aber ich kriege das Wort Wut.

Th: Oh ja, aha! Ist das deine gefrorene Wut?

Kl: Wahrscheinlich. Wahrscheinlich habe ich nicht kapiert, daß sie dafür da war, daß sie sich so verhalten hat, daß ich daraus etwas lernen kann. Sie mußte sich quasi so verhalten, damit ich einen Lernschritt machen konnte. Damit ich endlich mal aus dieser Mutter-Kind Beziehung raus komme. Damit ich das in diesem Leben schaffe. Denn das ist ja wohl das, was ich nicht geschafft habe.

Th: Sage es deiner Mutter: Ich fühle mich immer noch als dein Kind.

Kl: ich fühle mich immer noch als dein Kind und ich fühle, daß ich diesen Schritt bei dir lernen muß, daß du dich zur Verfügung gestellt hast, daß ich das bei dir lernen soll. Quasi so, daß du dein Leben dafür gelebt hast, daß ich das lernen kann. So sehe ich das.

Th: Hast du das Gefühl, daß dieser Lern-schritt jetzt ganz aktuell dran ist? Hast du das Gefühl, deine Mutter geht?

Kl: Ja, ja! Kann nicht mehr lange dauern. Das Gefühl habe ich. Das kriege ich jetzt und ich hatte es ja auch schon zwei Mal. Meine Mutter hat ja auch schon zwei Mal Nahtoderfahrungen gemacht und ist ja zurückgeholt worden.

Th: Sage ihr, wie es dir dabei geht. Ob du bereit bist, diesen Lernschritt jetzt zu machen oder ob du Angst davor hast.

Kl: Ja, ich weiß, daß ich sie loslassen muß. - direkte Ansprache wird eingefordert - Ich weiß wohl, daß ich dich loslassen muß. Ich habe auch das Gefühl, daß ich das falsch mache. Ich soll dir wohl keine Energie mehr schicken. Das ist wohl falsch und du wirst wahrscheinlich sterben und ich soll nicht versuchen, dich zurückzuhalten. Ich weiß nicht, ob es wirklich so ist, ob du wirklich dazu bereit bist.

Th: Frage sie einmal. Laß sie da sein und frage sie einmal. Siehst du es?

Kl: Ich sehe es nicht. Ich sehe es nicht genau. Es ist so vernebelt.

Th: Geh mal ein bißchen dichter hin.

Kl: Kannst du dein Gesicht nicht ein bißchen deutlicher zeigen? Ich sehe es nicht. Kannst du mir nicht irgendein Bild zeigen, daß ich darauf komme? Ich sehe sie jetzt wieder im Bett liegen. So hilflos, wie sie ist. Mit all ihren Schmerzen und ..., sie versucht mühsam aufzustehen. Wie schwer es ihr fällt und ... , ach ich sehe ihre ganze Hilflosigkeit und ihr ganzes Leiden. - Klientin wird zu direkter Ansprache aufgefordert - Ich sehe deine ganze Hilflosigkeit und ich weiß, daß du nicht bereit bist, irgendwelches Leiden zu ertragen und du nicht zugeben kannst, daß du auf die Hilfe anderer angewiesen bist.

Th: D.h., sie macht eine ganz intensive Erfahrung. Etwas, das sie nicht will.

Kl: Ja, das konntest du ja noch nie und das war ja wohl auch dein Lernschritt, daß du mal lernen mußt, die Hilfe anderer anzunehmen. Aber das kannst du ja nicht. Das hast du ja bis jetzt nicht gelernt.

Th: Frag mal, ob sie bereit ist das jetzt zu lernen. Schau, ob sie nickt oder mit dem Kopf schüttelt.

Kl: Bist du denn bereit das jetzt zu lernen? Nein, sie schüttelt mit dem Kopf. Sie sagt: Ich habe doch keinem etwas getan. Ich habe mich doch immer ordentlich verhalten und ich weiß gar nicht, warum ich das bekomme. Das habe ich dir doch schon so oft erklärt, wie das läuft. Glaube doch einfach mal daran. Wenn du ehrlich bist, mußt du doch se-hen, daß das diese kosmischen Gesetze sind, sage ich. Da kannst du dich doch auch nicht gegen wehren.

Th: Sage ihr mal, wie es für dich ist das zu sehen.

Kl: Für mich ist das schlimm das zu sehen. Für mich ist das furchtbar. Ich fühle mich immer schuldig. Ich habe auch immer das Gefühl, ich müßte für dich ... - direkte Ansprache - Ich bin für dich auch irgendwie ein Lernschritt. Ich bin auch dafür da. Ich habe meine Lern-aufgabe nicht erfüllt. Ich habe es nicht geschafft, daß ich dich davon überzeuge. Ich habe ein wahnsinniges Schuld-gefühl. Früher konnte man ja mit dir nicht darüber reden. Das geht ja erst in letzter Zeit. Du hast es ja immer verdrängt und wolltest ja nichts davon wissen. Aber so richtig nimmst du es jetzt auch nicht an. Ich habe das Gefühl, daß du denkst: Ach, laß sie doch reden. Es könnte ja etwas dahinter sein, aber so richtig habe ich das Gefühl, daß du immer noch jammerst und denkst: Warum gerade ich. Und verstehst doch nicht, warum gerade du. Oder warum wir alle.

Th: Kann es ein, daß dein Lernschritt vielleicht auch ist, sie nicht überzeugen zu wollen, zu müssen.

Kl: Ja, daß ich einfach loslassen muß, daß es so ist wie es ist. Sie hat es in diesem Leben nicht geschafft, diesen Lern-schritt zu machen. Sie muß ihn im nächsten machen. So habe ich fast das Gefühl.

Th: Oder sie macht es im letzten Moment.

Kl: Ich habe wirklich versucht alles zu tun, ich weiß nicht, aber ich fühle mich immer noch so schuldig. So mit schlechtem Gewissen. Aber ich meine, ich dürfte keins haben. Vom Verstand her müßte ich mir eigentlich sagen, daß ich sie so akzeptieren muß und ich hatte sie ja auch schon so akzeptiert, wie sie war.

Th: O.k., bist du bereit, dein Schuldgefühl zu akzeptieren?

Kl: Ja, muß ich denn überhaupt eins haben?

Th: Hast du eins?

Kl: Ich weiß nicht. Ich habe eins, aber ich meine ich müßte gar keins haben.

Th: Ist o.k., aber wenn du eins hast, dann hast du eins. Spüre es und sage es deiner Mutter. Und frage sie, ob sie die Schuld von dir nimmt oder etwas machen kann.

Kl: Ja, sie sagt, ich brauche mich nicht schuldig zu fühlen. Das wäre ihre Sache.

Th: Wie geht es dir?

Kl: Ich fühle mich trotzdem schuldig.

Th: Es kann sein, daß es Ereignisse gibt, die dazu beitragen. Dann laß dir von dem Schuldgefühl doch mal die Ereignisse zeigen.

Kl: Ich meine, das hakte immer wieder ein. Nicht nur bei meiner Mutter. Es ist bei dieser Heilerin auch. Da habe ich auch irgendwie ein Schuldgefühl, weil ich die auch immer noch als Mutter von der vorherigen Inkarnation ansehe. Da habe ich irgendwie ein Schuldgefühl, daß ich irgendwas tun muß. Da ist etwas, was dann da einspringt, was dann da vernetzt, dieses Gefühl. Vom Verstand her sage ich mir, ne da ist eigentlich nichts und das brauchst du nicht zu haben. Aber da springt das immer wieder an. Da komme ich nicht gegen an.

Th: Dann sage dem Schuldgefühl: Zeig mir, wo du herkommst.

Kl: Schuldgefühl, zeige mir, wo du herkommst. Wo und wann du entstanden bist. Ist vielleicht ein bißchen viel, aber ...

Th: Du willst es bearbeiten. Das ist auch wichtig und richtig. Eigentlich brauchst du es nicht zu haben, aber du spürst es. Also muß es irgendwie einen Grund geben. Und da du aufräumen willst, wunderbar, soll es dir etwas zeigen. Deine Mutter sagt, du brauchst keins zu haben, aber es ist trotzdem irgendwie eins da. Also soll dir das Schuldgefühl zeigen, wo es herkommt. Du bist bereit. Schau mal was auftaucht.

