Magenprobleme (185) Befreiung vom Eimer

Die Klientin leidet seit 20 Jahren unter Magenproblemen, verbunden mit An-spannung, Übelkeit und ständigem Er-brechen. Ihre Beschwerden schränken sie massiv in ihrer Lebensplanung und Lebengestaltung ein.
In dieser Sitzung deckt sie als Hinter-grund die Tatsache auf, dass sie von ihren Eltern ungewollt war und zugleich als Versöhnungskind fungieren, vermitteln, da sein sollte. Sie vermißte den Schutz und die Annahme durch ihre Familie und war der ständigen Anstren-gung ausgesetzt, dafür zu sorgen, dass es den anderen gutgeht. Im Laufe der inneren Konfrontation kann die Klientin endlich ihre schwere Aufgabe ablegen, mit dem Ergebnis, dass ihre Familie zum ersten mal für sie da ist.

Th.: Ja, was ist da bei dir?

Kl.: Also, erst mal sind mir gerade so die Tränen hochgeschossen die ganze Zeit. Es ist auch schon ganz naß mein Tuch. Das kommt aber daher, weil ich - also ganz am Anfang des Kurses habe ich darüber nachgedacht, was tue ich so meinem Körper an, wenn ich so unregelmäßig esse. Dann bin ich aber - also wenn ich sowas vorhabe - dann bin ich aber sehr hier angekommen in diesem Raum. Und in diesem Entspannungstext, dann kamen diese Gefühle hoch - dieses, ja so Glücksgefühle, wenn man irgendwo ist, wo man sich so aufgehoben fühlt, wie ich mich hier fühle.

Th.: Ja, spüre mal, dieses aufgehobene Gefühl. Erlaube es dir mal zu spüren. Erlaube dir auch gerührt zu sein. Und atme. Erlaube es dir. Spür einmal, daß du dich danach sehnst.
Kl.: Der Traum „aufgehoben zu sein“. Dieses totale enstpannt sein können. - Klientin atment tief durch. - Ich wünschte mir, daß sich das immer so anfühlt, oder, so oft wie möglich. Und nicht so immer in diesem verkrampften Zustand. Angespannt und immer auf der Hut. Diese ständigen Anstrengungen, die ich vollführen muß. - sie streichelt ihren Magen
Th.: Frage ihn einmal, ob er nicht bereit ist, dir zu zeigen, wo diese Spannung ganz tief herkommt: Ob er nicht auch Sehnsucht danach hat - wirklich loszulassen. Ist er jetzt bereit dazu dein Körper?
Kl.: Bist du bereit, mir zu zeigen, wo diese Spannung herkommt? Alles aufzugeben irgendwie? Zu sehen, daß es nicht mehr nötig ist, vielleicht? - streichelt wieder den Magen -
Th.: Ja, genau, streichle ihn noch mal.
Kl.: Möchtest dich doch bestimmt auch so anfühlen wie jetzt?
Th.: Was ist jetzt da bei dir?
Kl.: Ich habe überhaupt kein Bild. Ich bin nur in den Gefühlen.
Th.: Dann bleibe in den Gefühlen. Ist okay.
Kl.: Vor allem ist er wärmer und total entspannt. Und Gefühle.
Th.: Nimm dir doch so viel Raum, wie du jetzt brauchst.
Kl.: Aber irgendwie bin ich auch traurig. - Therapeutin registriert bejahend - weil es so selten so ist.
Th.: Sage es dem Körger auch.
Kl.: Irgendwie genieße ich das, wenn du dich so anfühlst, so weich, kribbelig und leicht. Andererseits bin ich traurig, weil wir das so selten haben.
Th.: Sage es dem Gefühl, daß du es verloren hast, und wie traurig du bist.
