Psychoseraum 4

Kl: Ja, ich bin jetzt unten und gehe in den Raum rein – wieder mal. – lacht – Jaaa - und der Raum, der ist, wie ich ihn verlassen hatte gestern, nur dass die Tür schon aufgegangen ist, wo die Nüsse rauskommen. Und in dem Raum sind jetzt auch Maire und Peter präsent.
Th: Frag sie mal, ob sie mit den Nüssen was zu tun haben – einfach mal zur Information.
Kl: Maire und Peter, habt ihr mit den Nüssen was zu tun? Die schütteln beide den Kopf.
Th: Hm. Na gut. Dann spür mal, was dir im Moment wichtig erscheint – Maire und Peter oder die Nüsse - einfach mal gucken, wo es dich hinzieht.
Kl: Tja – Mich zieht’s eher zu Maire und Peter.
Th: Ja. Dann würd ich trotzdem sagen, sprich mal mit den Nüssen, weil die sind ja auch da und die drängen ja auch nach Auflösung.
Kl: Na ja, es ist folgendes passiert, dass die Nüsse erst mal wieder zurückgegangen sind in die Kammer.
Th: Ah ja – das ist ja toll. Guck mal, wie dein Unterbewusstsein schon reagiert.
Kl: Und dadurch hab ich überhaupt mitgekriegt, dass ich eben eher mich zu Maire und Peter hingezogen fühle jetzt – zu dem Thema.
Th: Ja. Dann geh mal auf die beiden zu. eschreib einfach, was passiert.
Kl: Also ich sehe, dass Maire mit verschränkten Armen dasteht, so als ob sie das alles nichts angeht, als ob sie das ablehnt, was ich hier so überhaupt ma-che.
Th: Und wie ist das für dich, wenn sie so dasteht, so abwehrend?
Kl: Na, da werd ich ärgerlich.
Th: Sag ihr das.
Kl: Maire, ich werde ärgerlich, wenn du das so ablehnst, was ich hier mache, dass ich bei mir aufräume innerlich. - Die fühlt sich so erhaben! - Direkte Anrede. - Maire, du fühlst dich so erhaben! Du meinst, diese Bilder, mit denen ich hier arbeite, das ist alles niederste Stufe, und als ob du eben schon viel weiter bist in deiner spirituellen Entwicklung – oder wie auch immer.
Th: Mhm. Wie reagiert sie oder was passiert?
Kl: Die gibt mir irgendwas. Die gibt mir einen Schlüsse... Maire, was ist das für ein Schlüssel, was soll ich damit? Und sie sagt, das ist der Schlüssel zu meinem Herz. Hm. Und was soll ich damit jetzt anfangen? Hm. Ich weiß nicht – ich bin jetzt ratlos Maire. - Und Peter steht dabei und der ist ganz konzentriert. - Direkte Anrede. - Peter, du bist ganz konzentriert – ganz achtsam stehst du hier?
Th: Wie ist denn so dein Grundgefühl, wenn du den beiden jetzt hier gegenüberstehst, nach so langer Zeit?
Kl: Na als erstes bin ich so mit dem Fuß aufgestampft. Als erstes ist da irgendwie Ärger ... und dass ich die schlagen will. - Ich hab einen Impuls, dass ich ganz ärgerlich und wütend bin, und dass ich euch schlagen will.
Th: Ja, was hält dich ab?
Kl: - atmet tief durch – Die Moral.
Th: Lass die Moral mal auftauchen. Wie sieht die aus, deine Moral?
Kl: Na die hat einen erhobenen Zeigefin-ger ... – lacht – ... und die hat eine Brille auf der Nase ... die sieht ein bisschen aus, wie die Rottenmeier.
Th: Und was sagt die? Hör mal genau hin.
Kl: Das darfst du nicht tun!
Th: Und du machst, was sie dir sagt.
Kl: Nee!!!
Th: Na dann sag’s ihr.
Kl: Du kannst mich mal mit deinem: Du darfst und du sollst und du darfst nicht und du sollst doch...!!! Ich will das nicht!
Th: Du kannst ihr ja auch mal sagen: Das sind meine Bilder!
Kl: Ja. Genau, das sind nämlich meine Bilder und das ist meine Innenwelt und da kann ich darin agieren, wie ich das will!
Th: Dann mach doch mal was mit ihr! Mach mal was Verrücktes jetzt, um das Muster zu stören!
Kl: Ich tret die jetzt einfach in den Hintern.
Th: Und wie reagiert sie?
Kl: Na ja, die ist aufgebracht!
Th: Spür einfach wie viel Macht sie über dich hat. Hat sie Macht? Gibst du ihr Macht?
Kl: Nee! Ich wüte jetzt rum! Ich nehm jetzt einen Besen und jetzt scheuch ich die einfach zum Zimmer raus! Komm – weg, weg! Raus mit dir! Von wegen: Du sollst!!! Ich muss überhaupt nichts und ich soll überhaupt nichts!!! Raus mit dir!
Th: Sag's ihr deutlicher! Die hört das ja gar nicht.
Kl: Ja. Ich will das nicht!!! Weg, weg, weg!!! -
Th: Und was passiert?
Kl: Ja, die lässt sich hinaustreiben. So und jetzt mach ich die Tür zu. Und jetzt sitzt sie wieder drin...!
Th: Oh. Die hat scheinbar doch Macht. - Klientin stimmt zu. - Spür das mal. Was machst du jetzt?
Kl: Ich guck die an und sage: Ich will dass du verschwindest hier!!!
Th: Und guck, ob das schon ausreicht von deiner Energie her.
Kl: Und die hat immer ihren Zeigefinger oben! Was kann ich denn mit der nur machen?
Th: Welchen Impuls hast du? Nicht überlegen – spür mal, was dein Körper will!
Kl: Der will die treten.
Th: Ja, mach’s!
Kl: Ja. Mach ich jetzt auch! - Ja! - Ich tret die jetzt einfach! - Ich tret die! Ich tret die! - Du hast mir gar nichts zu sagen! Jetzt hau ich ihr einen übern Kopf!
Th: Und guck hin, ob das wirkt – du kannst das immer überprüfen!
Kl: - widerwillig - Die wird immer größer! Jetzt schwebt sie schon als Geist an der Decke ... Was kann man denn mit der machen?
Th: Die kleine liebe Allmut. Und die anderen können mit dir machen, was sie wollen ...
Kl: Fort mit dir!!! Raus hier!!! Verschwin-de!!! Raus!!! Weg!!!
Th: Und guck hin, ob es klappt. Guck dir deine Realität an. Die hat Macht, ne? Bist du interessiert dran, wie sie in dir entstanden ist? Die hat sich ja irgendwann einmal gebildet – dieser Anteil und hat wahnsinnige Macht über dich gekriegt.
Kl: Eigentlich will ich sie nur weg haben. - Du sollst jetzt hier raus!!!
Th: Und?
Kl: Ich glaub, ich guck mir doch an wo sie herkommt.
Th: Hm. Dann soll sie dich mal mitnehmen, soll dich dort hinführen, wo sie entstanden ist.
Kl: Okay. Dann komm mal runter da von der Decke und zeig mir mal, wo du entstanden bist. Führ mich mal hin. Ja, die läuft schon voraus – ganz schnell. Na ja, und da land ich bei meinen Eltern.
Th: Wo landest du genau? In welcher Szene oder in welchem Bild?
Kl: Im Wohnzimmer. Wir sitzen da grad am Essenstisch und meine Mutter ermahnt mich immer.