Kl: Da taucht nichts auf. Da taucht nur auf, daß ich sie so kalt und kühl empfinde. Da kommt schon wieder ein Schuld-gefühl. Aber ich empfinde sie wirklich so. - direkte Ansprache - Ich empfinde dich wirklich so. Nicht nur dich. Ich empfinde mich ja genauso.

Th: Ist es so etwas wie, daß ihr gemeinsam Schuld auf euch geladen habt, dahingehend, daß ihr beide irgendwo ein bißchen kalt seid.

Kl: Ja, ja! Ich bringe das immer mit dieser Amalgam-Geschichte in Verbindung, immer mit dieser Quecksilbervergiftung. Obwohl das ja nur eine Äußerlichkeit ist, damit man das bearbeitet. Damit man nicht anders kann.

Th: Da war ja dieser Rieseneisblock, der aufgetaucht ist. Frag mal, ob er mit dem Schuldgefühl zusammenhängt.

Kl: Hängt dieser Eisblock mit diesem Schuldgefühl zusammen? Hm, hm.

Th: Wenn dieser Eisblock geschmolzen ist ...

Kl: ... dann ist es vorbei? Er ist nicht geschmolzen. Er ist riesig dick. So dick wie damals diese Mauern waren. So dick ist er und so groß. So 20 x 20 als Würfel. Nur oben etwas angeschmolzen.

Th: O.k., dann mußt du das Geheimnis des Eisblocks erkunden.

Kl: Eisblock, zeige mir das bitte in Bildern. So verstehe ich das am besten. Ist es aus diesem Leben? Es kommt gar nichts. Jetzt krieg ich irgendeinen Vogel. So etwas wie einen Specht.

Th: Sprich ihn an.

Kl: Specht, kannst du mich dahin führen, wo das entstanden ist? Oh ja, jetzt kommt so eine Baumhöhle, da pickt er rum und da fliegt er rein. Kann das damals entstanden sein, als ich nicht rauswollte? Als ich die 14 Tage länger in ihrem Bauch bleiben wollte? Und da-durch irgendwie so ein Spannungsver-hältnis gekommen ist, durch die Höhle von dem Specht, der mich da an einen morschen Baumstamm führt. Ja, er führt mich richtig in so eine Höhle rein.

Th: Geh mal rein.

Kl: Da ist es ganz dunkel. Ich bin da auch ganz alleine drin. Keine Geschwi-ster oder irgendetwas. Ganz alleine und ganz dunkel. Furchtbar steril. Jetzt sehe ich da so einen ganz nackten Vogel ohne Federn, Augen zu, so ganz gekrümmt und hilflos. Und auch wieder diese Ein-samkeit. Auch dieses Hilflose wieder.

Th: Da muß der Eisblock entstanden sein.

Kl: Diese Ohnmacht, dieses Hilflose. Das Gefühl kann ich wahrscheinlich auch nicht vertragen.

Th: Jetzt laß reale Bilder dazu aufsteigen. Was kommt?

Kl: Jetzt kommt wieder meine Mutter da im Bett. Ich kann ihr nicht helfen und die Schmerzen nicht nehmen.

Th: Damals als Schulkind?

Kl: Nein jetzt, heute im Krankenhaus. Da kam mir wieder dieses Bild, dieses verdammte Hilflose. Ich sehe immer ihre dicken Knie mit den ganz vielen Ablagerungen. Das ist auch ihre ganze aufgestaute Wut. Sie muß auch unheimliche Wut gehabt haben. - Klientin soll die Mutter direkt fragen - Die Mutter antwortet: Ja, ja! Bei mir kommt jetzt auch wieder diese Wut auf. - Klientin beginnt mit den Händen auf den Boden zu schlagen - Diese Ohnmacht, diese Wut, daß man da nichts machen kann.

Th: Das hat dich erstarren lassen.

Kl: Ja! Ich stehe hilflos davor und weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich bin nicht in der Lage, da irgendetwas zu tun. Oh ja, jetzt geht es in den Magen runter. Bisher war es nur im Herzen und jetzt merke ich es im Magen und im Darm. Im ganzen Bauch diese Schmerzen, regelrechte Krämpfe und Schmerzen. Das hatte ich bis jetzt nicht. Jetzt spaltet sich der Eisblock in der Mitte kaputt. Ist in zwei Hälften.

Th: Ist es so, daß du ihn richtig zerschlägst?

Kl: Ja, so ungefähr.

Th: Wenn du willst, kannst du auch den Schlagstock nehmen. Soll ich ihn dir mal geben? Probier mal.

Kl: Oooh, ist der dick. Da soll ich jetzt irgendwo draufhauen?

Th: Ja. Auf den Boden vielleicht
.
Kl: Der arme Boden. - Klientin schlägt heftig mit dem Schlagstock auf den Boden - Ich stelle mir jetzt vor, daß ich den Eisblock zerschlage.

Th: Du hast Power. Merkst du das? Da steckt Power dahinter.

Kl: Ja! Ich habe auch unheimlich viel Wut. Diese Ohnmacht, das macht mich so wahnsinnig wütend. Das sind bloß die eigenen Finger, die ich erwische.

Th: Ja, Selbstzerstörung.

Kl: Das reicht noch nicht aus.

Th: Wenn du willst, kannst du dich dabei auch aufsetzen. Ja, gut und jetzt noch mit deiner Stimme dabei. - dramatische Musik wird eingespielt -

Kl: Das reicht noch nicht. - Therapeut feuert die Klientin an - Das geht nicht kaputt. Die eine Hälfte habe ich ge-schafft, aber die andere will nicht kaputt gehen.

Th: Dann brauchst du genau das Ereig-nis dazu, weil das ist meistens hifreich.

Kl: Die eine Hälfte ist total weg. Das ist nur noch Schnee und der schmilzt dahin, aber diese eine Hälfte, die geht nicht kaputt.

Th: Diese Hälfte soll dir mal genau zeigen, in welchem Kontext sie steht. Das muß genau der Kontext sein, wo es entstanden ist, damit du dort etwas tust.

Kl: Komm Eisblock, zeige mir wo es entstanden ist. Komm zeige es mir Eisblock, das ist einfacher für mich.

Th: Genau. Fordere es ein. Du willst es jetzt wissen. Der hat lange genug da als Eisblock rumgelegen.

Kl: Jetzt kommt aber auch nichts konkretes, nur wieder eine Landschaft.

Th: Dann schlag auf ihn drauf und sage, daß du es wissen willst.

Kl: - schlägt wieder mit dem Schlagstock auf den Boden - Komm, sag es mir. Ich will es wissen. Raus damit, raus damit, raus damit...! Raus, raus, raus...!

Th: Jetzt muß es kommen. Wenn du es so klar wissen willst, kommt es.

Kl: Da ist irgendetwas aus der Kindheit. Ich kriege jetzt wieder dieses Bild auf diesem Lehnstuhl, was ich schon einmal hatte in einer Session. Dieses traurige kleine, einjährige Mädchen. Mit dieser Puppe in der Hand.

Th: Geh mal hin und sprich mit ihm.

Kl: Komm, Marion, sag warum bist du so traurig? Erzähle mir das. Erzähle mir den Grund. Meine Mutter mußte öfter zu ihrer Mutter, weil die auch krank ist. Die mußte da öfter vorbeischauen und dahin gehen und sich etwas um sie kümmern. Das ist wahrscheinlich dann der Grund. Diese verdammte Mutter-Kind Beziehung hat meine Mutter wahrscheinlich auch schon gehabt. Das hat sich dann wieder auf mich übertragen.

Th: Dann soll das kleine Kind ihre Mutter mal herbeiholen und soll ihr zeigen, daß sie das traurig macht. Sie hat das Recht das auszudrücken. Deine Mutter hat das Recht das zu sehen.

Kl: Ja Mutti, guck dir mal die kleine Marion an, wie hilflos und traurig sie aussieht. Vernachlässigt würde ich fast sagen. An Liebe. Damals ist wahrscheinlich auch das in dir erstarrt. Ja, diese Fürsorge irgendwie. Da hattest du wahrscheinlich keine Zeit, weil deine Mutter vorging. Da warst du wohl auch mit dem Leid überfordert und hattest dann für mich nichts mehr übrig.