Kl.: Irgendwie habe ich dich verloren. Im-mer noch diese Anspannung. Diese Pa-nik beim Aufwachen. Ich kenne es immer schon beim Aufwachen, dieses Gefühl. Oder auch diese Angst davor. Die ganze Spontaneität ist weg, die mal da war. Immer abwägen. Ich möchte diese Spontaneität wieder haben. Einfach spontan was machen können. Oder auf irgendwelche Angebote, Einladungen reagieren können. Wenn ich jetzt eine Einladung krieg, die erst in drei Monaten ist, dann habe ich jetzt schon Streß.
Th.: Ja. Guck mal, ob du dort hingehen kannst, wenn du morgens aufwachst, und die Spannung ist schon da.
Kl.: Dann habe ich überhaupt keine Motivation gleich aufzustehen.
Th.: Lieg mal im Bett, werde wach: Und spüre es mal! Kannst du in das Gefühl hineingehen?
Kl.: Es verändert sich schon: Ich weiß nicht genau, was das ist! Ich merke da ein Kribbeln in der Brust. Der Bauch ist eigentlich ganz entspannt. Hier entsteht was.
Th.: Laß es entstehen. Spüre einfach dort hin in dem Bereich, was da passiert.
Kl.: Es wird mir auch unangenehm im Bauch.
Th.: Spürst du das Gefühl, keine Motivation zu haben, aufzustehen? Ist das auch da?
Kl.: Nein, das ist es nicht. Es ist eine leichte Übelkeit im Bauch. Und da der Druck. Das ist immer dieses Übelkeitsgefühl. Wenn ich weiß, wenn ich jetzt aufstehe ... Wenn ich jetzt aufstehe, dann muß ich erst mal aufs Klo. Oder ich gehe in die Küche, wenn ich mir ein Frühstück mache. Irgendwann renne ich aufs Klo. Tragisch. Ich habe keine Energie mehr.
Th.: Ist der Druck auf der Brust auch noch da?
Kl.: Wenn ich mich stark konzentriere geht es weg. - Gefühl, komm wieder her: Ich will einmal mit dir sprechen! Nein, so richtig ja nicht.
Th.: Dann sei ehrlich.
Kl.: Ich tue mich auch schwer mit dir zu sprechen. Deswegen kannst du ruhig wieder herkommen. Ich weiß, sonst beschimpfe ich dich immer nur, wenn du nicht da bist. Ich finde dich auch so furchtbar. Ich kann ja gar nicht mehr ich sein, wenn du da bist. Ich habe mich nur noch darauf konzentriert, Sicherheits-maßnahmen zu treffen. Oder was nicht zu tun, um nichts zu machen.
Th.: Damit was nicht passiert?
Kl.: ... Man mich dabei ertappt: Muß ich schon mal pro forma kotzen. Dazu: Da möchte ich eigentlich nicht hinkommen.
Th.: Was macht die Übelkeit? Kommt sie wieder?
Kl.: Nein.
Th.: Ist das okay für dich?
Kl.: Also, eigentlich ist es okay, weil dieses Gefühl so entsetzlich ist, wenn mir übel ist. - Direkt! - Eigentlich ist es angenehmer, wenn du nicht da bist, weil es - ja weil es natürlich entspannter ist, wenn mir nicht übel ist, ist es natürlich besser. Aber ich wollt dich doch angucken, ich wollt doch wissen, wo du herkommst. Komm mal, damit ich dich spüren kann. Oder zeige mir, wo du herkommst.
Th.: Spüre mal, ob du jetzt wirklich ja sagen kannst? Ob du jetzt wirklich bereit bist?
Kl.: Ja - kannst ruhig wieder kommen. Hier brauch ich nicht zu kommen, hier darf ich ja kotzen. ... weil einfach das Vertrauen da ist, das darf das.
Th.: Ah ja: Das wo das Vertrauen da ist, da darf es sein, da brauchst du es gar nicht. Ja: Spüre das mal.
Kl.: Ja - es ist ja immer noch so das Gefühl, beweisen, als müßte ich mir beweisen, daß ich dann die Ablehnung krieg. Und da wo ich kotzen kann und werde nicht abgelehnt damit, da brauch ich es auch nicht.
