Synergetik
Vortrag bzw. Einführung in die Synergetik-Therapie, deren
Methode 1988 von Bernd Joschko definiert und als zur Anleitung zur Selbstheilung
ins Leben gerufen wurde.
Von Wolfgang Oberbauer
Oktober 2001
Synergetik, eine Methode zur Veränderung
Was ist Synergetik-Therapie ?
Die folgenden Worte wurden auf dem Grabstein eines anglikanischen Bischoffs
in den Krypten der Westminster Abbey geschrieben:
Als ich jung und frei war und mein Vorstellungsvermögen keine Grenzen hatte,
träumte ich davon, die Welt zu verändern. Als ich älter und weiser
wurde, entdeckte ich, dass sich die Welt nicht ändern würde. Also
schränkte ich meine Sichtweise etwas ein und beschloss, nur mein Land zu
verändern. Auch dieses schien unbezwinglich. Als ich in meinen Lebensabend
eintrat, verlegte ich mich in einem letzten verzweifelten Versuch darauf, nur
meine Familie zu verändern. Jene, die mir am nächsten standen. Aber
leider ließen sie das nicht zu.
- Und jetzt, wo ich auf dem Sterbebett liege, wird mir auf einmal klar:
Wenn ich nur mich selbst zuerst geändert hätte, dann hätte ich
durch mein Beispiel meine Familie verändert. Aus ihrer Inspiration und
Ermutigung heraus, wäre ich dann in der Lage gewesen, mein Land zu verbessern
- und wer weiß, vielleicht hätte ich sogar die Welt verändert.
Hier genau setzt die Synergetik-Therapie ein. Der Klient wird angeleitet, bei
sich selbst etwas zu verändern und automatisch wirkt diese Veränderung,
wie es dem anglikanische Bischoff bewusst wurde, auch auf seine Umwelt und damit
auf seine Mitmenschen.
Ursache und Wirkung ?
Alles was der Mensch jemals erlebt, sei es positiver oder negativer Natur, speichert
er in Form von Bildern in seinem Gehirn ab. Ein Teil der Bilder können
jederzeit aus der Erinnerung (Kurzzeitgedächtnis) hochgeholt werden, andere
wiederum schlummern im Verborgenen, im Unterbewusstsein und scheinen schon lange
vergessen zu sein (Langzeit-gedächtnis).
Nur diese „vergessenen Ereignisse“ – und das ist das Fatale
daran – wie Vorkommnisse aus der Kindheit - können das gesamte Leben
prägen.
Die Auswirkungen z. B. bestimmte Verhaltensmuster, Krankheiten, Phobien, Ängste,
Beziehungsprobleme - und das ist wiederum das Fatale daran – können
erst Jahrzehnte später zum Ausbruch kommen. Niemand, auch nicht der Betroffene,
sieht den Zusammenhang zwischen den „vergessenen“ und sehr oft verdrängten
Ereignissen, den versteckten Ursachen und seinen akuten Problemen. Die Folge
davon ist, dass aufgrund des fehlenden Wissens über die Verknüpfung
der „Ursache und Wirkung“ häufig nur die Symptome bekämpft
werden. Noch schwieriger wird es, wenn durch Schockerlebnisse Bereiche des Kurzzeit-
wie des Langzeitgedächtnisses akut oder für längere Zeit außer
Funktion sind bzw. verdrängt werden.
Die Ursachen der sich ständig wiederholenden Muster, Konflikte und Probleme
können auch dem Betroffenen vermeintlich bekannt sein. Ist der Grund aber
wirklich so offensichtlich – oder erlebt er hier nur die Auswirkung des
eigentlichen Anlasses ?
Ist nun die Ursache z. B. wirklich nur der Partner, liegt ein Teil des Problems
vielleicht bei einem selbst - ist die eigentliche Ursache etwa in der eigenen
Vergangenheit zu suchen, sind es Verwandte, ist es die Umwelt, die Arbeit, die
Wohnung, ein Schockerlebnis oder sind es eine Reihe von Ursachen, die wie ein
Puzzle zu dem Gesamtkonflikt beitragen ? Kann es sein, dass der Partner bzw.
die Umwelt einem nur sein eigenes Verhalten reflektieren ?