Th: Frag mal, ob das mehr Pflicht war oder Fürsorge.

Kl: War das Pflicht was du bei der Oma gemacht hast oder war das Fürsorge? Pflicht.

Th: Ihr Herz war nicht dabei?

Kl: Ne, heute noch nicht. Wenn es um krank sein und um Pflegen geht, das ist für sie das Schlimmste. Wenn jemand hilflos ist oder überhaupt nur ein Gebre-chen hat. Das ist für sie das Schlimmste.
Jetzt fällt mir mein Mann ein.

Th: Laß ihn mal kommen.

Kl: Meine Mutter wollte nicht, daß ich meinen Mann heirate. Er ist ja nicht vollwertig, er hat ja einen steifen Ellenbogen. Das tut so weh.

Th: Sag es deiner Mutter, wie weh das tut.

Kl: - beginnt zu weinen und schlägt mit dem Schlagstock auf den Boden - Das tut so furchtbar weh, so schweinisch weh. Das verletzt mich so. Ich weiß nicht, ob du immer schon so warst oder erst seit der Nachkriegszeit. Ich finde das furchtbar. Ich habe immer versucht, es rauszubekommen, aber es ist nicht drin. Für dich ist er ein Mensch, der ein Gebrechen hat, kein vollständiger Mensch und das akzeptierst du nicht, auch nicht bei dir. Dann denkst du, daß du nicht mehr vollwertig bist und deshalb gibst du das nicht zu, daß du ein Leiden hast. Deshalb kaschierst du das und versucht es immer wieder zu überspielen. Das kann man doch zugeben. Das ist doch nichts Schlimmes. Es ist halt so.

Th: Jetzt soll sie es zurücknehmen.

Kl: So, jetzt nimm das zurück. Gib zu, daß du im Unrecht bist und es dir leid tut. Es hat dir ja auch hinterher leid getan mit G. (ihr Mann). Der ist heute derjenige, der viel mehr zu dir steht. Der immer für dich da ist und immer rennt und dich pflegt und alles macht. Darum hab ich ihm das nie gesagt. Nie werde ich ihm das sagen. Bei seiner Mutter warst du genauso. Ganz genauso. Da hast du auch gesagt, ich soll die nicht pflegen, soll gar nichts machen, soll sie abschieben. Und wo du jetzt in diesem Zustand bist, quäl ich mich damit rum. Ich schieb dich nicht einfach ab und versuche das so gut wie möglich zu machen, daß du solange wie möglich zuhause bleiben kannst. Aber ich pflege dich nicht. Das war klar, das war von vorneherein abgemacht und ich tue es nicht und ich tue es nicht und ich tue es nicht...! So!

Th: Und sie soll sich entschuldigen wegen dem Ellenbogen. Und zwar ganz klar.

Kl: So, und bei G. kannst du dich jetzt entschuldigen. Naja, das hat sie ja auch schon lange eingesehen.

Th: Dann soll sie es formell machen.

Kl: Dann mach es jetzt formell bei G.. Sage ihm ,daß es dir leid tut und es dir allgemein leid tut, und daß jemand der ein Gebrechen hat nicht gleich minderwertig ist. Im Gegenteil. Das hat schon seinen Grund und seinen Sinn. Das wirst du auch noch einmal verstehen, warum das so ist. Das hat auch schon seinen Sinn, warum du deine Gebrechen hast. Das wirst du auch noch verstehen und glauben.

Th: Dann guck, ob sie bereit ist.

Kl: Bist du bereit, das anzunehmen und dich bei Günther zu entschuldigen? Sie ist so ganz kleinlaut und sagt: Ja, ja. Muß ich ja wohl. Doch, ja. So habe ich das noch nicht gesehen.- Klientin schlägt wieder mit dem Schlagstock, um diese Aussage zu bekräftigen - Sag es, sag es. Los, sag es ihm.

Th: Sag ihr auch, ob der Eisblock kleiner geworden ist.

Kl: Ein bißchen. Die Hälfte von der Hälfte ist immer noch da. Es ist aber jetzt so ein Dreieck. Es schmilzt aber nicht mehr von alleine ab. Bleibt da so stehen.

Th: Guck dir noch einmal die kleine Marion an, mit ihrer Puppe.

Kl: Ja, die sieht jetzt besser aus. Sie bewegt die Augen und guckt auch in die Gegend. Sie stiert nicht mehr so auf einen Fleck. Sie ist jetzt beteiligter. Komm Eisblock, dann zeig mir noch das restliche.

Th: Genau, jetzt wird alles durchgearbeitet. Jetzt ist Schluß mit dem Eis, der Kälte und der Erstarrung.

Kl: Komm, zeige es mir noch in einem Bild.

Th: Und wenn er nicht will... - Therapeut schlägt einmal mit dem Schlagstock - ... einfordern.

Kl: Komm, zeige es mir. Jetzt sehe ich ein Treppenhaus. Meine Mutter steht mit jemandem da und ich bewege mich da in diesem Treppenhaus. Ich bin auch noch ziemlich klein und spiele auf den Trep-pen und an dem Geländer rum. Ich bin irgendwie ziemlich gelangweilt. Ich un-tersuche das alles. Und plötzlich bin ich durch das Geländer durchgeschlupft und stehe da so oben an der Treppe. Meine Mutter die schwätzt da mit der Nach-barin, achtet also nicht auf mich und ich spiele auf der anderen Seite von dem Treppengeländer rum.

Th: Schau was passiert. Was passiert?

Kl: Ich bin runtergefallen. Plumps und da lag ich unten. Ich habe einen furchtbaren Schreck bekommen. Ich habe mich je-denfalls nicht sofort gerührt, sondern mich verhalten wie ein Tier in Totenstarre. Ich lag auf dem Rücken irgendwie, Arme und Beine nach oben wie ein Kä-fer. Jetzt schüttel ich mich und stehe auf.

Th: Wie reagiert deine Mutter darauf?

Kl: Die hat das gar nicht mitbekommen. Die hat das überhaupt nicht mitbekommen. Ich habe auch nicht geschrien oder irgendetwas. Ich war wohl selbst so perplex. Jetzt stehe ich auf und krieche mehr als ich laufe, die Treppen hoch. Ich bin also im Keller gelandet. Es sieht hier so aus wie im Keller. Jetzt gehe ich da hoch. Ich muß also noch ziemlich klein sein, so zwei, drei. Es fällt mir ziemlich schwer, die Treppenstufen richtig zu gehen. Ich ziehe mich da so hoch. Jetzt komme ich zu meiner Mutter und sie und die Frau unterhalten sich immer noch. Meine Mutter hat das überhaupt nicht mitbekommen. Ich sage auch gar nichts. Ich bin selber von dem Schreck noch wie erstarrt. Irgendwie so wie im Tran bin ich da hochgekrabbelt. Meine Mutter unterhält sich weiter.

Th: Dann gehe du als heutige Marion hin und hilf dem kleinen Mädchen.

Kl: Was soll ich da jetzt machen?

Th: Hilf dem kleinen Mädchen. Sie ist noch wie unter Schock. Wie erstarrt.

Kl: Ja, Marion, du siehst ja ganz er-schrocken aus. Erzähle mir doch was passiert ist. Komm. Jetzt erzählt sie mir, daß sie da gespielt hat, auf dar Treppe und daß sie plötzlich auf der anderen Seite war und sich nicht mehr halten konnte und runter gefallen ist. Sie hat sich so furchtbar erschrocken. Sie dachte erst, daß sie tot ist. Sie hat überhaupt nichts gespürt. Keinen Schmerz oder irgendetwas. Sie hat einfach nur einen ganz furchtbaren Schreck gehabt. Und dieses Fallen da runter war so komisch. Ein kalter Luftzug und so ganz komisch, sagt sie.

Th: Nimm sie auf den Arm und sage ihr, daß sie jetzt weinen darf.