Th: Was sagt sie denn? Hör mal hin.
Kl: Halt mal deine Beine still! Nimm nicht so viel Butter! Mach den Mund zu, wenn wir uns unterhalten! Wenn wir uns unterhalten, hast du still zu sein!
Th: Hm. Halt den Mund und sei lieb, Allmut! Was passiert in dir?
Kl: Ich werd grad ganz klein. Und dann ist da noch die Szene, dass ich meine Eltern frage, was sie sich zu Weihnach-ten wünschen und da sagt meine Mama: Liebe, artige Kinder! Und dann sag ich: Mama, ich bin doch immer lieb. Und da lacht sie mich aus. Und da fang ich an zu weinen.
Th: Hör mal ihr Lachen!
Kl: Ich werd ganz wütend!
Th: Ja, sag’s ihr.
Kl: Ich bin wütend auf dich!!!
Th: Was passiert in dir?
Kl: - kleinlaut - Da ist Ohnmacht.
Th: Ja, genau. Hol mal deinen Panther zu Hilfe. Lass den mal da sein jetzt für diese Szene, wo du die Kleine bist. Stell ihn mal an deine Seite. Und dann hör noch mal die ganzen Sätze: Halt den Mund. Sei lieb. .... - Pause, Klientin reagiert nicht. - Wo bist du?
Kl: Ich bin an einen anderen Ort geflüchtet ...
Th: Dann komm zurück. Entscheide dich. Bleib da. Geht das? Kannst du dich entscheiden zurückzugehen?
Kl: - nickt – Was soll ich denn noch tun?! Um es euch recht zu machen! Ihr lasst mich gar nicht so sein, wie ich bin!!! – schreit – Und wenn ich wütend bin, dann bin ich wütend!!! Und dann will ich auch angenommen werden – mit meiner Wut!!!
Th: Dann trau dich, die mal zu zeigen. Was passiert?
Kl: Ich versuch’s.
Th: Ist die Frau Rottenmeier auch dabei?
Kl: Die guckt sich das an. Und da ist noch eine Szene, wo ich einmal ganz wütend war. Und dann kommt meine Mutter mir hinterhergerannt und ... und schlägt mich. Und dann schlag ich zurück. Und dann sagt sie: Wer die Hand gegen seine Mutter erhebt, dem wächst sie aus dem Grab! Und dann geht sie in die Küche und sagt, ich will dich nicht wieder sehen, bis du wieder lieb bist! - Und dann geh ich in die Küche und sage: Mama, ich bin ja wieder lieb. Und sie sagt: Ich will dich jetzt nicht sehen! Ich hab dich nicht mehr lieb – geh weg!
Th: Wie ist das für dich?
Kl: - gequält - Da bin ich ganz ohnmächtig! - Direkte Anrede. - Ich bin ganz ohnmächtig! Was machst du hier mit mir? Du lehnst mich einfach ab!!! Einfach einen ganz wichtigen Teil in mir! Den brauch ich doch!!! Um mich zu wehren!!! Das braucht man fürs Leben!!! - Die guckt mich an. Ich will nicht, dass du das ablehnst! Und wenn ich wütend bin, dann bin ich wütend!!!
Th: Genau, zeig’s ihr!
Kl: Guck mich an!!! Guck dir die Wut an!!! Die darf einfach sein!!! - zaghaft – Und jetzt hat sie mich grad ganz kurz in den Arm genommen - mit der Wut. Und sie sagt: Ich bin auch manchmal wütend. Und dann sag ich: Das ist ja auch okay. Und wenn ich wütend bin, dann will ich dich nicht angreifen damit, sondern einfach nur das ausdrücken! Verstehst du das? Da sagt sie: Ja. Und jetzt sei wieder lieb.
Th: Und willst du schon wieder lieb sein?
Kl: Neieiein!!! - Ich bin nicht lieb, wenn du das willst!!! Ich bin einfach so, wie ich bin!!! - Ich bin überhaupt nicht lieb! Verstehst du mich? Ich bin nicht lieb! Und wenn ich die ganze Wohnung hier zusammenhaue!
Th: Machs jetzt!
Kl: Ich bin nicht lieb!!!
Th: Machs. Mach den Test, ob sie dich trotzdem annimmt! Ja, schlag die Woh-nung kaputt! - Die Klientin schlägt mit dem Schlagstock auf den Boden, schlägt damit die inneren Bilder der Wohnung kurz und klein und schreit ihr Wut heraus. – Was passiert?
Kl: Die sind ganz entsetzt. Die sind in Aufruhr. - Direkte Anrede. - Ihr seid richtig in Aufruhr. Jetzt seid ihr irgendwie aufgewacht. Ich hab das alles rausgeräumt aus meinem Zimmer, was ich nicht haben will. Und wenn meine Mutter mich haut, dann hau ich eben zurück!!! - Wenn du mich schlägst, dann schlag ich zurück!!! Lass mich in Ruhe, mit deinen doofen Sprüchen!!! - Von wegen: Die Hand wächst aus dem Grab...!!! Von wegen: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!!! Blöde, doofe Sprüche!!! Ihr sollt mich kennenlernen!!!
Th: Ja, dann lass sie dich mal kennenlernen. Zeig dich mal.
Kl: Ich bin jetzt ganz groß! Aber die sind jetzt völlig in Rage und ich weiß nicht, ob die mich jetzt so annehmen. - Könnt ihr mich auch mit meiner Wut annehmen? Und mein Papa hat mich jetzt in den Arm genommen und meine Mutter verschränkt so die Arme. - Mama, du verschränkst einfach so die Arme! Siehst du meine Wut? Ja, die hat sie gesehen. Und ich will auch mit meiner Wut angenommen werden! Ich will, dass meine Wut auch da sein darf! Dieser aggressive Teil in mir, dass der da sein darf!!! Dass der lebt!!!
Th: Sag ihnen, dass das Lebensenergie auch ist.
Kl: Ja!!! Das ist eine Lebensenergie und die ist wichtig, die brauch ich im Leben, um es anzupacken, um an etwas heranzugehen, um mich auch zu schützen und zu wehren!!! - Siehst du das Mutter? - Meine Mutter sagt einfach nur, ich bin verrückt.
Th: Und akzeptierst du diese Antwort?
Kl: Neieiein!!! Ich bin nicht verrückt!!! Das ist meine Wut!!! Und ich will, dass du mich auch mit dieser Wut annimmst! Dass du mich siehst mit meiner Wut!!! Und mich bejahst!!!
Th: Was passiert?
Kl: Mir wird auf einmal ihre eigene Wut bewusst. - Na dann zeig die mir doch auch! Ja, das macht sie jetzt auch. Jetzt wütet sie rum! Jetzt wüten wir beide! - schlägt immer wieder mit dem Schlag-stock auf den Boden.
Th: Wie ist das für dich, sie so zu sehen?