Um den Hintergründen auf die Spur zu kommen, Veränderung bei sich
selbst zu erwirken und damit den Symptomen den Boden unter den Füssen,
die Nährkraft zu entziehen, muss an die Wurzel dieser Vielfalt von Symptomen
gegangen werden. Möglicherweise hat diese Vielfalt daraus bereits eine
Reihe von Ästen gebildet, die in mannigfacher Art ihre Auswirkungen nach
Außen haben.
Eine der wenigen Methoden, die genau an den Wurzeln der Symptome ansetzen und
die Zusammenhänge zwischen Ursachen und Wirkung aufdecken, ist die Synergetik-Therapie.
Sie ist damit eine unkomplizierte und effektive Methode zu helfen, die Basis
des Übels zu erkennen, bei sich selbst eine Änderung herbeizuführen
und damit auch aus eigener Kraft einen Selbstheilungsprozess anzustoßen.
Die Synergetik-Therapie ist damit eine reine Anleitung zur Selbstheilung und
demzufolge werden auch keine Diagnosen oder Therapien im medizinischen Sinne
durchgeführt oder Heilkunde im Sinne des Heilpraktikergesetzes angewandt.
Wie wird die Veränderung herbeigeführt ?
Die abgespeicherten Bilder im Gehirn werden in der Synergetik-Therapie nochmals
vergegenwärtigt. In einer Art Innenweltreise tauchen diese Bilder wieder
auf. Es wird eine Art Ursachenforschung betrieben.
Die sich immer wiederholenden erstarrten Verhaltensmuster, die Filme die ständig
wieder ablaufen werden offen gelegt. Der Klient wird damit direkt den Ursachen
seiner Probleme gegenübergestellt und kann sich mit diesen intensiv „im
hier und jetzt“ auseinandersetzen. Dadurch wird auch vermieden, dass der
Klient in die Erzählform abrutscht und nur die linke Gehirnhälfte
– also die Logik - einsetzt.
Die „Inhalte der Bilder“, - sei es aus der Kindheit, aus der Jugend
oder auch erst vor kurzem geschehen - werden während der Sitzung „real“
erlebt. Die geistigen Bilder können dabei den Ort, die Zeit, den Geruch,
die Geräusche, die beteiligten Personen u. v. a. m. vermitteln. „Innere
Figuren, autonome Instanzen und andere Wesenheiten“ unterstützen
dabei den Prozess. Dabei sind diese Wesen für eine Deutung oder eine Erklärung
der Zusammenhänge unwichtig. Wesentlich ist, dass mit deren Hilfe eine
Neuordnung herbeigeführt wird. Über Symbolbilder z. B. wie die der
„Innere Mann“ und „Innere Frau“ lassen sich des weiteren
die weiblichen u. männlichen Qualitäten hervorbringen und entsprechend
bearbeiten.
Was hat die Synergetik-Therapie mit Chaos zu tun ?
Durch die direkte Konfrontation mit den früheren Geschehnissen werden die
negativen „Erinnerungsbilder“ ins Kippen gebracht und damit verändert.
Unterstützt wird dies durch wiederholtes - teilweise spielerisches - Neuordnen
der Innenwelt. Die „Nervenkabel“ im Gehirn werden auf diese Weise
wieder neu verlegt und die alte, belastende Informationsstruktur eliminiert.
Dementsprechend ist wieder Platz für Neues da und eine kraftvollere Ich-Struktur
kann geschaffen werden.
Die Synergetik-Therapie macht sich hier also die Gesetze der Chaostheorie der
Natur und der darauffolgenden Selbstorganisation zunutze und wendet diese auf
die inneren Energie-bilder an.
Einige Beispiele für Übergänge von Chaos zu Ordnung sehen wir
täglich. Morgens kann jeder - ob Chaot oder nicht - beobachten, wie sich
in seiner Kaffeetasse „Antichaos“, sprich Ordnung vollzieht: In
den heißen Kaffe gießt man etwas Milch. Plötzlich bilden sich
(sechseckige) Wirbelkanäle, die längere Zeit stabil bleiben können.