Kl: Komm, Marion, du darfst ruhig weinen. Komm, ich streichel dich und du darfst mich auch streicheln und ich umarme dich ganz fest. Du darfst ganz laut weinen und schreien und klopfen und deine Wut rauslassen. - Klientin schlägt wieder mit dem Schlagstock - Du darfst ganz laut klopfen, weil deine Mutter dich nicht gehört hat und nicht auf dich geachtet hat, nicht in dein Gesicht guckt und du dich einfach nicht wehren kannst, du ihr so egal bist und ihr etwas anderes wichtiger ist und sie nicht auf ihre Tochter achtet. - unterstützend wird Musik eingespielt - Du mußt doch sehen, was die anderen brauchen. Du kannst doch nicht immer nur an dich denken. - Klientin schlägt über einen längeren Zeitraum sehr heftig mit dem Schlagstock - So, jetzt mag ich nicht mehr. Es ist noch nicht ganz weg, aber es ist ganz klein geworden.

Th: Was du noch machen kannst ist: Geh doch mel als heutuge Marion genau in den Zeitpunkt, wo das Kind runterfällt und fange es auf. Das müßte funktionieren. Sieh das Kind oben spielen und sei unten. Wenn es fällt, fang es einfach auf.

Kl: Ich habe eine Schürze und fange das in der Schürze auf.

Th: Dann schaue es mal an, wie es jetzt reagiert.

Kl: Es lacht. Es streckt mir die Hände entgegen und lacht.

Th: So nach dem Motto: Das ist ein schönes Spiel.

Kl: Ja, so ungefähr. - Therapeut und Klientin lachen -

Th: Darf es noch einmal springen? Wenn das ein schönes Spiel ist, dann ist das doch toll.

Kl: Ja, es läuft ganz schnell da wieder hoch und macht das noch einmal. Ja, ja, doch, es empfindet das als richtig schönes Spiel.

Th: Jetzt müßte der Eisblock noch mehr geschmolzen sein. Guck mal.

Kl: Ja, es ist nur noch so geschmolzenes Wasser, welches praktisch wieder gefroren ist durch die Kälte des Eises. Nicht mehr die Form von vorher, sondern eine andere Form. Diese Spiel mit dem Sprin-gen aus dem ersten Stock, haben wir als Kinder viel gemacht. Mutproben und so etwas. Meinst du, daß ich mich dann da abreagiert habe? Um dieses Gefühl noch einmal zu erleben?

Th: Spüre einfach mal, wie es sich jetzt anfühlt.

Kl: Im Körper? - Therapeut bejaht - Gut, im Herzen fühlt es sich gut an und im Bauch ist auch nichts mehr.

Th: Ja, siehst du und das Kind lacht und ist fröhlich. Deine Bilder sind verändert, dein Körpergefühl ist verändert.

Kl: Meinst du, das habe ich jetzt überwunden?

Th: Ja, es sieht so aus.

Kl: Boh, da hatte sich aber auch eine Wut angestaut. Ich wußte immer nicht woher ich das hatte. Dann kriegt man immer noch diese Erziehung eingeimpft, das ist doch deine Mutter, aber ich hatte immer so eine wahnsinnige Wut auf sie. Und dann immer dieses dagegen sein.

Th: Begegne ihr jetzt einmal, deiner Mutter und schau mal wie sie sich anfühlt, deine Mutter.

Kl: Ja, zufrieden. Sie sieht nicht mehr so verbiestert aus, so desinteressiert. Sie ist glücklicher und weiß mehr mit sich anzufangen. Sie akzeptiert es so wie es ist.

Th: Du hast die Wut auf deine Mutter rausgelassen. Sie war ja in dir, deine eigene Energie, also muß sich deine Mutter in dir auch verändert haben. Des-halb sieht sie jetzt akzeptierender, fröhlicher aus.

Kl: In mir hat sie sich verändert, bloß in sich nicht. Aber das ist dann ihr Bier.

Th: Genau, weil wenn du es in dir akzeptierst, fühlst du dich besser. Darum geht es.

Kl: Ich habe sie ja schon so akzeptiert, wie sie war. Das habe ich ja schon getan, aber ich habe das Gefühl, das ist wie so eine Zwiebel, man macht immer nur eine Schale weg und irgendwann kommt man doch immer, immer tiefer.

Th: Ja, das ist so. Du hast wahrscheinlich ganz viel vom Kopf, vom Verstand akzeptiert, aber nicht vom Gefühl. Des-halb war das noch wie ein Eisblock. So lange das Gefühl nicht abgeflossen ist, bleibt es. Jetzt müßte auch dein Schuldgefühl sich verändert haben. Sprich sie einmal darauf an.

Kl: Ja, das kam ja eben bei meiner Wut schon raus, daß ich gesagt habe: Ich pflege sie nicht. Das tue ich auch wirklich nicht. Das haben wir abgesprochen. Ich tue alles was menschen möglich ist für sie, aber...

Th: Dann frage sie einmal: Haben wir beide gegenseitig noch ein Schuldgefühl? Ja oder Nein. Guck sie an und guck, was sie sagt.

Kl: Sie sagt: Nein!

Th: Wie fühlt sich das ‘Nein’ in deinem Körper an?

Kl: Im Herzen spüre ich nichts, aber im Bauch. Ja, ein Kribbeln. Meinst du, jetzt werde ich endlich meine Allergie los? Ich bin sie los gewesen, aber den ersten Tag, wo ich bei meiner Mutter war und es ihr so schlecht ging und ich sie den ganzen Tag behandelt habe, mit Bio-Resonanz und allem möglichen, mit Geistheilung und allem was ich konnte und ich den Eindruck hatte, daß es ihr schon besser geht, da kam abends die Ärztin und hat sie in`s Krankenhaus gesteckt. Das hat mir so einen Schock gegeben und seitdem ist das wieder voll eingehakt und voll durchgeschlagen und ich konnte nichts machen.

Th: Dann rede mal mit der Ärztin. Laß sie mal auftauchen. Hol sie dir herbei.

Kl: Ja, sie sagte, das war zu ihrer Sicherheit. Sie konnte es nicht mehr verantworten.

Th: Merkst du es? Das war zu der Sicherheit der Ärztin.

Kl: Ja, natürlich zu der Sicherheit der Ärztin. Das ist mir schon klar. Sie wollte nicht das Beste für meine Mutter. Sie wollte die Verantwortung von sich schieben. - direkte Ansprache - Sie wollten ja nur die Verantwortung von sich schieben. Sie wollten kein schlechtes Gewissen haben. Wenn was passiert wäre, daß z.B. meine Mutter stürzt und nicht mehr hoch kommt, wegen ihrem häufigen Unterzucker und ihrer wackligen Beine, für die sie einen Gehwagen braucht. Ach, es ist schon ein Drama. Auch, daß sie kein Leid annehmen kann und so etwas nicht ertragen kann. Wenn man das mit ansehen muß, wie sich da jemand quält, da kriegt man aber auch zuviel. Und man steht ohnmächtig daneben. Das ist mein Gefühl mit dem ich nicht klar komme.

Th: Du hast ihr soviel geholfen wie es ging?

Kl: Ich habe wirklich alles getan, was in meinem Ermessen stand, obwohl ich manchmal auch Wut habe und gedacht habe: Siehst du, da kriegst du es wieder. Aber das darf man ja eigentlich nicht, doch manchmal kommt es so ein biß-chen durch. Da muß ich ehrlich sein. Da kann ich mich nicht von freisprechen. Diesen Gedanken bekomme ich ja dann auch wieder, ist ja klar.

Th: Ja, das ist zur rechten Zeit vielleicht ein guter Hinweis.

Kl: Deshalb kriege ich ja auch meine Allergie nicht los. Das ist doch klar. - Klientin lacht -

Th: Dann frage mal deine Mutter, ob sie noch irgendwo Probleme mit dir hat oder ob sie das wahrnimmt, wie du dich bemühst.

Kl: Irgendetwas scheint noch zu sein. Mein Mund ist jetzt ganz trocken und es klebt ganz furchtbar. Jetzt kommt das auch wieder mit meinem Herzen. Jetzt kommt wieder mein Schuldgefühl, daß ich manchmal diese Gedanken habe.

Th: Dann sollst du diese Gedanken aussprechen, denn dann bist du sie los. Du sprichst nämlich mit deiner Mutter im Kopf und da darfst du so etwas sagen.