Kl: Na ja, - lacht – die hat jetzt angefangen zu lachen. Wir stehen jetzt beide da und lachen ganz laut. Und mein Vater sagt, er hat jetzt zwei Xanthippen. Und jetzt geben wir uns die Hand. Stimmt’s Mama, das ist doch gut, wenn das einfach mal raus kann! Ja, findet sie auch. Und deswegen muss man sich ja nicht ablehnen! Also, das darf doch sein. Jetzt sagt sie: Ja. Und jetzt hat sie gefragt, wer das Chaos wieder aufräumt. Na ja, da sag ich, wir schnipsen einfach mal mit dem Finger und es ist wieder okay. - Jetzt ist sie begeistert davon. Mama, muss ich noch lieb und klein sein? Jetzt packt sie mich so am Genick und führt mich in die Küche und setzt mich auf einen Stuhl und setzt sich gegenüber und schlägt ein Buch auf und da sind Kochrezepte drin. Mama, was willst du denn jetzt von mir? Jetzt hör mir mal gut zu! Meine Eltern sind gestorben, bevor ich überhaupt kochen gelernt habe, ich musste mir das alles selbst beibringen. Und du sollst es mal ganz anders haben, als ich: dass du schön Kochen lernst und Backen lernst ... dass du mal eine richtig gute Ehefrau wirst! Und ich nehm meinen Fuß und schlag das Buch weg! - Also es ist einerseits wieder so: ich will das nicht und andererseits so eine Verpflichtung ihr gegenüber.
Th: Ja. Hol mal ihre toten Eltern mit dazu. Die haben sich um deine Mama zu kümmern – nicht du. Hol die mal her.
Kl: Die sind da. Hört mal zu, das ist euer Kind und ihr seid die Eltern! Und ihr habt euch um die Mama zu kümmern! Und die Mama hat sich darum zu kümmern, von euch Abschied zu nehmen, wenn ihr sterbt! Das hab ich nicht zu erledigen! - Die verhätscheln ihr Kind total! - Direkte Anrede. - Ihr verhätschelt ja euer Kind! Ich will damit nichts zu tun haben! Und deine ganze Trauer, Mama, die will ich nicht übernehmen!
Th: Ja! Gib sie ihr zurück!
Kl: Hier! - schlägt mit dem Schlagstock auf den Boden – da hast du deine Trauer! Du bist ja überhaupt nicht abgelöst von deinen Eltern!
Th: Ja. Wie sind die gestorben?
Kl: Meine Oma hatte Wasser in der Lunge und mein Opa ist im Schlaf gestorben – mit 90. Der war schon ganz alt, als meine Mutter geboren wurde.
Th: Was ist denn jetzt mit deiner Mutter, wenn ihre toten Eltern da sind?
Kl: Die freut sich und die weint. Mama, du musst von denen Abschied nehmen. Das ist ganz wichtig! Das ist auch für mich wichtig! Du willst doch, dass es mir gut geht? Ja. Dann lös du deine Sachen selber! Ja, deine Eltern sind jetzt noch mal hier erschienen, die sind aber eigentlich tot. Und jetzt sagt sie: Ich will aber nicht, dass die tot sind! - Ja, aber das ist der Lauf der Dinge! Irgendwann sterben Menschen. Und dann musst du eben selbstständig werden und erwachsen werden! Jetzt wird sie ganz, ganz klein. - Ja, erwachsen – von innen heraus! Hm. Sie kann so gar nichts damit anfangen ... - Direkte Anrede. - Damit kannst du wohl überhaupt nichts anfangen – mit diesem Erwachsenwerden von innen heraus? Und jetzt sagt sie: Ich hab doch nur meine Eltern! Ich bin doch ihr Sonnenschein! - Du hast dich vollkommen damit identifiziert, denen ihr Kind zu sein. Du bist aber viel mehr – Mama! Du bist ein viel weiteres und größeres Wesen, als nur das Kind deiner Eltern. Du bist auch Unendlichkeit! - Sie rennt immer wieder zu ihren Eltern hin.
Th: Hm. Vielleicht muss sie mal richtig Abschied nehmen hier. Oder welchen Impuls hast du?
Kl: Mama, wie wär’s denn, wenn du dich jetzt von deinen Eltern verabschiedest – so richtig! Und jetzt sagt sie: Ich will ja, aber ich kann nicht.
Th: Bring die mal zusammen die drei, sie sollen sich mal berühren. – sanfte Musik wird eingespielt –
Kl: Meine Mama weint ganz doll. Die hat auch dieses Muster in sich...
Th: Ja, drück’s aus.
Kl: ...dass sie die ganz doll anzieht und abstößt.
Th: Ja.
Kl: Mama, du hast auch dieses Muster in dir, dass du sie ganz doll anziehst und wegstößt. Weißt du, was du für ein freier Mensch wirst, wenn du dich verabschiedest. Du hängst doch sonst nur der Vergangenheit nach! - Und jetzt sagen meine Großeltern: Ja, wir müssen auch wieder zurückgehen, Mechthild. Und wir wünschen dir alles, alles Gute auf dieser Erde! Und es ist wirklich besser, du lässt uns los. Und meine Mutter hat ganz viel Schmerz in sich. Die verliert ihre Zähne. Und ich bitte, dass jetzt die Kraft von Jesus auch da ist und dass er seine Hand auf ihren Rücken legt. Und meine Mutter ist ganz in ihrem Schmerz drin. Sie bemitleidet sich auch ganz doll. Sie kann gar keinen haben, der sie tröstet.
Th: Vielleicht geht’s jetzt auch gar nicht um Trost – einfach nur, dass der Schmerz rauskommt. Egal, wie lange es dauert...
Kl: Und sie wiegt sich immer so hin und her – auf einem Stuhl. Und meine Groß-eltern sind jetzt davongeflogen – als Engel.
Th: Hm. Spür mal, ob das schon okay ist für deine Mama.
Kl: Mama, willst du denen denn noch etwas sagen? Sollen die irgendwie noch mal wiederkommen? Jetzt steht meine andere Oma plötzlich da – die Mutter meines Vaters. Sie sagt, die Mechthild hat sich von mir auch nicht verabschiedet. Und ich hol noch mal die Eltern von ihr. Die ganzen Toten! Meine Mutter hat so viele Menschen gepflegt – in den Tod gepflegt sozusagen. Sie hat so viele mit begleitet und immer wieder in den Tod hinein. Und ich hole die ganzen verstorben Leute mal mit her. - Mama, guck die dir mal alle an! - es entsteht eine längere Stille, dann atmet die Klientin tief aus –
Th: Ja, Wie nimmt du deine Mama wahr?
Kl: Na ja, sie hat sich grade die Nase geputzt. Sie ist jetzt älter geworden. Und sie sagt jetzt, na ja das Leben geht halt weiter ...
Th: Spür mal, ob das bei ihr von innen kommt oder ob es nur ein Spruch ist.
Kl: Das ist nur ein Spruch. Mama, das ist nur ein Spruch – das kommt nicht von innen.
Th: Mhm. Sie hat nicht wirklich sich verabschiedet – losgelassen...
Kl: Jetzt ist sie wieder ganz in sich zusammengesunken und weint.
Th: Du kannst sie ja auch fragen, ob sie vielleicht auch wütend ist auf ihre Eltern, weil vorhin hat sie von einer ganz alten Wut gesprochen. Die sind beide so früh gegangen und haben sie allein gelassen...
Kl: Mama, kann das vielleicht sein, dass du auf deine Eltern wütend bist? Die haben dich einfach so allein gelassen. Du warst noch gar nicht richtig erwachsen, da sind die beide gegangen ...
Th: ... erst haben sie sie verhätschelt ...
Kl: ... und erst bist du so verwöhnt und verhätschelt worden und dann bist du so ins nackte Leben geplumpst – bist du da nicht wütend? Und da sagt sie: Niemals!
Th: Ah – das ist schon mal verdächtig die Antwort. - Willst du mal reingehen in deine Mama? - Klientin bejaht. - Mach das mal. Geh mal in sie rein. Guck mal, ob das geht. Und sei noch mal die Kleine und hol mal deine Eltern her, die dich verlassen haben.