Th.: Dann hol jetzt einfach diese Ableh-nung als Symbolgestalt mit dazu. Die ist ja wirklich wesentlich.
Kl.: Ablehnung, zeig dich mal hier im Raum in einer Gestalt. Ich hatte kurz den Impuls meinen Vater zu sehen: Aber so konkret wird da nichts!
Th.: Dann hole ihn mal her!
Kl.: Ah ja, das kann man ja auch: Und was hast du jetzt damit zu tun? Ah, du hattest damit ja nie was zu tun.
Th.: Dann frag ihn, er soll den Kopf schütteln: Hast du mit diesem Thema Ablehnung mit mir was zu tun?
Kl.: Ah - ja: Da nickt er doch! Komm mal her. Eigentlich wolltest du uns nicht! Du wolltest immer deine Freiheit haben. So kann man es auch nicht sagen. Sei ruhig mal ehrlich: Du darfst es ruhig sagen: Wie ist es? - Längeres Schweigen folgt. - Eigentlich bin ich nicht gewollt und dann sollte ich das Versöhnungskind sein. Meine Mutter ist unglücklich darüber.
Th.: Ja, hol sie auch her!
Kl.: Du nimmst das Mittel zum Zweck irgendwie.
Th.: Ungewolltes Versöhnungskind: Ganz eine schwere Aufgabe!
Kl.: - spricht wieder zum Vater: Dadurch daß ich jetzt hier bin, bist du auch nicht mehr bei der Familie. Und das hilft meiner Mutter auch nicht. Hilft ihr auch nicht. Gehst weiter deinen Weg, wie gehabt, machst deine Dinge. Die Mama ist weiterhin unglücklich darüber. Jetzt kann der noch weniger weg, weil sie schon zu zweit sind.
Th.: Ist ein Gefühl bei dir da, wenn du das alles so wahrnimmst? Oder bist du ganz abgeschnitten?
Kl.: Ich fühle mich ziemlich abgeschnitten: Ich fühle mich - ja eben diese Vermittlerrolle. Position.
Th.: Laß mal die kleine Kerstin auftauchen.
Kl.: Die zerrt so an beiden: Du zerrst so an Mama und Papa! Die fühlt sich auch noch schuldig. Wie ist denn das für dich, gar nicht gewollt zu sein? Sie sagt: Das wußte sie ja nicht. Aber du spürst doch die Anstrengung irgendwie: Die du vollbringst da! Die Anstrengung müßtest du nicht vollbringen, wenn alles in Ordnung wäre.
Th.: Dann könnte sie sich so entspannt fühlen, wie du zuvor: Aufgehoben, angenommen.
Kl.: Ganz einfach das Kind sein.
Th.: Sie hat es von Anfang an nich kennengelernt so richtig: Berührt dich das, wenn du sie so siehst? Oder ist es dir eher egal, wie es ihr geht?
Kl.: Es berührt mich.
Th.: Sage es ihr.
Kl.: - Die Klientin atment tief. - Das berührt mich, wenn ich dich da sehe, wie du dich herumzerrst und dich anstrengst. Da irgendwie zu vermitteln immer. Aber ich habe es schon so lange so gemacht! Ich habe aber immer noch so sehr das Bedürfnis - ich habe jetzt gerade an meine Geschwister gedacht - meine Energie da zu verwenden, um euch weiterzubringen.- Also ich spüre das so als Aufgabe.
Th.: Okay. Dann geh mal zu dem Zeitpunkt, wo du die Aufgabe gekriegt hast.
Kl.: Bei meiner Zeugung im Prinzip.
Th.: Dann geh dort hin.
Kl.: Da fühle ich mich aber nicht wohl.
Th.: Was spürst du? Beschreibe es mal.
Kl.: Ich spüre einfach, daß das nicht so stimmt zwischen euch beiden. Das ist irgendwo schon gewollt, dieser Akt da. Aber irgendwie stimmt das nicht zusammen, so richtig: Nicht so wie ich mir das vorstelle!