Kl: Ja, das mußt du doch verstehen, daß das die Rache des kleinen Mannes manchmal ist. Man weiß, daß das kosmische Gesetze sind, aber ab und zu denke ich, das mußte irgendwie sein.

Th: Die Geschichte steht schon im Lesebuch. Da kommt das Kind nachhause und der Opa sitzt am kleinen Nebentisch, weil er immer so sabbert. Am nächsten Tag fängt der kleine Junge an auch so einen Mini-Tisch zu bauen und sein Vater fragt: Warum? Da sagt der Junge: Der ist für dich, wenn du mal alt bist. Das ist doch die Weisheit, die weiß doch jeder. Es ist im Interesse deiner Mutter.

Kl: Es ist nur so, daß wenn man in der Lage ist, man meint: Bei mir ist es anders.

Th: Rede mal ehrlich mit ihr. Du redest mit der Mutter im Kopf. Damit du diese komischen Sätze mal ausgesprochen hast, dann bist du sie los. So nach dem Motto: Siehst du! Da hast du es. Und das gönne ich dir. Das ist gerecht. Weil, Rachgefühle sind auch Gefühle und die müssen mal raus. Zumindest bei deiner Mutter im Kopf darfst du das ruhig machen.

Kl: Das würde ich auch so sagen.

Th: Dann sage es so. Noch besser.

Kl: - schlägt mit dem Schlagstock auf den Boden - Siehst du, ich habe auch diese Rachegefühle ab und zu. Das muß raus. Ach shit, ich komm da nicht zu. Ich kann nicht hauen und denken.

Th: Ich bin ein ganzheitlicher Mensch. Zu mir gehören auch Rachegefühle, ich bin kein Heiliger ...

Kl: ... Ich habe meine Licht- und meine Schattenseiten und meine Gefühle habe ich auch und das steht mir auch zu. Ab und zu darf ich die auch haben. Ich muß zwar nachher dafür büßen, aber ich brauche die auch. Jawohl und das sehe ich nicht ein, daß ich die nicht ausleben darf. So! Und weg mit dem Eis. Die restlichen Stücke. Weg damit.

Th: Außerdem hast du es dir selbst gemacht und du hast es verdient.

Kl: Außerdem hast du es verdient und ich verdiene es auch. Ich kriege auch mein Fett dafür. So! Das tut mir auch mal gut, daß ich das so ausleben kann. Ich sehe nicht ein, warum ich das immer nur vertuschen soll, immer nur lieb und nett sein. Ich bin nicht immer lieb und nett. Ich habe auch böse Seiten. So!

Th: Du kommst richtig in die Pubertät. Merkst du es? Du bist nicht mehr lieb und nett.

Kl: Früher habe ich das auch rausgeschrien, dann durfte ich das nicht mehr.

Th: Und wie fühlt es sich an?

Kl: Gut, das Eis ist jetzt zersprungen in lauter kleine Scherben. Gut, das muß man doch auch haben dürfen, diese Rachegefühle.

Th: Na logisch, das gehört doch dazu. Wenn du es abspaltest wird es heftiger, dann wird es unterschwelliger.

Kl: Genau und das nagt dann immer. Natürlich nagt das an mir. Dann denke ich immer wieder: Ha, das darfst du nicht haben. Das ist doch nicht gut, dann wirken sich die kosmischen Gesetze wieder aus. Dann krigst du wieder die Quittung dafür und ich merke es ja auch sofort, daß ich dann wieder so einen Stich kriege. Aber warum auch nicht. Mein Gott, das halte ich dann eben aus. Was soll es denn. Aber immer dieses schlechte Gewissen, was ich dann habe.

Th: Ja, wir sind alle gut konditioniert.

Kl: Haben das alle Leute, daß sie immer wieder ein schlechtes Gewissen haben? Man kann doch nicht immer nur lieb und nett sein. Das gibt es doch gar nicht.

Th: Den kosmischen Gesetzen entsprechend geht das nicht. Stimmt.

Kl: Eben. Ist doch immer Licht und Schatten. Das gehört doch einfach dazu.

Th: Du müßtest deiner Mutter jetzt besser begegnen können. Probiere es mal aus. Du kannst zu ihr sagen: So, jetzt habe ich dir gegenüber mal meine Ra-chegelüste so richtig gelebt. Wie geht es dir jetzt damit? Frag sie mal.

Kl: Wie geht es dir denn damit, daß ich meine Rachegelüste gelebt habe? Ja, gut, sagt sie. Sie ist richtig lebendig und aktiv geworden. Also bin ich diejenige gewesen, die sie gehindert hat, weil ich mich so kasteit habe und gedacht habe, daß ich das nicht darf.

Th: Die Rachegegelüste waren mit deiner Mutter gekoppelt und wenn du sie nicht ausdrückst erstarrt die Energie und dann muß logischerweise deine Mutter auch erstarren.

Kl: Ich muß mich immer wahnsinnig zu-sammennehmen, wenn ich bei ihr bin. Damit ich ja kein falsches Wort sage.

Th: Weil der Druck im Kopf so groß ist, gerne mal ein falsches Wort sagen zu wollen und den Mist rauszulassen.

Kl: Ich habe letztes Mal schon was rausgelassen und da dachte ich immer: Ach Mensch, jetzt bist du vielleicht zu weit gegangen. Jetzt meint sie vielleicht, daß du willst, daß sie stirbt oder so etwas. Man muß sie aber doch auch ein bißchen auf das Sterben und auf den Tod vorbereiten. Man kann sie doch nicht so blindlings da reintapsen lassen. Sie hat es doch schon zwei Mal vor sich gehabt und es war noch nicht ihre Zeit. Vielleicht sollst du auch noch etwas lernen und sie die Chance immernoch hat und die hat sie doch einfach nicht genutzt.

Th: Aber das darf sie doch auch. Sie darf doch autonom ihre Chancen nutzen oder auch nicht.

Kl: Das ist ihre Sache. - direkte Ansprache - Das ist deine Sache. Du mußt sehen, wie du mit deinem Leben zurecht kommst und ob du deine Chan-cen nutzt oder nicht. Wenn du eunfach stur bist und daraus nichts lernst und einfach so weiterlebst wie vorher, dann kann ich es auch nicht ändern. Dann fühle ich mich auch nicht mehr schuldig. Ich fühle mich auch jetzt nicht mehr schuldig.

Th: Toll, schön, wenn du sie wirklich akzeptieren kannst, wie sie ist, dann ...

Kl: Ja, ich habe das ja schon in der einen Session mal gemacht. Es hat mir ja auch nichts mehr ausgemacht, aber komisch, jetzt kam es wieder so hoch.

Th: Der Eisblock war nicht geschmolzen.

Kl: Meinst du, es ist jetzt weg?

Th: Guck dir deine Mutter an, dann siehst du es.

Kl: Sie sieht zufrieden aus.

Th: Das ist das beste Zeichen dafür. Liebst du sie?

Kl: Sagen wir mal so. Weil es meine Mutter ist. Ich würde wohl alles für sie tun, aber so dieses Herzliche ist nicht da. Da fehlt irgendetwas. - Klientin äußert dies unter Tränen -

Th: Siehst du, das ist noch nicht aufgelöst und deshalb weinst du jetzt auch noch ein bißchen.

Kl: Das wird auch wohl nie sein.

Th: Du bist gerade dabei wieder etwas aufzulösen. Deine Sehnsucht, deine Ver-zweiflung, deine Traurigkeit ist noch da. Das trennt dich noch von deiner Mutter.

Kl: Wir haben den gleichen Reaktions-abstand und das ist, glaube ich, auch nicht gut. Da stößt man sich ja auch ab. Da kann man eigentlich nichts dafür. Ich habe schon so oft nach den Gründen gesucht.

Th: Frage deine Mutter in dir, warum du sie nicht liebst. Sie zeigt es dir dann.

Kl: Mutter, warum kann ich dich nicht so lieben wie ich ...? Ja, weil ihr das Herz-liche fehlt. Das ist es. Dieses von Herzen kommende. Es ist nur so aufgezwungen. Ja, du bist mein Kind, ich muß dich lieben. Und bei mir ist es so, du bist meine Mutter, ich muß dich lieben. Es ist schon Liebe da, aber die kann irgendwie nicht so herzlich gezeigt werden.