Kl: Da ist einfach Gefühllosigkeit.
Th: Ah ja. Dann geh mal zu auf die beiden. Geh mal näher.
Kl: Hm. Ich komm da gar nicht rein in die Gefühle...
Th: Spür das mal. Und atme ein bisschen mehr.
Kl: Jetzt hab ich in mir die Frage: Warum habt ihr mich allein gelassen?
Th: Sprich sie aus. Guck sie an.
Kl: Warum habt ihr mich allein gelassen? Dann kam als erste Antwort: Wir haben dich ja gar nicht allein gelassen. - Natürlich habt ihr das! Ich war ja gar nicht vorbereitet auf das, was dann kommt! - Jetzt ist ganz viel Trauer da.
Th: Ja. Schau sie an.
Kl: Und ich klammere mich an meinen Papa.
Th: Ja, mach das mal. Was willst du ihm sagen? Welcher Satz ist in dir?
Kl: - flehend – Papa, geh nicht weg! Geh nicht weg Papa! Du musst hier bleiben! Lass mich nicht alleine! - flehend, ängstlich – Papa! Bleib hier!
Th: Spür mal, dass er gehen will, dass er gleich weg ist!
Kl: Bleib!
Th: Ja. Und atme.
Kl: Geh nicht weg.
Th: Ja. Forder’s ein – du bist noch klein.
Kl: - geht aus dem Bild der Mutter heraus – Geht das nicht auch, dass sie das akzeptiert, dass er geht?
Th: Ja, natürlich. Wenn du’s kannst. Wenn du’s wirklich echt aus der Tiefe kannst? Hol doch mal Maire und Peter auch her. Gibt es da eine Ähnlichkeit? Gibt’s da Parallelen?
Kl: Ich weiß nicht ... Ich weiß auch nicht so richtig. Das ist ... hm ... da ist Wut ...
Th: Wo spürst du die?
Kl: Grade hier. - zeigt auf ihren Bauch – Die ist ganz unterdrückt, die ist gar nicht richtig da.
Th: Auf wen richtet sich die Wut im Moment?
Kl: Also von mir aus eigentlich auf meine Mutter, dass die es nicht fertig gebracht hat damit...
Th: Dann hol sie her und sag’s ihr! Du kannst ihr auch sagen, dass die Wut noch ganz unterdrückt ist, dass du sie gar nicht richtig spüren kannst. Drück alles aus, was da ist.
Kl: Ich nehme hier grade Wut war. Und zwar Wut darauf, dass du das nicht schaffst, dich von deinen Eltern zu lösen! Kannst du nicht einfach erwachsen werden?! Wieso musst du denn so bleiben, wie so ein kleines 6jähriges Kind?!!! - Lass doch deine Eltern endlich los!!! Komm zu dir selber!!! Hör auf dich zu bemitleiden!!! Werd endlich richtig Person!!! - Ich hab eine Wut!!!
Th: Drück sie aus! Sie soll endlich er-wachsen werden!
Kl: Werd erwachsen!!! Lass deine Eltern los!!! - schlägt mit dem Schlagstock auf den Boden - Du sollst für mich da sein!!! Und du sollst für dich selbst da sein!!! Dich selbst endlich ernst nehmen!!! Was??? Du fühlst dich überfordert damit? - Klientin ist plötzlich ganz ruhig -
Th: Was ist jetzt los?
Kl: Da ist eher Mitgefühl.
Th: Dann sag ihr das.
Kl: Mutsch, ich hab auch Mitgefühl mit dir. Klar, das ist ganz neu für dich, du hast das noch nicht gemacht. Aber das ist zu schaffen! Wirklich! - Willst du erwachsen werden? Guck mich an! Guck mich an! Willst du erwachsen werden? Ja. - Also, das heißt, dass du dann Verantwortung für dein Leben übernimmst und nicht dein Loch mit uns Kindern zustopfst und dann so tust, wie es ist ja alles paletti, es ist ja alles gut! - In die Rolle will ich dich nicht mehr haben!!!
Th: Ja. Willst du weiter das Loch stopfen von ihr?
Kl: Neieiein!!!
Th: Dann sag’s ihr!
Kl: Und ich stopfe nicht mehr weiter das Loch in dir!!! Hast du verstanden??? - Das ist ein ganz schwerer Zugang zu meiner Mutter ... die kocht sich grad einen Tee und trinkt den Tee. Ich weiß nicht so richtig, ob sie überhaupt mitkriegt, was ich von ihr will.
Th: Hm. Du musst vielleicht noch deutlicher werden.
Kl: Noch deutlicher?
Th: Wie wichtig ist es dir?
Kl: Sehr!!!
Th: Dann geh dafür! Willst du erwachsen werden? - Klientin bejaht. - Dann tu was – übernimm Verantwortung!
Kl: Pass auf Mutter!!! Nimm die Teetasse weg – wenn ich mit dir rede, dann hörst du mir zu!!! Ich will erwachsen werden!!! Und von dir verlange ich das gleiche!!! Bekomm endlich deinen Arsch hoch! Weißt du eigentlich was das bedeutet? Wach endlich auf!!! - Klientin entlädt jetzt ihre volle Energie, indem sie mit dem Schlagstock auf den Boden schlägt.
Th: Ja, was passiert?
Kl: Sie lächelt und sie sagt: Ich werd erwachsen. - Und heißt das dann auch - Klientin ist noch ganz außer Atem – dass du Abschied nimmst von deinen Eltern, die hier immer noch stehen? - Sie geht jetzt hin und umarmt ihren Vater und schmiegt sich an ihn und lächelt dabei und da fließt auch eine Träne und dann lässt sie ihn. Und dann umarmt sie ihre Mutter und lässt sie ziehen – und widmet sich sofort wieder ihrem Haushalt! Ich sag: Mutsch, guck dir an, dass die jetzt gehen! Guck dir das an ... komm, ich bin hier mit dabei. Spür das! Ja, die lässt sie jetzt ziehen und winkt und gibt mir die Hand und lächelt und sagt zu mir, das hast du gut gemacht. Ja, und du auch! Und was ist denn jetzt hier mit den anderen noch – mit den ganzen verstorbenen Leuten, die du gepflegt hast? Jetzt geht sie wieder zu ihrem Haushalt! Komm mal mit her!!! - Was ist mit den Leuten? Jetzt sagt sie, die sind doch schon lange tot! Hast du die ziehen lassen innerlich? Wieso hast du die alles gepflegt? Und jetzt sagt sie, sie hat Angst vorm Tod.
Th: Hol den Tod mit her!
Kl: Der Tod. Und jetzt hat sie ganz aufgerissene Augen. - Ganz großes Entset-zen! - Der kommt ganz nah ran.
Th: Ja. Was passiert in dir?
Kl: Ich beobachte das und sehe ihr Ent-setzen. Und der steht da jetzt der Tod und meine Mutter reißt die Augen weit auf. Und ich sag: Mutter, guck dir das an – das ist der Tod. Und der Tod kommt zu jedem. Und der kommt auch zu dir. Jetzt erbricht sie. Das ist der Lauf des Lebens: Geborenwerden und Sterben... Jetzt zittert sie ganz doll. - Ja, lass das alles zu Mutsch. Das ist der Tod. Und jetzt will sie den Tod bestechen. Sie holt Geld aus der Tasche. ... ich bin fassungslos ...
Th: Hast du irgendeinen Impuls?