Th.: Sag mal, wie du es dir vorstellst. Wie es schön wär.
Kl.: Ganz innige Liebe halt: Füreinander dasein! Nicht einfach so - so im Moment. Aber nichts was trägt irgendwie, nichts Tragendes, weil es irgendwie gegenseitig anstrengt: Einmal war es für den Papa anstrengend, einmal war es für dich anstrengend!
Th.: Ah ja: Und jetzt sollst du dort hinkommen, und sollst deine Aufgabe übernehmen. Wie ist das für dich?
Kl.: Ich übernehme jetzt die Anstrengung irgendwie.
Th.: Genau. Du solltst es jetzt alles gut machen. Die kleine Kerstin tut es jetzt ausgleichen. Du hast ganz schön was vor. Spür das einmal. Hast Lust drauf? Oder was macht es mit dir?
Kl.: Ich kriege nicht so einen Kontakt zu mir.
Th.: Dann ist das der Ausdruck: Es macht mit dir, daß du keinen Kontat zu dir hast.
Kl.: Ja, weil ich mich immer nach Außen anstrengen muß.
Th.: Sag es ihnen: Und wenn ich diese Aufgabe kriege, verliere ich den Kontakt zu mir. Sag es deinen Eltern.
Kl.: Wenn ich diese Aufgabe kriege, verliere ich den Kontakt zu mir, weil ich dann einfach nicht ich sein kann, weil ich immer dann damit beschäftigt bin, für euch was zu tun.
Th.: Genau. Guck, was du jetzt tun könntest.
Kl.: Dann bin ich jetzt abgeschnitten: Von allen Gefühlen!
Th.: Ja: Wie ist es für deine Eltern? Daß du dich von dir komplett abschneiden mußt! Wenn du auf die Welt kommst, um ihre Aufgabe zu übernehmen? Ist das okay für die?
Kl.: Die verstehen das nicht so richtig. - Die Therapeutin fordert zur direkten Rede aut. - Ihr versteht das nicht! Was ich damit sagen will: Ihr merkt das auch gar nicht!
Th.: Ja. Was machst du jetzt? Spürst dich?
Kl.: Zieh mich zurück.
Th.: Ja, mach das. Erlaube es dir. Guck mal, wohin du dich zurückziehst.
Kl.: Ja, irgendwo ist da das Bild, das so schreit: Ich will aber wieder lebendig sein!
Th.: Ah - ja:
Kl.: Das mischt sich so. Irgendwie habe ich das Bild, wie ich auf ein Kissen haue. Und ich sage: Ich will aber wieder lebendig sein. Aber - ich habe kein Gefühl dazu. Das ist komisch: Aber das Bild habe ich.
Th.: Erlaube dir ruhig mal beides da zu stehen, es scheint bei dir auf der Kippe zu stehen. Du hast das Bedürfnis wegzutriften, zurückzuziehen, aber auch schon eine Vorstellung von Lebendigkeit. Laß beides da sein. Guck einmal, was stärker ist.
Kl.: Das Wegtriften ist dieses eben sich nicht anstrengen müssen: Dieses ach - endlich mal zurückziehen! Und ruhe haben.
Th.: Dann sag: Ich will mich nicht mehr anstrengen! Ich will endlich meine Ruhe haben.
Kl.: Das stimmt auch nicht so ganz: Ich will. Was will ich denn? Was will ich den eigentlich? Ich will lebendig sein!
Th.: Ja - Anstrengung ist ja vielleicht ganz okay, aber für dich.
Kl.: Anstrengung kann ja auch anspornen. Anstrengung ist für mich - ist für mich okay: Aber so eine entspannte Anstrengung. So eine Power. Und nicht dieses verkrampfte Bemühen!
Th.: Ja - verkrampf mal. Mach mal. Spür mal, wie du dich bemühst. Sei die kleine Kerstin, die sich verkrampft und an-strengt und bemüht. Geh da mal ein bißchen rein. Spür mal diese Angstren-gung. Du mußt es schaffen, sie zu versöhnen. Spann dich ruhig noch mehr an - Kerstin! Sonst schaffst du es nicht. - Entsprechende Musik ist eingespielt. - Streng dich an. Noch mehr. Streng dich noch mehr an. Wie ist das für dich?