Th: Was ist passiert zwischen euch? Welche Situationen haben dazu beigetragen? Frage sie. Sie zeigt es dir.

Kl: Welche Situation hat dazu beigetragen? Ich nehme an, daß sie mir übelgenommen hat, daß ich die 14 Tage länger bei ihr im Bauch war. - direkte Ansprache - Ist es die Geschichte? Ist es das, daß ich dir so viel Kummer und Schmerzen bereitet habe? Ja, ja! Unbewußt ja! Es ist ihr nicht bewußt und sie will es eigentlich auch nicht, aber es ist bei ihr so. Ja.

Th: O.k., dann soll sie dich jetzt auf die Welt bringen.

Kl: Und was soll sie machen?

Th: Was will sie machen? Was willst du machen?

Kl: Ich hätte mehr das Bedürfnis zu klopfen.

Th: - lacht - Ja, dann mach es.

Kl: - Klientin schlägt mit dem Schlagstock - Du hättest es beenden können, beenden können. Es lag in deiner Macht. Ich habe ihr gesagt, daß sie es hätte beenden können. Sie hätte ja nur einen Kaiserschnitt machen müssen und ich wehrlos war. Ich war ja wohl die Wehrlosere. Es war nicht meine Schuld. Ich hatte zwar einen starken Willen und wollte es so, aber sie hätte es ja beenden können.

Th: Was sagt sie dazu?

Kl: Ich weiß es nicht. Sie äußert sich nicht. Sie sagt nichts. Komm, laß mich jetzt wissen, warum du das nicht getan hast. - Klientin schlägt wieder mit dem Schlagstock - War das Feigheit, oder was? Aha, es war Feigheit. Gut, jetzt bin ich zufrieden. Jetzt fühle ich mich nicht mehr schuldig. Du hättest die Möglichkeit gehabt. Du hast alles auf mich abgewälzt. Du hast mir Schuldgefühle ge-macht. Ich fühle mich nicht mehr schuldig. So, das war deine Sache und nicht meine. Jetzt geht es mir gut. Waren das jetzt die Schuldgefühle, die ich daher innerlich hatte?

Th: Scheint so.

Kl: Ja, ich glaube schon, weil ich immer Schuldgefühle habe, weil ich immer denke, ich müßte an ihr irgendetwas gut machen. Und trotzdem ist es nicht diese herzliche Liebe, es ist mehr Pflicht und ...! Zu meiner Gr0ßtante da war eine herzliche Liebe da und wahrscheinlich auch mit meiner Großmutter, aber da kann ich mich nicht mehr zurückerinnern.

Th: Schau doch mal, wie du deiner Mutter jetzt begegnest. Vielleicht sogar als kleines Baby schon. Wie reagiert sie jetzt auf dich?

Kl: Sie akzeptiert mich. Sie akzeptiert mich voll.

Th: Wie fühlt sich das an?

Kl: Gut!

Th: Dann sage es ihr.

Kl: Verdammt gut!

Th: Hat sie das so tief akzeptiert, daß sie dich sogar liebt? Spür mal hin.

Kl: Doch ja, sie streichelt mich jetzt. Jetzt sehe ich mich da wieder in diesem Stuhl und da kommt sie mit der Hand und streichelt mich.

Th: Frag deine Mama, ob sie dich liebt.

Kl: Ja, das tut sie. Das tut sie schon, aber auf ihre Art. Sie kann irgendwie nicht anders. Sie hat die Blockierung.

Th: Kannst du das akzeptieren?

Kl: Ich kann das akzeptieren. Ich habe das andere ja auch schon akzeptiert. Bloß diese verdammte Schuld, daß ich mich immer schuldig fühlte, als ich das wußte.

Th: Die ist weg. Guck jetzt. Wie ist es jetzt für dich dieser Mutter zu begegnen? Wie hat sie sich verändert?

Kl: Sie guckt ganz frei und ganz ohne Hemmungen. Wir stehen uns praktisch als gleichwertige Menschen gegenüber, nichts als Mutter und Dings, sondern einfach als gleichwertig.

Th: Kannst du sie lieben?

Kl: Ja, auf meine Art schon, ja.

Th: Und sie auf ihre Art?

Kl: Ja. Es ist eigentlich irgendwie besser geworden jetzt. - Klientin soll es ihrer Mutter direkt sagen - Ja, jetzt kann ich dich auch mehr lieben, ja. Es fällt mir nicht so schwer dich zu umarmen.

Th: Dann tue es. - Musik wird eingespielt - Vielleicht begegnet ihr euch zum ersten Mal ganz, ganz tief. Vielleicht kann sie deine Tränen, deine Traurigkeit annehmen als Sehnsucht.

Kl: Ich habe mir immer so eine herzliche Mutter gewünscht. So wie es viele andere hatten. So unkompliziert, wirklich herzlich, liebenswürdig. Bei ihr war das irgendwie immer so...

Th: Kannst du sie jetzt so spüren?

Kl: Ja! Jetzt spüre ich sie so richtig frei.

Th: Dann sage ihr: So habe ich mir dich immer gewünscht.

Kl: So habe ich mir dich immer gewünscht.

Th: Jetzt ist sie da.

Kl: Jetzt kriege ich ganz dolle Körper-reaktionen. Im Gaumen dieses Kleben und hier an den Stellen im Bauch eine Wärme. Im Darm und diese Stelle, die mir jetzt auch wieder so wahnsinnig weh tat. Im Herzen auch Wärme.

Th: Ihr begegnet euch ganz, ganz tief. Und dein Körper spürt das. - die Musik läuft einige Zeit und die Klientin erspürt diese neue Situation -

Kl: Mir ist speiübel, ist das normal?

Th: Es kann sein, daß dein Körper noch mit ‘Rausschmeißen’ reagiert. Du hast ganz viel Wut rausgeschmissen und ganz viele Reaktionen gehabt.

Kl: Es ist noch warm, aber ein furchtbarer Magendruck. Speiübel. Früher habe ich reagiert, wenn ich mich nicht wehren konnte und da war mir auch immer zum Brechen. Wenn ich Angst hatte. Irgendwelche Angstgefühle.

Th: Schau mal, ob das geht, wenn du zu dem Gefühl sagst: Es ist o.k., daß du da bist. Du bist auch ein Teil von mir.

Kl: Gefühl, es ist o.k., daß du da bist. Ich akzeptiere dich so. Du kannst ruhig rauskommen. Du kannst dich ruhig zeigen. Du kannst ruhig da sein, ich akzeptiere das.

Th: Ich würde dir vorschlagen, ich lasse dich jetzt ein bißchen alleine mit deiner Mutter oder mit wem du willst und laß das Gefühl einfach mal da sein. Es kann sein, daß es ein Nachschwingen ist und sich einfach auflöst und wenn nicht, dann gucken wir einfach. - Musik wird eingespielt, nach einer Weile kommt der Therapeut zurück -

Kl: Es ist wieder erstarrt und ich glaube ich weiß, woran das liegt. Ich kriege immer ein bestimmtes Bild. Ich kriege immer Christusliebe und den Christus immer als gleiches Kreuz, praktisch wie eine Ikone und das Gesicht darin. Immerwieder diese Christusliebe. Damit habe ich ein Problem. Bist du in den asiatischen Religionen bewandert?

Th: Ein bißchen.

Kl: Gibt es da auch zwischen den Men-schen und Gott so etwas wie Christus?

Th: Ne, da gibt es mehr diese individuelle Entwicklung: Buddha

Kl: Ja, es gibt nur Buddha und dann gibt es nichts dazwischen.

Th: Die anderen sind alles ähnliche Ansätze, ja.

Kl: Da tue ich mich so wahnsinnig schwer mit. Da habe ich irgendwelche Schwierigkeiten.

Th: Dann hol dich doch einmal den Christus und frage ihn, warum das Wasser wieder erstarrt.

Kl: Es waren so Risse und es war weg und jetzt ist diese kleine Pfütze die da war, wieder erstarrt. Und ich bekomme immer dieses Bild von diesem Christus. Und immer dieses Christusliebe, Christusliebe.