Kl: Ich leg ihr die Hand auf den Rücken und sag, Mutsch lass dein Geld stecken, der kommt so oder so. Wenn der Mo-ment gekommen ist, ist der da. Und alles im Leben ist schon ein bisschen Tod. Also auch das Abschied nehmen ist schon ein bisschen Tod – das Loslas-sen ... Und jetzt sagt sie: Das hab ich ja nie gemacht. Und jetzt weint sie. Und jetzt fragt sie, wann denn ihre Zeit dran ist. Und ich sage, das wissen wir nicht. Und jetzt fällt mir mein Vater ein.
Th: Hol ihn mit her.
Kl: Und der kommt rein und sagt: Ach der Sensenmann! Der lacht. Und jetzt guckt er ganz besorgt: Mechthild, was ist denn los? Und da erzählt sie: Ja, ich hab hier grad den Tod gesehen! Das ist so furchtbar! Und jetzt übergibt sie sich noch mal. Und jetzt trete ich ein Stück beiseite und lass meinen Vater neben ihr stehen. Und der legt ihr seinen Arm um die Schulter und redet ihr gut zu. Und sagt: Guck dir das genau an – ja so sieht der aus und der gehört mit zum Leben. Und jetzt zeigt er auf die ganzen Leute, die sie gepflegt hat und sagt: Na nun sagt ihr mal, ist das denn so schlimm, tot zu sein? Und die lächeln alle und sagen: Uns geht’s so gut! Und jetzt sagt meine Mutter: Dann ist das also gar nicht schlimm? Und jetzt fasst sie ihn ein bisschen an – so an seinem Umhang... - versöhnliche Musik wird eingespielt – ...aber mit Respekt ... und jetzt setzt sie sich hin und mein Paps setzt sich daneben. Und sie sagt: Ist gut, ich werd erwachsen. Und mein Vater stößt sie so mit dem Ellenbogen an und sagt: Hey! - Und mir ist jetzt so, als ob ich mich gerne zurückziehen möchte. Ich seh mich plötzlich auf einem roten Roller durch die Wohnung fahren – als Vierjährige – so richtig froh.
Th: Sei mal diese Vierjährige – geh mal rein.
Kl: Es ist ganz rot alles!
Th: Hm. Spür das mal.
Kl: - lacht – Das ist schön! Die macht das einfach! Das durfte ich nämlich eigentlich nicht ... durch die ganze Wohnung...
Th: Lass mal die Frau Rottenmeier auftauchen, die sagt, du darfst das nicht, mit ihrem erhoben Zeigefinger. Spür mal, ob die noch Macht hat.
Kl: - amüsiert – Die rümpft die Nase.
Th: Und, wirkt das auf dich?
Kl: Das Kind, das lacht einfach. Das lacht einfach...
Th: Genau. Sei mal das Kind.
Kl: Ich lache einfach ... Die Frau Rotten-meier taucht nur noch als Phantom auf – wie so eine Sprechblase. – freudig – Ich dreh mich im Kreis! Ich dreh mich... Ich werde durch die Decke gehoben zu meinem Schutzengel und der hat mich jetzt im Arm. Und dann frag ich ihn, ob wir zusammen fliegen wollen.
Th: Mhm. Ja schau mal, vielleicht kannst du ja jetzt wieder fliegen, wie früher in den Träumen.
Kl: Der Schutzengel fliegt und ich liege auf seinem Rücken. Das ist so schön. Und jetzt schweb ich in einem Ballon auf die Erde, so durch die Luft und der Schutzengel, der fliegt immer um mich herum. Und jetzt sind wir auf einer großen Wiese. Und der Schutzengel sagt: Spiel! Und das Mädchen will gar nicht spielen.
Th: Was ist mit dem Mädchen?
Kl: Das will gar nicht spielen. - Direkte Anrede. - Mädchen, du willst gar nicht spielen? Nein. Es schnieft sich so die Nase. Was ist denn mit dir? Das steht jetzt an einem Abgrund und es zieht sie nach unten.

Th: Es zieht sie nach unten. Ja. Wie ist das für dich, das zu sehen?
Kl: Ich weiß nicht, was dann kommt... Ein bisschen erschreckend.
Th: Welchen Impuls hast du?
Kl: Sie davon wegzuziehen.
Th: Dann mach’s.
Kl: Und das Mädchen zeigt immer wieder da drauf, aber ich zieh’s weg. Zieh’s einfach weg. Und jetzt rennt es weg und hat Luftschlangen in der Hand und lacht dabei.
Th: Wie wirkt das Ganze auf dich? Erst will sie den Abgrund runter und jetzt sind es plötzlich Luftschlangen? Frag sie doch mal, was das soll?
Kl: Was soll das? Also erst willst du nicht spielen, dann willst du den Abgrund runter springen und dann hast du Luft-schlangen in der Hand und freust dich... Was willst du denn damit zeigen und sagen? Es hat die Lippen so fest aufeinandergepresst. - Du hast die Lippen so fest aufeinander gepresst willst du was sagen? Du schüttelst den Kopf – willst nichts sagen. Jetzt gibt’s mir die Luft-schlangen.
Th: Vielleicht will es dir was zeigen.
Kl: Es nimmt grad meine Hand und führt mich – wieder zu einem Abgrund...Und da ist es ganz schwarz unten. Ein schwarzer Spiegelsee.
Th: Will die Kleine da runter? - Klientin bejaht. - Bist du bereit mitzugehen?
Kl: Hm. Okay. Also die Kleine springt jetzt und ich spring hinterher. Ich weiß nicht so richtig, wo ich bin.
Th: Was nimmst du wahr? Spür einfach mal erst.
Kl: Also das Herz schlägt ziemlich, die Kehle ist enger. Es ist einfach nur schwarz. Ich atme nicht. - Jetzt geht eine Tür auf und in das Schwarze hinein tritt ein Mensch mit einem Embryo – also noch so in der Fruchtblase.
Th: Geh mal näher.
Kl: Der schreibt irgendwas auf. - Also da steht drauf „Rhesusfaktor“.
Th: Kannst du damit irgendetwas anfangen? Kommt dir irgendeine Idee oder Assoziation? Spür mal.
Kl: Mir kommt nur die Idee, dass der bei meiner Mutter negativ war und dass sich dann das Blut der Mutter nicht mit dem Blut des Kindes verträgt. ... und dass das früher noch ganz problematisch war.
Th: Hol deine Mutter mal mit in das Schwarze hinein.
Kl: Hm. Meine Mutter sagt: Ich hab Angst, dass das Baby verrückt wird.
Th: Was passiert in dir?
Kl: Ich spüre Trauer.
Th: Und atme – spür die Trauer. Und sag das deiner Mutter.
Kl: Mama, ich höre das und ich bin ganz traurig, wenn ich das höre. Und bei dem Embryo, was der Mann auf dem Arm hat, da kullern jetzt Tränen.
Th: Hm. Hast du einen Impuls?
Kl: Na, die wegwischen ... oder ... ich weiß nicht ... ich hab ... ich weiß nicht. Ich glaub, da ist auch Wut.
Th: Hm. Versuch doch mal, dieser Embryo zu sein im Bauch von deiner Mama, der das hört: Ich hab Angst sie wird verrückt oder es wird verrückt. Geht das? Kannst du dich da reinversetzten?
Kl: Ich fühl mich überall bedroht. Als ob ich nicht sein darf.
Th: Hm. Erzähl das auch deiner Mama.
