Körper (153)

Die Klientin leidet seit über 30 Jahren an Diabetes und - wie in dieser Sitzung deutlich wird - an einer stark ausgeprägten Körperfeindlichkeit. Sie kämpft ständig gegen ihren Körper, mit der Folge, dass dieser „zurückschlägt“ und immer wieder neue Beschwerden und Krank-heiten „produziert“. In dieser Sitzung scchließt die Klientin Frieden mit ihrem Körper und kann ihn endlich so annehmen wie er ist. Sie sieht ihn nicht länger als Feind.


Die Klientin befindet sich an einem Strand, liegt im Sand und fühlt sich wohl. Es stört sie allerdings, daß ihr Körper nicht tut, was sie möchte.
Kl: Körper, du produzierst manchmal Dinge, die mir unangenehm sind, wie z.B. Herpes oder die Harnwegsinfektion, die gar keine war. Die kann ich dir nicht anlasten, denn es war ein Reinigungs-prozeß. Aber du machst alles so heftig.
Th: Gib deinem Körper Gelegenheit zu antworten oder schau, wie er reagiert.
Kl: Er reagiert nicht. - Die Klientin nimmt wahr, daß der Körper im Moment viel Energie hat. Er drückt es dadurch aus, daß er die Sanddüne hinunterrollt. - Du machst hier irgendwelche sinnlosen Spielchen! Ich hätte gerne meine Krank-heiten gelöst! - Jetzt liegt er auf dem Rücken nach dem Motto: Es ist mir egal, was du willst.
Th: Er scheint sich nicht darum zu kümmern, was du willst. Seid ihr irgendwie getrennt voneinander? Er ist ziemlich autonom.
Kl: Es scheint so zu sein.
Th: Wenn das so ist, soll er die rechte Hand heben, wenn nicht, die linke Hand.
Kl: Er hebt sie beide.
Th: Er soll dir zeigen, wo er sich getrennt von dir fühlt.
Kl: Er steht jetzt auf ... und was von ihm rüberkommt, ist so etwas wie: laß mich in Ruhe! - Warum soll ich dich in Ruhe lassen? Was magst du nicht an mir? - Er sagt: Du magst ja auch einiges nicht an mir. - Ja, ich mag es zum Beispiel nicht, daß ich eine Session nach der anderen mache und es passiert nichts! Absolut nichts! Oder es passieren unangenehme Dinge. Es könnte mal eine schöne Hei-lung geben ... ein schönes Loslassen ... ein schönes Reinigungsritual. Aber alles, was du produzierst, empfinde ich als unangenehm. Ich habe das Gefühl, mei-ne Energie reicht nicht, um dich zu be-einflussen.
Th: Laß ihn doch mal machen, was er machen will.
Kl: Er macht doch nur unangenehme Sachen!
Th: Er kann nur nach Gesetzmäßigkei-ten reagieren. Du kämpfst immer noch gegen diese Unannehmlichkeiten. Was wäre, wenn du mit deinem Körper Frie-den schließen würdest?
Kl: Dazu fehlt mir das Vertrauen. Mo-mentan bin ich auch total angespannt.
Th: Du könntest ihn einmal bitten, dir zu zeigen, was er will oder braucht.
Kl: Er hebt jetzt ab vom Boden und fliegt. Er drückt Leichtigkeit aus. - Wenn du so locker und leicht wärst, könnte ich auch etwas verändern. Du bist nicht so, wie du dich jetzt gibst!
Th: Du schimpfst schon wieder mit ihm. Er zeigt dir, was er kann. Er kann leicht sein. Was passiert mit ihm, wenn du schimpfst? Kommt er herunter oder fliegt er weiter?
Kl: Er fliegt einfach weiter. - Jetzt fliegt er zu einem Stern. Das will ich nicht! - Produziere einmal vernünftige Bilder, mit denen ich etwas anfangen kann!
Th: Du schimpfst schon wieder. Wie reagiert er darauf?
Kl: Es ist alles so träge ... es geht nicht weiter ... entweder du fliegst auf den Stern ... oder du liegst im Sand ...
Th: Was zieht ihn denn auf den Stern? Es kann ja Symbolsprache sein. Was will er dir damit zeigen?
Kl: Er will nur weg von dieser Erde, von diesem Materiellen und hin zum nächsten Stern.