Kl.: Das ist für mich ein anspannender Zustand. In den Küche und im Wohn-zimmer hin- und herrennen. Und an denen herumtrommeln. Und die reagieren nicht.
Th.: Sage es ihnen: Ihr reagiert nicht!
Kl.: Ihr reagiert nicht. Ihr seid ganz mit euch beschäftigt. Ihr kriegt meine Bemühung auch gar nicht mit. Ihr wollt euch auch nicht aufeinander zubewegen. Dann brauch ich mich auch nicht anstrengen.
Th.: Stimmt eigentlich!
Kl.: Aber ich fühl mich so nicht wohl bei euch. Da ist so eine Atmosphäre. Der Eine getrennt da. Der Andere getrennt da. Und ich dazwischen fühle mich nicht wohl. Ich möchte, daß ihr schön Kontakt habt zu euch. Dann könnt ihr auch in Kontakt gehen zu mir.
Th.: Ja. Genau. Sobald sie anfangen Kontakt zu haben, kannst du anfangen mit dir in Kontakt zu gehen so richtig.
Kl.: Das ist immer noch dieses Abhängigkeitsverhältnis. Schwester, Va-ter, Mutter. Es betrifft eigentlich alle drei.
Th.: Sage es ihnen.
Kl.: Nur dann wenn es euch gut geht, nur dann kann es mir gut gehen. - Thera-peutin stimmt zu. - Ich bin immer noch in dieser Abhängikeit, daß ich von euerm Gutgehen abhängig bin. Wenn es meiner Mutter nicht gut geht, und sie immer noch schwindelt, und nichts machen kann, mache ich das genau so. Wenn es dir, meiner Schwester schlecht geht, bin ich auch in meiner Trauer. Toll!
Th.: Super!
Kl.: Scheiße!
Th.: Wenn da nicht absehbar ist, daß es ihnen nicht gut geht, wird es dir für das restliche Leben auch schlecht gehen.
Kl.: Ja. Ja - aber muß ich jetzt ablegen, das ...
Th.: Nicht überlegen, nicht überlegen: Guck sie dir an! Spür deine Abhängig-keit. Kannst du dich noch so viel ab-strampeln. Denen geht es schlecht. Wenn es ihnen schlecht geht, dir auch. Ja.
Kl.: Ich habe unheimlich Lust einmal aufzuhauen.
Th.: Ja, mach es!
Kl.: Scheiße.
Th.: Anstatt dich zu bemühen, daß es ihnen gut geht, kannst du dich jetzt bemühen, daß es ihnen richtig schlecht geht.
Kl.: - Aus der Klientin bricht in ein kräftiges Lachen heraus. - Scheiße!
Th.: Denen geht es nicht schlecht genug: Mach einmal das Gegenteil. Schau hin.
Kl.: Euch geht es ja gar nicht schlecht. - Sie haut richtig auf. - Ich strample mich ab. Jetzt zeige ich euch, wie das ist, wenn es euch schlecht geht. - Die Therapeutin unterstützt das Hauen mit zustimmenden Jarufen. - Das geht mir schon total am Geist: Diese Hilflosigkeit in die ihr euch entzieht. - Es sind nicht alle Worte zu verstehen. - Nur jammern. Sie sehen aus wie Salzsäulen. Und ihr starrt oder geht in die Hilflosigkeit. Ich fühle mich dann hilflos.Wenn ihr in die Hilflosigkeit erstarrt, dann fühle ich mich auch ganz klein und hilflos: Dann weiß ich nicht mehr, was machen! Was ich tun soll, daß es euch gut geht. Bin ich verantwortlich dafür, daß es euch gut geht. Wie soll ich das überhaupt hinkriegen. Das ist mir auch nicht im Klaren. ...