Kl: Mama ich fühle mich, als ob ich nicht sein darf! - Meine Mama hört mich nicht. - Direkte Anrede. - Und du hörst mich nicht! - Meine Mama sagt, sie will mich nicht...
Th: Atme! Was passiert in dir?
Kl: Das macht mich noch trauriger. Und noch wütender. Ich will aber leben!
Th: Sag's ihr.
Kl: Ich will leben. Mama, ich will leben!
Th: Ja, Hört sie dich? Willst du wirklich leben?
Kl: - ruft – Mama, ich bin da! Maaamaaa!!!! Ich bin da!!!! Mama, ich will leben!!! Ich will leben!!! Mama, ich will leben!!! Ich will leben!!! - schreit es immer wieder – Mama, höre mich – ich will leben!!! - Der Papa ist jetzt da. Und der Papa sagt, es wird schon gehen. Der will mich.
Th: Ja. Sag's ihm, du willst mich!
Kl: Du willst mich Papa – Ja.
Th: Was ist in dir?
Kl: Da ist immer Ja – und da ist immer Nein.
Th: Genau. Da hast du’s – dieses Ja und Nein zugleich. Das ist dir jetzt schon so oft begegnet. Hol beide Eltern her. Guck’s dir an das Ja und das Nein. Kennst du das auch von dir – ein Ja und Nein zum Leben? - Klientin nickt – Sag’s ihnen.
Kl: Ich sehe in euch jetzt das Ja – Paps und das Nein – Mutsch. Und ich kenne das dieses Ja und Nein zu einer Sache gleichzeitig ... Und das ist ganz schrecklich für mich! Das taucht in jeder Beziehung auf und ich kann gar nicht frei leben und ich bin gar nicht handlungsfähig – und in der Psychose war das ganz ganz extrem – ich bin richtig erstarrt in dieses Ambivalenz! Und ich bin jetzt gekommen, um das zu verändern! Und ich will angenommen sein! – Ganz! Ich will ein Ja – Ja. Ja – Ja. Ich will ein Ja und ein Ja. Mama, ich will ein Jaaa! Ich will, dass du zu mir sagst: Jaaa! Mama! Mama, ich will ein Ja von dir!!! – empört – Meine Mama isst gerade!
Th: Guck’s dir an Allmut, ob du`s akzeptierst. Willst du weiter mit diesem Ja – Nein leben?
Kl: Nimm das Essen weg, Mama!!! Weg damit!!! - schlägt mit dem Schlagstock auf den Boden – Ich will ein Ja von dir!!! - Und ich schleuder jetzt das Essen weg! - Mama!!! Die isst immer noch! - schreit aus Leibeskräften - Hör mir jetzt zu Mama!!! Du sollst mir zuhören!!! Hör mir zu!!! Maamaa!!!
Th: Was passiert?
Kl: Die kommt jetzt. ... und kniet sich jetzt da vor mich hin. Und ich sage: Ich will ein Ja! Und ich bin das kleine Baby ... und sie kommt einfach an und sagt: Och, ist die süß!
Th: Und, wie ist das für dich?
Kl: - verletzt – aggressiv - Ich will nicht süß sein!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich will nicht süß sein, ich will ein Ja von dir! Eine Bejaaaung!!! Ja – für alles – in mir – für mein Wesen – ein Jaaaaa! - Schau mir in die Augen – Mama!!! Siehst du mein Wesen? - Sie spuckt mich an.
Th: Ja. Wie der Amadeus – wie Maire und Peter... Das ist das Nein, das du immer wieder erlebt hast. Sag ihr das! Wenn sie dich nicht annimmt, wirst du immer dieses Nein erleben!!! Zeig ihr, was das heißt für dein Leben!
Kl: Mama! Ich will ein Ja!!! Und wenn du mich ablehnst und wenn du mich verneinst, dann bedeutet das, dass ich immer und immer wieder abgelehnt werde und ein Nein erfahre und Ableh-nung! Ich will das nicht mehr!!! Mama, nimm mich an!!! Sag ein Jaaaaaaaaa!!! Sag doch Ja!!! ....... Der Mama fällt immer wieder was ein, was sie tun muss: den Abwasch machen und bügeln und kochen ...
Th: Ich hab da eine Idee – geh doch mal rein in deine Mama. ... um mal herauszufinden, was ist das denn – warum kann sie denn nicht Ja sagen. Probiers mal aus! Sei mal sie! Du bist beim Bügeln, Kochen – und da steht deine kleine Tochter ... guck mal hin.
Kl: Mir kommt der Satz: Ich will mich selbst vergessen. ... ich will mich selbst vergessen ...
Th: Und die Kleine erinnert dich immer wieder an dich selber? - Klientin nickt gedankenverloren – Genau.
Kl: Bei allem, was ich tue: ich will mich selbst vergessen...
Th: Ja. Ich dachte, du wolltest erwachsen werden?
Kl: Hm. Ja.
Th: Entscheide dich.
Kl: - protestiert - Es ist so schwer!!!
Th: Entscheide dich! Keiner sagt, dass es leicht ist! Da steht deine Tochter – guck hin!
Kl: - trotzig - Ich kann nicht hingucken!!!
Th: Mhm. Sag’s der Kleinen: Ich will dich nicht anschauen!
Kl: Ich will dich nicht anschauen! Jetzt krieg ich Schuldgefühle...
Th: Hm. Schau mal hin.
Kl: Die ruft jetzt: Papa!!! Ich wollte erwachsen werden ... aber ich schaff das nicht alleine! - trotzig – Ich will mich selbst vergessen!
Th: Du hast dich noch nicht entschieden. Spür das einfach. Das ist okay – nimm’s einfach wahr – auch du Allmut, das gilt auch für dich.
Kl: - sich erinnernd - Ich will erwachsen werden.
Th: Spürst du wieder diese Ambivalenz? Da ist wieder beides drin: Ja und Nein. Was ist das Grundgefühl?
Kl: Verzweiflung...
Th: Hm. Dann drück doch wieder beides aus: Ich will erwachsen... Ja – Nein - Ja – Nein - Ja – Nein... keine Ahnung – versuch das mal auszudrücken: dieses Beides in dir – das ist auch in mir.
Kl: - entschlossen - Ich will erwachsen werden! Papaaa!!!! Ich bin erwachsen! Papiiii!!!!! Ich will erwachsen werden! Papa kooomm!!! – Ich bin erwachsen!!! ... ich will mich selbst vergessen ... Ich will erwachsen werden. Ich will mich selbst vergessen? Papiiiiiii!!! Paaapiiiii! Ich bin erwachsen!!! Paapppiiiii !!! Kooomm! Ich will mich selbst vergessen. Paaaapiiiii! Ich will erwachsen werden. Komm Papi. Ich will erwachsen werden! Ich will mich selbst vergessen. Papi – komm!!! Ich will erwachsen werden – Papi - Komm! Ich will mich selbst vergessen – Papi koomm! Ich will erwachsen werden – Ich will mich selbst vergessen – Papi komm! – Ich will erwachsen werden - Ich will erwachsen werden – Papi! – Ich will erwachsen werden – Pappi! – Ich will erwachsen werden – Papi komm – Ich will erwachsen werden – Komm Papi – Ich will erwachsen werden .....
Th: Wie fühlt sich das an?
Kl: Wie eine endlose Spirale. Ich krieg’s nicht zusammen.
Th: Sag’s deinen Eltern.