Th: Also ganz tief verankert, auch im Körper: ich will nicht hier sein. Wenn es stimmt, soll er den rechten Arm heben, wenn nicht, den linken.
Kl: Er hebt wieder beide. Ich komme nicht weiter!
Th: Dann soll er dir einmal zeigen, wa-rum er gerne auf der Erde ist. Was gefällt ihm hier?
Kl: - nach einer langen Pause - Ja, wenn er da liegt und ich lese etwas ... ah, da bekomme ich schon wieder solche Schmerzen im Nacken! Das ist überhaupt nicht schön!
Th: Frage den Körper direkt, warum er dich in einer solchen Situation sabotiert.
Kl: Warum knallst du mir immer dazwischen, wenn es einmal eine schöne Situation gibt? - Er sagt, er ist schon so alt und verbraucht. - Ich fühle mich mo-mentan überhaupt nicht so!
Th: Das würde ich auch zurückweisen. Er muß nicht unbedingt Schmerzen machen.
Kl: Ich tue alles Mögliche für dich und du sabotierst ständig. - Er sagt, ich kann nicht alles mit dem Kopf machen, der Körper tut eben auch etwas. - Es scheint immer das Gegenteil von dem zu sein, was ich will oder was mir guttut. Dann mache ich einfach, was ich will und es ist mir egal, wie es dir geht.
Th: Das klingt nach Dauerfehde. Liebst du deinen Körper?
Kl: Manchmal schon. - Machmal mag ich dich und finde dich schön. Ich weiß auch, daß ich nicht viel dafür tue, daß du so bist wie du bist. Ich nehme es als Selbstverständlichkeit hin. Nur wenn du mir Schmerzen bereitest, finde ich es ätzend. Du bist für mich dazu da, richtig zu funktionieren.
Th: Du müßtest eigentlich gerne mit ihm zusammen sein, ihn lieben, ihn wichtig nehmen, eine Beziehung zu ihm haben.
Kl: Ich weiß nicht, was ich tun soll, damit es anders wird.
Th: Wenn du es wirklich wissen willst, frage ihn.
Kl: Ich weiß nicht, was ich dich fragen soll. Ich möchte einfach mehr Einfluß auf dich haben.
Th: Solange du stärker bist, kannst du ihn konditionieren. Wenn er stärker ist, macht er, was er will. Das ist die Machtebene, die funktioniert nicht. Er ist näher an der Weisheit als du. Er muß so reagieren. - Es kann auch sein, daß er zu dem Stern will und keine Lust mehr hat hier zu sein, weil du ihn nicht liebst. Frage ihn! Wenn es so ist, soll er den rechten Arm heben, wenn nicht den linken.
Kl: Er hebt wie immer beide. - Du bist so unentschieden. Ich kann mich nicht darauf verlassen, daß du stabil und gesund bist.
Th: Laß dir von ihm zeigen, was ihm am meisten weh getan hat.
Kl: - nach einer langen Pause - Ich sehe alle möglichen Stürze und Unfälle.
Th: Frage ihn, welche Grundhaltung dahintersteckte.
Kl: Ich sollte mich erinnern, daß es ihn noch gibt.
Th: Du solltest langsam Frieden mit ihm schließen. Schau, ob die Chance besteht - in dir.
Kl: Ich habe das Gefühl, ich komme ge-gen dich nicht an.
Th: Das stimmt. Er ist stärker. Du kannst ihn benutzen - innerhalb der Gesetz-mäßigkeiten. Wenn du sie nicht berücksichtigst, muß er reagieren. Schau mal, welche Beziehung du wirklich zu deinem Körper hast. Magst du ihn, wie er ist - ganz tief innen.
Kl: Ja, wenn du so wärst, wie ich dich gerne hätte, wäre alles okay.
Th: Das geht nicht. Nur wenn du mit ihm zusammenarbeitest, hättest du die Chance, daß er aufblüht. - Die Klientin erkennt, daß sie ihren Körper nie so akzeptiert hat, wie er ist. Der Therapeut erklärt ihr, daß sich der Körper nur dann verändern kann, wenn sie ihn endlich annimmt.
Kl: Ich spüre einen Widerstand. Ich ha-be Angst, mein letztes bißchen Einfluß, das ich auf meinen Körper habe, auch noch zu verlieren.