Th: Ja, dann frage Christus jetzt. Laß ihn da sein und frage ihn.

Kl: Wahrscheinlich habe ich da immernoch mit der Religion etwas zu klären.

Th: Frage das Wasser, warum es wieder erstarrt.

Kl: Wasser, warum erstarre ich? Warum erstarrst du wieder? Kannst du mir das in einem Bild zeigen? Jetzt sehe ich wieder diese Dornenkrone an diesem Christus. Ich habe ja schon verstanden, daß das nicht Leiden ist, sondern Christus Liebe ist. Da scheine ich irgendwie meine Probleme zu haben.

Th: Dann frage jetzt Christus, was seine Dornenkrone mit deinem erstarrten Wasser zu tun hat.

Kl: Was hat die Dornenkrone mit dem erstarrten Wasser zu tun? Irgendetwas mit Leiden oder so, aber das Leiden habe ich eigentlich schon abgelegt. Das sehe ich ja in Christus gar nicht mehr. Ich sehe ihn ja nur mit Liebe.

Th: Frage ihn, warum er eine Dornen-krone trägt. Hör, was er sagt.

Kl: Warum trägst du eine Dornenkrone? Kannst du mir das in Bildern zeigen, wenn sonst schon nichts kommt? Jetzt sehe ich eine Wüste. Eine ganz vertrocknete, wüste Landschaft. Ich sehe irgendwie dieses Kreuz von Ostern da noch mit reinspielen. Und diese Rose von Jericho, die ganz zusammengeknautscht ist. - direkte Ansprache - Rose, was willst du mir sagen? Bitte, ein Bild. Ich weiß nicht. Ich sehe da so Fresken. Mit Engeln und ..., ach, ich weiß auch nicht. - Therapeut fordert zu direkter Ansprache auf - Was wollt ihr mir zeigen? Was wollt ihr mir für Bilder zeigen? Was hat das mit meinem erstarrten Wasser zu tun? Hat das irgendetwas mit meinem Glauben zu tun? Jetzt sehe ich in dem erstarrten Wasser wieder die Spalten größer werden. Zeig mir das doch einmal in einem Bild. Ich sehe schon wieder Engel mit Flügen.

Th: O.k., sprich den Engel an.

Kl: Da ist auch noch so etwas anderes dabei.

Th: Bitte den Engel, er soll dir bei dem erstarrten Wasser helfen.

Kl: Engel, hilf mir doch bitte bei dem erstarrten Wasser. Zeig mir doch bitte ein anderes Bild.

Th: Als du diesen Engel gefragt hast, war deine Stimme ein bißchen mit Wei-nen verbunden. Ich frage jetzt mal den Engel: Kann es sein, daß das einfach deine Tränen sind, die nicht alle rausgelaufen sind und da noch ganz viel Weinen dahinter ist? Und weil du das im Moment festhältst, erstarrt das Wassser.

Kl: Ja Engel, sag mir das bitte. Ist das so? Nicke bitte oder schüttel den Kopf. Ein `Ja` ist es nicht. Es ist aber auch kein direktes `Nein`. Aber doch so ein ganz leichtes `Nein`. Nur so angedeutet.

Th: Dann bitte den Engel, daß er dir sagt, was du tun mußt, damit das Wasser ganz flüssig wird.

Kl: Engel, zeig mir was muß ich tun, damit das Wasser wieder ganz flüssig wird, damit es nicht mehr erstarrt ist und sich auflöst. Ich sehe so etwas wie einen Sonnenaufgang. Ganz viel Licht und Strahlen, die hinter einem Berg hervorkommen.

Th: Es kann sein, daß die Sonne erst aufgehen muß und das Wasser verdunsten. Die Lebenskraft muß wieder kommen. Laß den Vorgang mal weiterlaufen. Schau mal, was passiert wenn die Sonne aufgeht. Vielleicht fängt erst jetzt in deinem Leben an, die Sonne aufzugehen, dich zu wärmen...

Kl: Jetzt wird erst einmal der ganze Himmel rot. Die Sonne steigt höher.

Th: Schau mal, ob die Sonnenstrahlen das Eis erreichen.

Kl: Es ist jetzt irgendwie eine ganz wüste Landschaft. Kein Grün, nichts, nur rötlich gefärbtes Gestein.

Th: Bring mal dein Eis in diese Land-schaft und schau was passiert.

Kl: Es fängt an zu schmelzen. Die Farbe wird anders. Es wird durchsichtiger und die Spalten vergrößern sich wieder. Jetzt hört es auf. Es passiert nichts mehr. Die Sonne steigt auch nicht höher. Sie bleibt in ihrer Stellung stehen.

Th: Frage die Sonne, was du tun kannst oder mußt, damit sie ihre ganze Kraft entfaltet und höher steigt.

Kl: Sonne, was kann ich tun, damit du deine Kraft entfaltest, deine ganze Kraft und höher steigst? Zeige mir das doch bitte in einem Bild. Da ist jetzt eine Grün-pflanze davor, die praktisch keimt und sie keimt ziemlich schnell. Erst waren zwei Blätter da und jetzt sind schon vier da.

Th: Da muß irgendetwas in dir wachsen, heißt das anscheinend.

Kl: Es ist auch ganz hell. Es ist jetzt nicht mehr rötlich, es ist jetzt ganz gelb das Licht. Es sieht jetzt aus, wie ein Bild von Renoir. Es ist auch keine natürliche Landschaft, sondern wie auf einem Bild. Jetzt kommt oben eine Blüte an die Pflanze. Eine gelbe Blüte. Kannst du mir das noch in einem anderen Bild zeigen? Ich verstehe das nicht. Jetzt kommt ein Gletscher und unten aus dem Gletscher-mund fließt Wassser raus. Jetzt kommt ein herzförmiger Anhänger aus Eis. So richtig herzförmig. Der ist an einem großen Stock befestigt.

Th: So etwas wie ein Wanderstab?

Kl: Ja, so wie in früheren Zeiten.

Th: Für was steht der Gletscher in dir?

Kl: Gletscher, für was stehst du? Ja, eigentlich für Urlaub und schöne Berglandschaften.

Th: So etwas wie Ausruhen, Genießen, Gesund werden?

Kl: Ja, ja so etwas. Ich wandere wahnsinnig gerne zu einem Gletschermund, wo so etwas da unten rauskommt, das Wasser. Das finde ich sehr schön. Da könnte ich stundenlang davor stehen und das betrachten oder auch diese Eisspalten runtergucken, auf die Gle-tscher draufgucken.

Th: Gut, dann geh noch einmal zu dieser Blüte auf der Pflanze und frag, für was diese Blüte in dir steht. Was blüht auf oder wird aufblühen? Welche Qualität?

Kl: Ich kriege Liebe. Zu jemandem bestimmten? Oder allgemein? Allgemein zu den Menschen, Tieren, Natur.

Th: D.h. also, das ist ein Prozess, der trägt dazu bei. Ah ja, deshalb auch Christusliebe, ja allgemeine Liebe, alles lieben oder Liebe wahrnehmen. Ist es so, daß das ein Prozess ist, den man nicht herstellen kann, der geschieht und der schmilzt dann das Eis auch wieder ein?

Kl: Ja, das Bild von Christus nickt jetzt.

Th: Also sind es nicht ungeweinte Tränen, also ist es eher so, daß ein Prozess in Gang kommt und der braucht seine Zeit und der wird gestärkt über Wahrnehmung, über Urlaub, über Wandern, über viele Eindrücke. Die Pflanze braucht Zeit zum Wachsen. Und das Ergebnis der Pflanze ist eine Blüte und die heißt Liebe. Dann müßte die Sonne auch höher steigen. Stimmmt das?

Kl: Ja! Oh ja, es wird jetzt ganz, ganz hell und weiß das Licht.

Th: O.k., dann bring mal das Wasser in die Wüste und schau was mit der Wüste da passiert.

Kl: Ist ja nur `ne kleine Pfütze. Die ist ja nicht sehr groß.

Th: Laß dich mal nicht von der Logik so ablenken. Schütte es mal rein und schau, was passiert.