Kl: Ich krieg das nicht zusammen ihr Eltern. Ich krieg das nicht zusammen – das Ja und das Nein. Und du Mama, du kriegst das nicht zusammen, dass du erwachsen werden willst und dass du nach deinem Papa rufst. Das ist die Ambivalenz, die ich von dir mit habe.
Th: Ja. Was machst du jetzt, Allmut? Hast du eine Idee?
Kl: Ich überlege. Ich suche ... ich such nach Bildern... das irgendwas passiert. Also ich sehe, dass die Spirale des Ja und des Nein’s ganz ganz schnell kreist und ins Weltall fliegt ... ich bitte das Universum, dass es mir ein Ja zu-schickt. - freudig - Da ist ein Ja gekommen!
Th: Da ist ein Ja gekommen? Wow!
Kl: Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa. Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.Jaaaaaaaaaa.Jaaaaaaaaaaaaaaaaa.Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.Jaaaaaaaaaaaa.
Th: Hol mal deine Mutter her.
Kl: Ja, meine Mutter ist da und die lächelt und die hat ein großes Blatt in der Hand, so aus Karton, mit weiß – weißer Untergrund und da steht ein rotes Ja drauf. Und das gibt sie mir. Mama, sag’s mir auch – bitte. Ja. - Also, sie verzieht so den Mund – als ob sie eine Kirsche im Mund hat ... es fällt ihr so schwer, das Ja zu sagen? - Fällt dir das so schwer, das Ja zu sagen? Hm.
Th: Klar, du erinnerst sie ja an sich. Und wenn sie zu dir Ja sagt, kann sie sich nicht mehr selber vergessen, muss sie sich selbst anschau’n, selbst spür’n – das ist keine leichte Entscheidung. - Die Klientin atmet schwer aus – Was geht in dir vor?
Kl: Ich würd sie gern dazu bewegen, dass sie sich selbst anschaut und sich selbst spürt. - Ich seh sie grade so vor mir, wie sie das so’n bisschen macht – also sie steht jetzt ganz nackt da – sie hat meistens so eine Fassade – so von außen – aber das Innerliche ... Mutsch ... guck doch mal mit den Augen deines Wesens. Was soll ich denn da sehen – sagt sie ... Na dein Wesen – Dich – so wie Du gemeint bist. Das wehrt sie ab. Ich leg ihr jetzt eine Uhr um den Arm. Es ist Zeit. Sich selbst anzuschauen? Weiß nicht so richtig ... aber immerhin hält sie es schon lange aus, da vorm Spiegel zu stehen.
Th: Und immerhin hat sie das Ja schon in schriftlicher Form gereicht. - Was ist so dein Grundgefühl jetzt?
Kl: Dass die Mama nicht so richtig in sich selber reinkommt.
Th: Und spür mal, dass du auch wieder von dir sprichst.
Kl: Ja. - Jetzt mach ich mal was. - Ich hab nämlich das Ganze die letzten Jahre im Prinzip ein bisschen gelernt ... so, und jetzt versuch ich mal meiner Mama ganz tief in die Augen zu schauen und ihr dieses Ganze – meine Erforschungen und mein Wissen darüber – zu vermitteln, also das rüberzubringen – rüberzutransportieren ...
Th: ...also so ohne Worte, sondern einfach so über die Augen ... - Klientin bejaht. - Genau.
Kl: Denn ich hab mir das ganz schwierig erarbeitet – so. ... und ich fass sie noch so an die Schläfen an ... als ob ich das so telepathisch rübergebe ... jetzt hat sie das gehört und hat gesagt: Was so hast du das gemacht? Jetzt springt sie auf...und jetzt gießt sie nackt ihre Blumen ... - zaghaft - Ich frag mich, was jetzt kommt, was sie jetzt macht ... sie macht sich jetzt so zu schaffen, als ob sie groß reinemachen will ... und das will sie auch machen und sagt: Meine Woh-nung ... und geht eine Etage höher ... Ja. Da hat sie noch eine eigene Wohnung ... und die macht sie jetzt ganz gründlich sauber ... und die ist immer noch nackt ... und lüftet ... und den Fernseher schmeißt sie aus dem Fenster. Und sie hat Bücher. Das Eneagramm ... Heile deinen Körper ... sie mag Glas ... das Klo schrubbt sie ganz doll ... sie wäscht sich ihre Schminke ab... - stolz anerkennend - ... und sie schaut sich zum ersten Mal richtig selber in die Augen – am Spiegel. Und sie hat den Entschluss, sich selber anzunehmen ... und sie sagt, sie bleibt jetzt hier oben in der Wohnung wohnen und mein Papa kann unten wohnen und die können sich ja immer besuchen. – bewundernd - Sie emanzipiert sich! Sie fährt jetzt auch Auto. Das hat ihr der Papa früher verleidet. Der hat sie immer nur angeschrieen im Auto, was sie alles falsch macht und dann ist sie nie wieder gefahren. Und jetzt fährt sie. Und sie kauft frisches Obst ein ... Gemüse ... sie ist auch schlanker geworden...
Kl: - froh, zuversichtlich – Guut.
Th: Sag ihr das mal, wie du das findest.
Kl: - erleichtert - Mama, ich seh das jetzt alles, ich find das richtig gut! Das gefällt mir – das gefällt mir sehr gut! - zuversichtlich, lebensbejaende Musik wird eingespielt – ... das gefällt mir richtig guut. Jetzt sagt sie: Ja, mein Kind. Und ich sage: Stimmt’s, ich bin deine Tochter – ich bin nicht dein kleines Kind. Ja, du bist meine Tochter. Und jetzt fassen wir uns an die Hände und drehen uns im Kreis ... oh, ist das schön. Ich seh ganz neue Seiten an meiner Mutter. Also das ist jetzt ... mmm ... schön ...
Th: Ich hab grad ne Idee. Ich weiß nicht, ob die passt, aber magst du deiner Mama mal den Raum deiner Psychose zeigen – als einen Teil von dir?
Kl: - vorsichtig, sanft - Mama, ich will dir mal was zeigen. Ich will dir mal den Raum zeigen, den Raum meiner Psychose. Willst du mitkommen? Hm. Ja, der Weg ist ein bisschen holprig ... und wir sind jetzt in dem Raum und sie geht zuerst an diese Todesangstecke und diese Tür wird kurze Zeit zum Vorhang und sie greift rein und nimmt ne Nuss. - Und jetzt geht sie zum Tisch, macht die Nuss auf – die Walnuss – und da liegt ein kleines Baby drin ... und dann sagt sie: „Ja“ ...und schenkt es mir.
Th: Nimmst du’s?
Kl: - ehrfürchtig - Ja. Jetzt umarmen wir uns. Und ich suche einen Platz für die Nuss – für das Baby ... da es noch so’n Embryo ist das – ganz klein ist es ... ich weiß nicht so richtig wie und warum ... wo ich das hinbringe ...
Th: Wie wär es mit einem Platz in dir?
Kl: ... ist mir auch grad eingefallen. Mir kam auch als Erstes, ich müsse die Nuss essen ...
Th: Dann mach das.
Kl: Na ja, ich will dem Baby nicht weh tun. - Baby, ist das okay, wenn ich dich jetzt esse, dass du so ganz in mir bist? Das nickt. - Ja, das sagt: Du musst mich knacken. Ja. Ich hab’s gegessen. - schelmig, froh - Und jetzt steht auf meinem Bauch ein großes Ja. - Und jetzt geht die Tür auf mit den Nüssen und die strömen jetzt alle raus, die fließen alle raus und ich mach die Tür des Psycho-seraumes auf ... und die fließen jetzt alle zu den ganzen vielen Kindern, die das Ja brauchen. So – und jetzt sind sie alle weg.