Th.: Spüre dich einfach: Du bist hilflos, du schaffst es nicht! Hast du so viel probiert jetzt. Du schaffst es nicht. Sage es ihnen, daß du es nicht schaffst. - Betroffenes Schwei-gen. -
Kl.: Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Th.: Sage ihnen das.
Kl.: Was soll ich denn noch tun, damit ihr einmal in die Gänge kommt, damit es euch besser geht, damit es mir besser geht? Wieso habe ich eigentlich die Aufgabe dafür zu sorgen, daß es euch gut geht? Wenn es euch gut geht, geht es mir auch gut. - Die Klientin sagt erstmals richtig heftig: - Ihr könnt aber was dafür tun, daß es euch gut geht. Genau. Ihr in mir. Zu sehen, daß es euch gut geht, dann geht es mir gut. - Sagt sie aufmerksam denkend. - Habt ihr das jetzt kapiert? Sie gucken mich ganz erstaunt an! Nicht ich muß was tun, damit es euch gut geht, sondern ihr müßt was tun, damit es mir gut geht. - Unverständliche, aber wichtige Worte nicht hörbar.. - Aha. - Sagt die Klientin staunend: Anschei-nend verändert sich gerade was Wesentliches. - Ja, ich bin das Kind, klar! - Eindeutig und entschieden sagt sie das. - Deswegen müßt ihr für mich sorgen: Nicht umgekehrt! Habt ihr die falsche Aufgabe. - Oh - jetzt bin ich ein Baby. ... Ja: Guck mal, wie klein ich bin! Genau. Gut: Jetzt können sie sich sogar zuwenden - einander.
Th.: Sage es ihnen.
Kl.: Ihr könnt euch einander zuwenden - auf mich gucken. - weint
Th.: Ja du bist die Kleine ja.
Kl.: Ja, mich tragen sie jetzt auf dem Arm.
Th.: Wie fühlt sich das an?
Kl.: Das fühlt sich gut an: Aber es kommt sofort wieder der Zweifler, der sagt: Ja das ist jetzt ein schönes Wunschspiel.
Th.: Hol ihn her.
Kl.: Ja klar. Ja. Jetzt ist er auch wieder da. Er sagt aber: Dein Hals! Ich spüre es ja. So ein Kloß im Hals. Druck im Hals: Setze dich mal in ein Bild um. Ja. Ich sehe mich jetzt als Fünf- oder Sieben-jährige und ich frage sie: Hast du was mit dem Druck zu tun? Wo zeigst du? Die zeigt irgendwo hin. Auf wen zeigst denn du? Ich kann es nicht erkennen. Das verschmilzt so. Ich weiß nicht, bin ich das oder ist das meine Schwester? Noch so ein bißchen verwaschen. Bild ... Ach ... Jetzt geht der Druck weiter: Vom Hals auf die Brust! Wer bist denn du, Druck? Statuenbild: Wo kommst du jetzt her? Da zeigt sie einmal hin, die Kleine zeigt immer noch hin. - Ich sehe so die Leute: Aber - wenn meint sie denn jetzt? Ja klar, die Familie - und? Ich verstehe dich nicht. Da steht noch einer dahinter. Ach das ist doch meine Schwester. Und jetzt stehe ich dahinter.
Th.: Wie wirkt dieses Bild auf dich?
Kl.: Da steht die Familie mit dem Baby. Da steht meine Schwester und zeigt auf die Familie. Und dahinter steh ich. - Auf was will sie denn zeigen? Ich weiß das nicht, willst du da mit hingehen? Oder gehörst du da auch dazu? Jetzt nimmt sie mich an die Hand. Geht mit mir auf die Familie zu. Irgendwie so was: Es ist wichtig, daß wir in Verbindung gehen!
Th.: Dann spüre mal, ob du es kannst.
Kl.: Ich suche grad den Impuls.
Th.: Probiere es aus: Laß dich hinziehen von deiner Schwester.