Kl: Ooh! Da sprießen jetzt ganz viele Grünpflanzen. Es geht ganz schnell. So richtig im Zeitraffer. Jetzt kommen auch die ersten Blumen, sehen aus wie Mittagsblumen. Es ist alles bunt. Ganz bunt. Die ganze Geschichte.

Th: Da ist ein Prozess, der jetzt angefangen hat sich in Gang zu setzen und einfach ein bißchen Zeit braucht.

Kl: Ja, oder mache ich mit meinen Ge-danken, da immer irgendetwas wieder kaputt? Für mich paßt irgendwie dieser Christus dazwischen nicht.

Th: Frage ihn.

Kl: Ich komme nicht dahinter, was das ist, was mich daran stört. Warum ich überhaupt mit dieser christlichen Reli-gion solche Schwierigkeiten habe. Jetzt wird es ganz warm hier im Solarplexus. Da kommt nichts. Kannst du mir das nicht sagen? Oder muß ich das selber herausfinden?

Th: Also ich vermute mal, daß die christliche Lehre so im alllgemeinen nicht das Aufblühen der Liebe beinhaltet. Da ist ganz viel Struktur, ganz viele Erinnerungen, Ankerungen, Pflichte, Gehorsam.

Kl: Ist es das, was mich da so stört, daß ich da so schlimme Erfahrungen ge-macht habe, daß da irgendetwas geankert ist? Das es nicht Christus und Liebe ist, sondern ich das, was die Kirche daraus gemacht hat noch zu sehr in meinem Unterbewußtsein damit verbinde?

Th: Frage Christus und schau ob er nickt oder nicht.

Kl: Er lächelt.

Th: Du bist auf dem Weg.

Kl: Ja, das habe ich doch schon versucht, mit dem Verstand da was rauszuholen.

Th: Das funktioniert aber nicht. Das kann man zwar kapieren, aber da gibt es an-scheinend noch zu viele Ankerungen.

Kl: Ich muß ganz furchtbare Erfahrungen gemacht haben mit christlicher Kirche. Mit den östliche Religionen habe ich kei-ne Schwierigkeiten. Damit bin ich prima klargekommen. Muß ich denn da jetzt wieder anfangen zu suchen?

Th: Ich vermute, daß du nachschauen mußt, was sie dir an Werten eingetrichtert haben und du ablehnst.

Kl: Das habe ich doch eigentlich alles schon gestrichen.

Th: Mit deinem Bewußtsein, mit deiner Wahrnehmung vielleicht schon, aber mit den Ankerungen...

Kl: Ja, mit den Ankerungen. Das muß irgendwo geankert sein. Auch diese Paulus-Geschichte mit Christus muß irgendwo noch geankert sein. Da kommt man aber nicht so schnell drauf,ne?

Th: Ich vermute einmal, daß das noch einmal so ein ganz eigenes Thema ist. Es ist ja jetzt dein Thema, in dieses Christusbewußtsein, in diese Liebe hinein zu wachsen. Das ist auch eine Entwicklung, so daß du dich immer mehr abkehrst von den eingetrichterten Wer-ten und den Moralvorstellungen.

Kl: Das habe ich noch nie angenommen. Da habe ich immer gegen gekämpft. Mein ganzes, dieses Leben lang. Die Leben davor wahrscheinlich auch.

Th: Schau mal, wenn du kämpfst, bist du ja nicht klar damit. Du mußt immer Energie dagegen setzen. Da ist eine ho-he Spannung dahinter. Wenn es neutral wäre, würdest du mit den Schultern zucken und es wäre dir egal. Wenn du dagegen kämpfst, dann ist das ja immer das Ding. Du brauchst Energie, wenn du dich dagegen wehrst. Frag mal Jesus, ob das stimmt und schau einmal ob er nickt.

Kl: Ja, er nickt.

Th: Ja, dann machen wir doch einfach einmal ein eigenes Thema daraus und frag ihn einmal, ob er dir dabei hilft.

Kl: Meinst du, daß wir da weiterkommen? Da ist wahrscheinlich auch wieder diese blöde Blockade. Es ist mir jetzt immer wieder aufgefallen, in diesem Se-minar, daß es oft auf diese christlichen Geschichten ausgerichtet war. Da war bei gewissen Sachen immer eine Blockade. Ich weiß, daß das so ist und ich akzeptiere es auch, aber irgendetwas in mir sitzt da drin, was noch kämpft. Deswegen funktionierte es wahrscheinlich auch nur eine kurze Zeit, solange ich energetisch ganz hoch war und wenn es langsam nachließ, kamen wieder diese Zweifel und wenn man Zweifel hat, ist ja alllles wieder im Eimer. Andere Sachen kann ich. Das funktioniert. Heute mit dem Verkehr, das ging wunderbar. Wir fingen mit dem dicksten Stau an und das löste sich in Null-komma-Nix auf. Das kann ich mit den Gedanken prima. Aber diese verdammte, blöde Allergie. Da ist nichts zu machen. Ich habe alles wunderbar ge-gessen. Aber jetzt, egal was ich esse, ich vertrage alles nicht, was ich früher gut vertragen habe. Es geht im Augenblick gar nichts mehr. Meinst du, das müßte jetzt durch das Thema mit meiner Mutter wesentlich verändert sein?

Th: Ja, das müßte wesentlich verändert sein und Jesus scheint mir fast ein eigenes Thema zu sein, wo all das, was sich da geankert hat, mal ausgeräumt wird, damit du nicht ständig kämpfen mußt und das mal neutralisiert ist. Frag mal Jesus, ob das stimmt und er dabei helfen würde.

Kl: Ja, er strahlt nur.

Th: Ja, dann ist das ja auch in Ordnung. Ist er dann bereit auch seine Dornen-krone abzunehmen?

Kl: Die hat er schon nicht mehr. Er hat auch schon nicht mehr dieses lange Kreuz. Es ist jetzt auf allen Seiten gleich. Es ist auch nicht dieser katholische Christus. Diese Leiden oder so. Ich sehe das als Ikone, als ganz alte Geschichte, als Fresko praktisch. Ich sehe auch nur den Kopf. Das Leiden, das ist schon rausgepackt. Dann müssen wir das demnächst mal bearbeiten. Ich dachte, es käme auf etwas anderes raus, aber...!

Th: Es würde passen, denn du hast eben zum Schluß die Liebe gefunden und ganz viel Nähe und Aktivität und Wahrheit wahrgenommen. Es scheint noch vieles in dir als Struktur, als Prägung zu wirken, daß es wieder er-starrt und du es nur einen Moment wahnehmen konntest. Es ist alles nachvollziehbar und stimmig.

Kl: Von dem Eisblock das ist alles weg. Nur dieses bißchen Schmelzwasser, was dann wieder erstarrt ist. Nur ein Detail von dem letzten Achtel Eisblock.

Th: Das scheint ein Prozess zu sein und ich kann es mir auch gut vorstellen, weil du bist jetzt in dir anders in dir, du gehst in die Welt, du nimmst andere Informa-tionen auf, dadurch entwickelt sich langsam ein anderes Bewußtsein, eine andere Wahrnehmung, eine andere innere Haltung. Die Liebe generell zu allem blüht immer mehr auf. Und da kommt natürlich genau das Gegenteil hoch, was das verhindert hat.

Kl: Du meinst diesen Schmerz, der da in Christus mit hineingepackt wurde in der katholischen Lehre. Aber es ist doch jede Religion verfälscht.

Th: Wobei die Christen aber schon sehr auf die konditionierten Werte gegangen sind. Den Teufel ausklammern und be-kämpfen und das Gute fördern und sich mit ihm identifizieren. Das ist schon am Steifsten dort vertreten.

Kl: Und am meisten in’s Gegenteil verkehrt.

Th: Das siehst du ja auch an deinem Beispiel der Rache. Das darf man nicht haben, also bekommt es richtig Macht und wenn du es auflöst, kannst du tiefer gehen. Das sind ja Sachen, die sind in der Sichtweise überhaupt nicht vorhanden.

Kl: Das habe ich wahrscheinlich nicht aus diesem Leben mitgebracht, sondern aus einem anderen. Ich würde sagen, ich kämpfe schon seit 2000 Jahren gegen diese Geschichte.

Th: Da bist du wahrscheinlich nicht die einzige.