Ein Kreisverkehr ist eine effektive Selbstorganisation zur Regelung des Verkehrs
an Straßenkreuzungen. Die Kreisverkehrsanlagen funktionieren besser und
reibungsloser als Signalanlagen. Sie sind deshalb so wirkungsvoll, da sich die
Verkehrsteilnehmer innerhalb gewisser Rahmenbedingungen selbst organisieren
können.
Rolle des Klienten, Rolle des Therapeuten ?
Zum Erreichen der „Selbstorganisation“ ist allerdings die aktive
Mitarbeit des Betroffenen erforderlich und der Wunsch nach Veränderung
– bei sich selbst anzusetzen – muss da sein. Nur der Betroffene
selbst sieht die Bilder seiner Innenwelt und nur er kann sie selbst in einem
frei laufenden Prozess erleben. Der Klient ist dabei immer der Herr seiner Innenwelt
und bestimmt demzufolge auch den Verlauf der Sitzung. Nichts geschieht hier
gegen seinen Willen. Deshalb kann und ist der Therapeut auch nur der Begleiter.
Wichtig ist, der Prozess, in dem sich der Klient befindet, ständig fließt.
Der Therapeut unterstützt dies durch ideenreiche, kreative Vorschläge.
Ebenso wichtig ist es, bei heftigen Prozessen, bei dem der Klient voll in seiner
Traurigkeit, in seiner Wut, in seiner Angst ist - ihn dort nicht nur zu begleiten
– sondern auch wieder herauszuholen und das Thema abrunden.
Genau genommen ist damit das Wort Therapie bzw. Therapeut fehl am Platz, da
keine Behandlung, sondern die Selbstheilungskräfte, die innere Handlungskompetenz
und der Mut zum Leben des Betroffenen wieder aktiviert werden.
Wie kommt man in die Innenwelt ?
Um in die Innenwelt zu kommen wird der Klient sanft in eine Tiefenentspannung
mit Hilfe eines Entspannungstextes und Musik geführt. Die Gehirnfrequenz
reduziert sich dabei von durchschnittlich 25 Hertz des wachen, nach außen
gerichteten, Zustandes auf ca. 5-10 Hertz. In diesem Frequenzbereich (Alpha
und Theta) ist der Klient ausgeglichen und entspannt, aber immer noch wach und
klar sowie völlig präsent am Thema. Er ist in keinem Hypnosezustand.
Frauen haben hier wenig Probleme Bilder und Gefühle hochkommen zu lassen
oder ev. auch nur mit Farben zu arbeiten. Über 80% der Männer gelingt
dies ebenfalls. Kinder sind mit ihrer Innenwelt von Natur aus mehr in Kontakt
und dementsprechend ist ein Arbeiten mit Ihnen leicht möglich.
Krankheit und Synergetik-Therapie ?
Wie bereits oben erwähnt Synergetik-Therapie eine Anleitung zur Selbstheilung.
Woher kommt aber der Auslöser der Krankheit ?
Wilhelm von Humbold (1767-1835) hat es so formuliert:
Es wird die Zeit kommen
wo es als Schande gilt,
krank zu sein
Wo man Krankheit
als Wirkung
verkehrter Gedanken
erkennen wird.
Anders ausgedrückt, die innere Harmonie des Kranken ist gestört. Der
einzige sinnvolle Weg die Krankheit zu bewältigen ist die Harmonie, die
innere Ordnung wieder herzu-stellen. Die Wiedererstellung des inneren Gleichgewichtes
kann aber nur der Betroffene selbst erwirken. Nur sein Unterbewusstsein, sprich
die innere Weisheit kennt den Weg, um die eigene ablehnende Haltung gegenüber
einer Weiterentwicklung, das Verdrängen des Unangenehmen und Unbequemen
zu überwinden. Hier unterstützt die Synergetik-Therapie seine inneren
verhärteten Strukturen aufzulösen, neues wiederholtes Handeln und
damit den Selbstorganisationsprozess der Natur einzuleiten. Der Selbstorganisationsprozess
bewirkt eine andere, meist höhere Ordnung der „neuronalen Matrix,
sprich im Gehirn und der Selbstheilungsprozess des Menschen wird , wie in der
Natur, automatisch angestoßen.
Ein Bekämpfen der Symptome führt dementsprechend - und dies noch auf
der Körperebene, wie es heute gerne praktiziert wird - zumindest nicht
anhaltend, zum Erfolg.