Kl.: Jetzt nehme ich die so in den Arm: Breite meinen Arm aus. Ich spüre schon, das könnte wichtig sein, aber ich habe kein Gefühl dazu.
Th.: Dann sag ihnen das ehrlich: Ich spüre euch nicht!
Kl.: Wie auch immer: Ich weiß, daß ihr wichtig seid für mich. Aber irgendwo sind meine Gefühle zu euch noch abgeschnitten. Irgend eine Angst klebt noch dazwischen.
Th.: Dann laß die Angst dazwischentreten. Zwischen dir und der Familie. Als Gestalt oder Symbol. Stell sie richtig dazwischen. Oder klebe sie dazwischen.
Kl.: ... Ich weiß, es ist was Schwarzes.
Th.: Was Schwarzes? Groß? Klein? Kannst du mehr erkennen? Oder ist es einfach nur schwarz?
Kl.: Ja, so eine schwarze Gestalt. Mit einem weiten Mantel. Der deckt jetzt alle ab.
Th.: Sage es ihm.
Kl.: Du deckst jetzt ab von mir, und schneidest mich ab von ihnen.
Th.: Hast du ein Gefühl zu ihm? - Klientin verneint. - Sage es ihm.
Kl.: Ich habe auch kein Gefühl zu dir, daß du zu mir gehörst.
Th.: Frage ihn, ob er zu dir gehört.
Kl.: Gehörst du zu mir? Jetzt hat er mich gestumpt! Klar.
Th.: Wohin hat er dich gestumpt?
Kl.: Am Kopf.
Th.: Frage ihn einmal, ob er etwas mit deiner Übelkeit und mit dem Übergeben zu tun hat.
Kl.: Hast du was mit der Übelkeit und mit dem Übergeben zu tun? Es hat alles damit zu tun.
Th.: Was machst du jetzt?
Kl.: Jetzt habe ich ihneinmal herausgenommen. Du bist jetzt nur noch so eine Vogelscheuche, so eine Holzpuppe. Vogelscheuche.
Th.: Gibt es was Auffälliges an ihm?
Kl.: Das ich ihn gleich wegschmeiße, als wäre er nicht echt. - Jetzt bist du zwar weg. Jetzt steht ihr da wie so ein Klumpen miteinander.
Th.: Ist das Baby bei dir? Kannst du mit dem Baby in Kontakt gehen? - Klientin bejaht. - Mache es dann.
Kl.: Jetzt sage ich ihm, daß es keine Angst haben muß: Ich wache schon darauf, daß ... Ich laß es nicht bei den starren Leuten. - Ich laße dich nicht bei den starren Leuten, die meine Familie ist. Du darfst so sein, wie du bist. Du darfst so sein, wie du gerne bist. Wie du willst. Mußt keine Aufgabe übernehmen.
Th.: Guck ob das Baby dir glaubt, dir vertraut. Hat das Baby seine Lebendigkeit?
Kl.: Ja. Irgendwie schon. ... Es ist soweit ganz entspannt. Es strampelt ein biß-chen. ... - Eine ganze Passage ist wieder nicht zu hören. - Habe ich euch als Last in mir, wenn ihr so starr da stehen bleibt? So als geballter Felsbrocken. Ist mir ein bißchen mulmig dabei. Also ich kann euch zwar so anfassen, das finde ich nicht schlimm, aber irgendwo ist mir ein bißchen mulmig dabei.
Th.: Bleibe dabei. Berühre sie noch mehr. Laß sie einfach erst mal so wie sie sind. Spür mal so, wie das ist, deine Familie. Guck sie an. Fühl sie.
Kl.: Wenn ich da so drüberstreich, dann wird es auf ein mal weicher wieder.
Th.: Probiere ob du in Kontakt kommst mit ihnen. Mit ihrer Erstarrung.
Kl.: Ich tue mich so schwer. Wenn ich so über euch streiche, in Kontakt gebe, wird es weich. Dann fällt die Starre weg. Könnt ihr nicht für euch selber sorgen, daß es euch gut geht?