Th: Da gibt es noch ein Kind. Erinnerst du dich? Die hast du gestern in den Raum gebracht, hast ihr einen Schlüssel gegeben zum Absperren ...
Kl: Ja, und dann hab ich gesagt, ich komme morgen wieder ... Dann würd ich mich jetzt erst mal von meiner Mama verabschieden ...
Th: Ja, du kannst sie auch mitnehmen, du kannst dich verabschieden, wie du möchtest.
Kl: Hm. Hm. Ich weiß nicht so richtig ... also meine Mama würde gerne mitkommen wollen ...Ja, dann komm mit. - Gut. Und wir kommen jetzt ... aber nee, dann will ich auch meinen Papa mitnehmen... Dann nehm ich beide mit. Und wir kommen jetzt zu dieser Burg ... und da seh ich das Mädchen, das kommt mir schon entgegen – also ich seh das Gesicht ganz stark ... und das lacht und freut sich und kommt in meinen Arm. Und jetzt kann ich ja mal fragen, wie war denn die Nacht? Hast du dein Zimmer abgeschlossen – und wie war’s? Hast du gut geschlafen? Und dann sagt das Mädchen: Das zeigt aufs Bett. Das hat da geschlafen. Und es legt sich rein, um mir das zu zeigen und wird plötzlich groß ... - ehrfürchtig, bewundernd - eine Frau ...Das Gesicht und so, das wechselt immer. Von verschiedenen Frauenge-sichtern. .... Und wie geht’s denn deinem Vater nebenan? Ja, wir gehen mal nach nebenan, klopfen an, machen die Tür auf ... der kocht gerade Essen ... es gibt Reis und heißes Wasser ... Ja, wie geht’s dir denn ... du - seit gestern? Der zeigt, dass er noch eine Flasche Whisky da stehn hat ... und trinkt den auch … Nee - das ist nicht gut.
Th: Na dann sag’s ihm.
Kl: Du, das sind ja wieder genau die alten Schienen und Gleise! Du hast gestern gesagt, du hörst auf zu trinken. Du wolltst nüchtern sein und Ackerbau betreiben. Und jetzt sagt der: Gestern war gestern ... Na ja, nun sind ja da meine Eltern mitgekommen ... und mein Vater sieht das ... Der ist gerade aus dem Zimmer gegangen. Und der ist ins Nebenzimmer gegangen zu dem kleinen Mädchen und der hat sich mit ihr aufs Fensterbrett gesetzt und hat gesagt: Du, ich muss dir mal was sagen. Und dann sagt er ihr: (ja das ist jetzt gar nicht mehr die Frau, das ist jetzt doch wieder das kleine Mädchen) ... und jetzt sagt er ihr: Das war er früher – der Vater und er selber trinkt jetzt keinen Alkohol mehr, überhaupt nicht – ganz ganz selten und überhaupt nicht, dass er besoffen ist und das tut ihm leid, dass das so war früher und er hat sich schon ganz doll geändert.
Th: Wie reagiert die Kleine?
Kl: Na ja, die klatscht in die Hände ... na ja, nun geht mein Papa wieder rüber zu uns und er geht auf den Mann zu und knallt dem nen paar. Und der rüttelt den ganz doll. Und der haut dem immer mit so einem Flaschenöffner ganz leicht auf den Kopf und der schrumpft jetzt – der wird jetzt immer kleiner ... und immer kleiner … und dann ist er weg und dann stellt sich mein Vater dahin, wo er stand und springt ein Stück zur Seite und ist jetzt doppelt da. - lacht etwas amüsiert –
Ja. Ja, ich find das grad ein bisschen seltsam, was du hier gemacht hast. Und da sagt mein Vater, er habe sich nur transformiert.
Th: Ja. Er hat sich nur transformiert.
Kl: Na, wie meinst denn du das? Na ich hab diesen, diesen Mann der ich früher war auf meinen Entwicklungsstand gebracht ... und damit ist das Mädchen jetzt sicher. Das heißt also Papa, dass du der Meinung bist, dass man kleine Mädchen nicht sexuell belästigen darf? Na selbstverständlich darf man das nicht. Keiner darf das. - Die Klientin erinnert sich an die erste Sitzung mit ihrem Opa. - Das ist ganz am Anfang in der ersten Sitzung gewesen und das ist die Szene, wo mein Papa die kleine Allmut auf dem Bauch liegen hat, wo der Papa in Unterwäsche ist und der immer die Metallplatte im Ohr hat und der das nicht hören will. - Die Klientin trifft eine Vereinbarung, sich in der nächsten Sitzung noch einmal intensiv mit dem Mißbrauch und ihrem Opa zu beschäftigen. - Papa, ich hab das jetzt gehört und ich komme morgen wieder um vier und möchte mit dir zusammen dort hingehen. Ist das abgemacht? - Ist gebongt sagt er. - Die Klientin verabschiedet sich von ihren Eltern und geht dann wieder zurück in den Psychoseraum. - Da ist ein Löwe drin.
Th: Wow. Löwe steht für Durchset-zungskraft und Power – Tatkraft. Wie wirkt er denn auf dich?
Kl: Der läuft in dem Raum umher. Der brüllt nicht, der ist recht friedlich. Aber der ist voll da.
Th: Ist das für dich bedrohlich oder angenehm?
Kl: Nicht bedrohlich.
Th: Dann geh mal hin zu ihm.
Kl: Ja. Jetzt faucht der so ein bisschen ... - Löwenlaute werden eingespielt –
Th: Es ist dein Löwe.
Kl: Und ich streichle ihm so die Mähne und das lässt er auch zu. Der schnuppert überall rum in der Ecke. Aber ich kann ganz dicht an ihn rangehen, der tut mir nichts.
Th: Kannst ja mal fragen, ob er dich unterstützt.
Kl: Hm. Ja. Löwe, wirst du mich unterstützen - du bist jetzt hier in diesem Raum gelandet, in dem ich gerade aufräume und mir alles angucke und jetzt bist du hier – willst du mich unterstützen? Da wo ich Kraft und Power – Durchsetzungskraft brauche ... Ja. Macht er.
Th: Ja – Spür mal, welche Power der hat.
Kl: Hoho! Ja. ... - Die Klientin wendet sich vom Löwen ab und sieht sich in ihrem Raum um. - Na ja, Maire und Peter stehen da halt auch noch und Amadeus ... Amadeus pullert gerade. Na ja, und Maire ist immer noch ein bisschen hm ... was hier so abläuft – ob das alles Sinn macht und gut ist ... hm ... weiß ich nicht ...
Th: ...und spür, dass das auch ein Anteil in dir ist, der darf auch da sein. - Die Klientin möchte die Sitzung für heute an dieser Stelle beenden.
Kl: Ja, also - ich danke dem Raum, ich danke allen – ich danke meiner Mutter, ich danke meinem Vater und Allmut, den Eltern meiner Mutter, dem kleinen Embryo – ja – und ich danke dem Raum und ich geh an die Tür, die mach ich hinter mir zu und geh die Treppen nach oben. Und ich gehe auf ein großes Weizenfeld und da stehen zwei große mächtige Bäume und da ist eine Hänge-matte dazwischen und da leg ich mich jetzt rein.

Th: Wie ist das Wetter?

Kl: Strahlender Himmel – Sonne – so ein leiser Wind... mmm ...