Th: Wenn du ihn beeinflußt, heißt es, daß du besser weißt, was gut für ihn ist. Das stimmt nicht. Er weiß es besser. - Lange Pause. - Ihn beherrschen geht nicht. Es funktioniert nur über eine hohe Koope-ration. Jeder Gedanke beeinflußt ihn. Er hat keine Chance, sich abzukoppeln.
Kl: Ich weiß nicht, was ich jetzt tun kann.
Th: Frieden schließen. Aufhören zu kämpfen. Und dann hast du eine Menge zu tun, denn er sagt nicht: Okay, jetzt bin ich wieder in Ordnung. - Die Klientin reagiert verärgert darüber, daß ihr Körper Krankheiten entwickelt hat, wofür sie sich nicht verantwortlich fühlt und ist nicht zur Kooperation bereit.
Kl: Wie soll ich mit dir Frieden schließen können? Du provozierst mich doch, wo du nur kannst. Und arbeitest gegen mich. Soll ich jetzt etwa sagen: Mach’ was du willst.
Th: Das ist eine gute Idee. Wenn du es unterdrückst, macht er eben unangenehme Sachen. Du müßtest alles auflösen, was deinen Körper dazu bringt, daß es ihm nicht gut geht.
Kl: Jetzt tut schon wieder meine Hüfte weh.
Th: Was will sie dir sagen?
Kl: Sie will Bewegung statt Verkrampfung.
- Der Therapeut macht die Klientin darauf aufmerksam, daß sie einfach mehr auf ihren Körper hören soll. Sie meint, daß sie oft nicht unterscheiden kann, welche Informationen vom Kopf und welche vom Körper kommen. - Ich sehe meinen Körper wieder im Sand liegen und denke: Wenn mein Kopf nicht dabei ist, kann sich der Körper nicht einmal bewegen.
Th: Das Bereitschaftspotential ist vorher da. Dann entscheidet der Kopf, ob ja oder nein. Du würdest gut da sein in der Welt, wenn sich der Kopf nicht ständig einmischen würde. Menschen, die im Einklang mit der Natur leben, sind nicht krank.
Kl: Ich habe keine Ahnung, wie das geht. Das ist so, als würde jemand zu mir sagen, ab sofort sprichst du nicht mehr deutsch sondern chinesisch. Ich kann kein einziges Wort.
Th: Dein Körper bringt es dir schon bei, er lebt ja.
Kl: Körper, du könntest mir mal einen Tip geben, wo ich anfangen soll. - Da kommt etwas von “Bewegung”, aber das kann genauso vom Kopf kommen.
Th: Sage dem Körper, er soll es bildlich ausdrücken.
Kl: Es kommen nur Gedanken! - Der Therapeut läßt eine Tür auftauchen und spielt das Geräusch einer sich öffnenden Tür ein. Die Klientin sieht eine Land-schaft, die wie eine wabbelnde, klebrige, eklige Masse aussieht. Sie empfindet es körperlich als sehr unangenehm. Sie fühlt, wie sich ihr Körper verkrampft. Der Therapeut sieht es als Thema, das noch unerlöst ist und rät ihr, in diese Masse hineinzugehen. - Mein Körper wird steif und die Energie verschwindet. Ich kom-me nicht vorwärts und nicht zurück. Es zieht mir die Füße weg.
Th: Erlaube es. Gehe durch.
Kl: - Die Klientin stöhnt. - Es ist, als wür-de mein linkes Bein in die Länge gezogen. - Körper, du fühlst dich jetzt ganz schief an.
Th: Sage deinem Körper: Ich erlaube es dir.
Kl: Ja. - Da ist im Kopf schon wieder das “aber”. - Lautes Stöhnen. Der Thera-peut fordert die Klientin auf, sich von ihrem Körpergefühl zeigen zu lassen, wohin es sie zieht. - Es sind keine Bilder da, nur diese wabbelnde Masse. Ich möchte aufgeben. Ich sehe jetzt einen Berg, aber solche Berge gibt es gar nicht. Ich habe den Eindruck, mein Gehirn produziert nur Unsinn.
Th: Du solltest allem gegenüber, was in dir auftaucht, sensibler und liebevoller begegnen. Du bist ständig gegen die Bil-der, die auftauchen. Damit blockierst du die Energien. Freue dich über die Reali-tät, die du wahrnimmst. Du bist in Kon-takt mit dir.