Th.: Dazu mußt du jetzt bereit sein, sie zu lassen, wie sie sind.
Kl.: Ah interessant.
Th.: Laß die doch: Sage: Sie sind wunderbar toll, wenn sie so bleiben, wie sie sind. Daß du die Aufgabe damit ablegen kannst, sie zu verändern, sie zu verbinden, in Kontakt zu bringen. Einfach einmal sagen, ja, so seid ihr und gut.
Kl.: ... Manchmal seid ihr starr, wenn ich in Kontakt gehe. Und das andere mal seid ihr weich. ... Wenn ich euch anfasse, dann lasse ich euch, wie ihr seid: Mal starr. Mal weich. ... Ihr dürft so sein. Und ich brauche mich nicht anstrengen. Aber damals hättet ihr mich ruhig mehr be-schützen können. ... Ich habe das Ge-fühl, ihr habt meine Not echt nicht verstanden. ... Mich nicht beschützt vor der Außenwelt. Mich nicht gestärkt. Aber es ist trotzdem auch okay.
Th.: Okay, dann stell dich mal mit ausgeschlagenen Zähnen vor diesem Klum-pen.
Kl.: Ich hätte so gerne, daß ihr mich beschützt. ... Dann werden mich alle auslachen.
Th.: Spüre, daß du eine Steinfamilie hast, die dir nicht hilft. - Die Klientin beginnt zum ersten mal zu weinen. -
Kl.: Ich habe mich so allein gelassen gefühlt. Keiner hat gefragt, wie sich das anfühlt. Dann mußte erst noch der Norbert (ihr erster Freund) kommen als Beweis, daß ich trotzdem noch liebenswert bin.
Th.: Hole ihn her. Und sag ihm: Du hast gezeigt, daß ich doch noch liebenswert bin.
Kl.: Du hast mir gezeigt, daß ich doch noch liebenswert bin. Auch wo ich so verunstaltet bin.
Th.: Er hat dich total angenommen. Ja.
Kl.: - Die Klientin weint bitterlich. - Mir ist schlecht, Mama. Ich brauche euren Schutz.
Th.: Sage es ihnen. Ja. Sage ihnen, mir ist schlecht. Du mußt kotzen. Und sage es deinen Eltern. Verstecke dich nicht. - Kerstin weint so schmerzvoll, daß einem die Tränen kommen und die Haare zu Berge stehen. - Sage es ihnen: ... - Sie kann nicht, weil sie weint und der Schmerz fast nicht herauskommen kann. Plötzlich verwandelt sich die Familie der Klientin und ist bereit, sie in den nächsten Wochen zu beschützen, bei ihr zu sein. Sie soll ihre Familie direkt ansprechen.
Kl: Ihr seid ... da hinter mir. ... Und jetzt? Papa sagt immer zu mir, alles wird gut: Scheiße! ... Alles wird gut. Ich weiß nicht, ob ihr euch jetzt gerade lustig macht über mich. Oder? ... Wir haben ja Zeit. Sagen die alle: Du bist der Boß. - Lachen. -
Th.: Dann frag die, ob du jetzt von deiner großen Aufgabe entbunden bist. ...
Kl.: Bin ich jetzt von meiner Aufgabe entbunden? Sie sagen: Ja, weil sie hätten jetzt ihre Aufgabe erkannt, daß sie dafür zu sorgen hätten, daß es mir gut geht.
Th.: Sage: Sie haben einiges nachzuholen.

Kl.: Ich will mich einmal ganz entspannen: Ich mache die Augen zu. - Genieße das, sagt die Therapeutin, während die passende Musik spielt. - ... Das war das ganz tiefe Ja dazu. ... Jetzt werfen sie alle ihre drei Eimer aus dem Fenster: Und die fliegen alle weg! (Die Eimer stehen für die Übelkeit und das Übergeben.)

- Ja. Jetzt entspannt sich aber alles.- Das ist gut.

Th.: Sollen wir es so stehen lassen?

Kl.: Ja.